Heiliggesprochen für eine vorbildliche Partnerschaft: Das Ehepaar Louis und Zelie Martin wurde in den Heiligenkalender aufgenommen.
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Louis und Zelie Martin sind heiliggesprochen worden. Foto: kna-bild |
Seit zwei Wochen sucht die Bischofssynode über Ehe und Familie im Vatikan nach Antworten auf die Herausforderungen der Zeit. Fast täglich berichten Teilnehmer über hohe Scheidungszahlen und die Bindungsangst von Jugendlichen, über Abtreibung, gewollte Kinderlosigkeit, Polygamie, häusliche Gewalt oder die Familientrennung durch Migration. Erbaulich ist das nicht.
Da war es wohl kein Zufall - und sicherlich Balsam für die Seele so manches Synodalen -, dass Papst Franziskus am Sonntag vor der letzten Beratungswoche ausgerechnet ein Ehepaar für dessen vorbildliche Partnerschaft heiliggesprochen hat. Die Franzosen Louis (1823-1894) und Zelie Martin (1831-1877) sind das erste Paar, das nicht als Märtyrer, sondern für seinen ehelichen Lebenswandel in den Heiligenkalender aufgenommen wurde, gemeinsam mit einem italienischen Priester und einer spanischen Nonne.
Die Eltern der bereits 1925 heiliggesprochenen Therese von Lisieux "haben den christlichen Dienst in der Familie gelebt, indem sie Tag für Tag eine Umgebung voller Glauben und Liebe aufbauten", würdigte Franziskus. In diesem Klima sei die Berufung ihrer Töchter aufgekeimt. Von den neun Kindern erreichten nur fünf Mädchen das Erwachsenenalter - alle fünf wurden Ordensfrauen. Auch Louis und Zelie wollten ursprünglich einem Orden beitreten. Doch ihr mangelte es an Gesundheit, ihm an Lateinkenntnissen. 1858 begegneten sie sich schließlich, heirateten kurz darauf und wurden zu stillen Heiligen des Alltags.
In ihrem Leben findet sich nichts Spektakuläres
Anders als bei vielen anderen Heiligenbiografien findet sich im Leben der Martins nichts Spektakuläres, kein charismatisches Auftreten in der Öffentlichkeit, keine Erleuchtungs-Dramatik und visionäre Prophetie. Ein einfacher Uhrmacher und eine gelernte Spitzenmacherin aus tiefkatholischem Milieu. Neben ihrer Kinderschar sorgten Louis und Zelie auch noch für Bedürftige. Sie starb bereits 45-jährig an Brustkrebs, er 17 Jahre später nach zwei Schlaganfällen. Ein frommes, unauffälliges, kinderreiches Paar wie zigtausend andere im Europa des 19. Jahrhunderts.
Trotzdem verbreitete sich ihr Name nach und nach nicht nur in Frankreich. Sie umgab allmählich der Ruf der Heiligkeit - gerade auch wegen der Bekanntheit ihrer jüngsten Tochter Therese, einer der prominentesten Heiligen der Neuzeit, zu deren Schrein im normannischen Lisieux jährlich zwei Millionen Menschen pilgern. Dass dies der einzige Grund für die Kanonisierung ihrer Eltern sei, hat der Vatikan aber ausdrücklich zurückgewiesen. Zwei Neugeborene mit schweren Defekten wurden nach kirchlicher Überzeugung auf ihre Fürsprache hin medizinisch unerklärlich geheilt. Die beiden Kinder aus Italien und Spanien trugen bei der Zeremonie am Sonntag die Reliquien der neuen Heiligen in den Altarraum.
Heilige, sagt die Kirche, sollen den Gläubigen vor allem als Vorbilder und Ansprechpartner im Gebet dienen. Seit vor 157 Jahren die Hochzeitsglocken für Louis und Zelie läuteten, hat sich die Wirklichkeit von Familie zumindest in Europa stark verändert. Kann das französische Ehepaar in Zeiten von Ein-Kind-Familie und "Double income, no kids"-Pärchen noch realistisches Vorbild sein?
Die Martins der Gegenwart
Doch es scheint sie noch zu geben, die Martins der Gegenwart. Annelise und Olivier Moucadel aus dem französischen Castres sind mit ihren fünf Kindern zur Heiligsprechung nach Rom gereist. Zwei ihrer Töchter haben sie nach Zelie und Therese benannt. Die neuen Heiligen seien eine Hilfe für Familien, meint Annelise, weil sie viel Leid und Schwierigkeiten mit Urfreude und Gottvertrauen durchgestanden hätten. "Das Paar spricht zu uns!" Klar lebe jeder in seinem zeitlichen Kontext. Vorbilder, die sich um ihre Kinder und gleichzeitig um Benachteiligte kümmerten, bleiben die Martins für die Mutter trotzdem.
Segolene und Pierre-Henri De La Fage, aus Toulouse angereist, haben noch keinen Nachwuchs, sehen das aber genauso. "Heiligkeit ist einfacher zu zweit", sagt der Mann. Die Tomelleris aus dem italienischen Verona wiederum haben neun Kinder. Vater Francesco hält die neuen Heiligen für zeitgemäße Beispiele, "weil sie uns zeigen: Wenn Du im Glauben lebst und Dich von Gott leiten lässt, geht es Dir gut".
kna