Gibt es außerbiblische Belege, dass die biblische Gestalt des Moses auf eine historische Persönlichkeit zurückzuführen ist? H. S., Dorsten
Lange galt eine ägyptische Herkunft des Mose als möglich. Nicht umsonst wird er in Romanen und Verfilmungen als ägyptischer Prinz dargestellt, und auch in der neueren Forschung wurde Mose schon mit einem unter Pharao Siptah (12. Jh. v. Chr.) dienenden Schatzmeister Bejah identifiziert.
Allerdings ist das Spekulation. Keine ägyptische Quelle, überhaupt keine Quelle außerhalb der Bibel spricht von ihm. Tatsächlich hat die historische Person des Mose seit Beginn der historisch-kritischen Forschung stark gelitten. Der historische Mose scheint nur als schwaches Wasserzeichen durch die Bibel hindurch. Allerdings hätte es ohne ihn den Mose der Bibel vermutlich nie gegeben.
Fest steht: Geschichtlich müsste ein Mose wohl im 12./13. Jahrhundert v.Chr. gelebt haben. So bezeugt ein Papyrus aus der Zeit Pharao Ramses II., dass Beduinenstämme, die vor einer Hungersnot nach Ägypten flüchteten, auch aus Palästina kamen und für Bauvorhaben als Arbeiter eingesetzt wurden. Vor der harten Arbeit flohen solche Bautrupps gelegentlich und wurden dann von Grenztruppen verfolgt. In diese Situation passt die Erzählung vom Durchzug durch das Rote Meer.
Interessanterweise hat diese ursprünglich gar nichts mit Mose zu tun, sondern berichtet in der ältesten Erzählung von dem Wunder, dass Gott das Meer für die Israeliten austrocknen lässt. Nicht nur an dieser Stelle ist Mose erkennbar später schriftlich in die Erzählungen eingefügt worden. Überhaupt sind die meisten Schriften über ihn 600 Jahre jünger. Für historische Wahrheiten eine nahezu unüberwindbare Zeitspanne.
Wahrscheinlicher als eine ägyptische ist eine midianitische Familiengeschichte des Mose. Denn in Midian (im nordwestlichen Teil des heutigen Saudi-Arabien) finden sich Ursprünge der Verehrung Jahwes, des Gottes Israels. Deshalb spielte Mose wohl in der Übertragung des midianitischen Gottes Jahwe nach Israel eine Rolle. Einen historischen Beweis gibt es jedoch auch hier nicht.
Von Christoph Buysch