„Rio bewegt uns“. In der brasilianischen Hauptstadt finden einerseits die Olympischen Sommerspiele statt – und andererseits herrscht viel Elend. Wer beide Pole verbinden will, ist aufgerufen, mit Sport Projekte zu unterstützen.
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2500 Euro für "Rio bewegt uns" brachte der Pax-Bank-Lauf des DJK-Diözesanverbandes Köln. Foto: PR |
Mathis, Coco und Lina sind stolz wie Oskar. Sie halten nicht nur das Schwimmabzeichen in Gold und Bronze in der Hand, sondern bekommen noch eine Urkunde und ein Armbändchen mit Schriftzug „Rio bewegt uns“. Die freiberufliche Sport- und Religionslehrerin Silke Ottow ließ in ihren Kursen Hamburger Grundschüler für Rio schwimmen. „Als ich den Kindern vom Leben in den Favelas, den Elendsvierteln, am anderen Ende des Globus berichtete, waren sie sofort solidarisch“, sagt sie. Infomaterial, Urkunden und Armbänder hat sie sich zusenden lassen. Für jede Klasse überwies die Lehrerin zehn Euro als Spende.
„Ob laufen, schwimmen, wandern oder Rad fahren – der Fantasie, Kilometer zurückzulegen und Geld zu sammeln, sind keine Grenzen gesetzt“, betont Kampagnen-Sprecherin Christina Weise von Adveniat. Ziel sei es, den Blick hinter die Kulissen des Großereignisses zu lenken. Denn die Umsiedlung der Ärmsten oder die sogenannte Befriedung der Favelas widersprächen dem olympischen Gedanken. Daher unterstützt das Bündnis soziale Projekte für junge Menschen. Darunter ein Sport- und Sozialzentrum, einen Kindergarten sowie ein Zirkusprojekt.
Rio bewegt große Gruppen wie einzelne Wanderer
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Margit Haubrich zeigt, wie man auch als Einzelne Gutes tun kann: mit einer gesponsorten Wanderung durch den Saar-Hunsrück-Steig. Foto: privat |
Für ihr traditionelles Pfingsttreffen lieh sich die Landjugendbewegung München und Freising für 20 Euro ein Laufband beim Bündnis aus und suchte Sponsoren. „Um zu überzeugen, sind gute persönliche Kontakte hilfreich“, erklärt der Diözesanvorsitzende Johannes Stopfer. Genauso wie die Zusicherung, den Sponsor in Pressemitteilungen zu erwähnen und seine Werbematerialien bei der Aktion auszulegen. 41 Kilometer legten die jungen Leute zurück, 240 Euro flossen in die Bewegung.
Schon Anfang des Jahres plante Margit Haubrich, Mitarbeiterin im Bischöflichen Generalvikariat Trier, für ihren Urlaub eine 140 Kilometer lange Wanderung durch den Saar-Hunsrück-Steig. „Als ich im Radio die Aufforderung hörte ,Rio bewegt uns – beweg dich auch‘, war klar: Das will ich unterstützen.“ In der Familie, im Freundeskreis, bei Kollegen und über soziale Netzwerke bat die 49-Jährige um Spenden. Die meisten unterstützten sie mit zehn, 20 oder 50 Cent pro Kilometer, manche mit Festbeträgen. Auf diese Weise kamen 1700 Euro zusammen. Unterwegs gab die Wanderin Radiointerviews, verteilte Flyer und beschrieb ihre Motivation auch in einem Blog. „Die Vorstellung, ich müsste wie die Mütter in den Slums von Rio meine Kinder, um Geld zu verdienen, den ganzen Tag alleine lassen, erschreckte mich, und ich musste helfen.“
„Du willst ein Zeichen setzen, dann melde dich an“. So warb der Kolpingjugend Hamburg auf Facebook um Teilnehmer beim „Lauf gegen Rechts“ des FC St. Pauli. In orangefarbenen Kolping-T-Shirts liefen elf Jugendliche für „Rio bewegt uns.“ die Strecke von 7,4 Kilometern rund um die Außenalster. „Es haben nicht nur Mitglieder mitgemacht“, freut sich Diözesanleiterin Kira Sass. Wie viel Geld über Kilometer-Sponsoring zusammenkam, war bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt.
Mit mehr als 7000 Zuschauern besitzt der Pax-Bank-Lauf in Köln Volksfestcharakter. „Als die Rio-Kampagne ausgerufen wurde, konnten wir nicht mehr alles umändern, haben aber Teile in unserem Konzept umgestellt“, erinnert sich Volker Lemken vom DJK-Sportverband Köln. 500 Euro aus dem Erlös des Online-Verkaufs der 44-seitigen Arbeitshilfe „Laufen als Übung für die Spiritualität“ stiftet der Verband, 2000 Euro die kirchennahe Pax-Bank. Um die Ziele bekannt zu machen und die Zuschauer wirklich zu erreichen, mischten sich Ehrenamtliche während des Laufs mit Bauchläden unter die Menge, verteilten gezielt Flyer und beantworteten Fragen.
Bislang legten Engagierte bundesweit mehr als 40 000 Solidaritätskilometer zurück. Und jeden Tag können es mehr werden – wenn sich weiterhin viele bewegen bei Pfarrfesten, Gruppentreffen oder eigens geplanten Aktionen.
Von Heike Sieg-Hövelmann
Informationen und Tipps unter: www.riobewegtuns.de oder hier