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Warum sind die Könige heilig und die Hirten nicht?

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Warum werden die Weisen aus dem Morgenland als Heilige bezeichnet, die Hirten, die zur Krippe geeilt sind und neben Maria und Josef die ersten Anbeter waren, aber nicht? K. R., 57074 Siegen

Die heutige Art von Heiligsprechung gibt es erst seit dem 16. Jahrhundert. Vor allem in den ersten christlichen Jahrhunderten wurden bestimmte Personen irgendwann „heilig“ genannt. Etwa die im Wes-ten sogenannten „Heiligen Drei Könige“.

Dabei waren die keine Könige. Matthäus erwähnt nur „Sterndeuter aus dem Osten“ (2,1), nicht einmal eine Zahl. Das griechische Wort „magoi“ hat mehrere Bedeutungen (Magier, Sterndeuter, Weise) und kann daher später leicht weitere Übersetzungen annehmen. Mit dieser Geschichte sagt Matthäus: Auch die nichtjüdische Welt erkennt Jesus Christus als neuen König der Juden an. Danach veschwinden die Sterndeuter aus der Bibel – und die Volksfrömmigkeit nimmt sich ihrer an.

Sie gibt ihnen Namen – im Westen andere als in Syrien, Armenien oder Äthiopien. Weil Matthäus’ Erzählung auf Psalm 72,10 und Jesaja 60 anspielt – dort bringen Könige Geschenke –, wurden die „magoi“ bald als Könige gedeutet. Über sie gab es regional verschiedene Legenden, in denen sie irgendwann als Heilige bezeichnet werden.

Eine handelt von den Reliquien, die von Jerusalem über Rom nach Mailand gelangten. Von dort wurden die Gebeine der vermeintlich „ersten christlichen Könige“ 1164 mit viel Pomp nach Köln überführt und sehr populär. Weil sie in der Weihnachtsgeschichte vorkommen, wurde ihr Gedenken auf das Fest Erscheinung des Herrn (6. Januar) gelegt.

Die Hirten, von denen Lukas in seinem Evangelium erzählt, tauchen wie die Sterndeuter in der Bibel nicht weiter auf. Aber um sie ranken sich keine bekannteren Legenden. Erst im Mittelalter werden sie wiederentdeckt: bei religiösen Weihnachtsspielen und in den Krippendarstellungen rund um den Stall. Um sie ebenfalls „heilig“ nennen zu können, hätte man ihnen vielleicht Namen geben müssen. Aber das ist nicht geschehen. Hirten sind gut für friedvolle Szenerien, taugen aber nicht als historisch bedeutsame Persönlichkeiten wie Könige.

Von Roland Juchem


Der andere "Trump-Effekt"

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Juden und Muslime rücken nach der US-Wahl zusammen

Es ist noch kein flächendeckendes Phänomen, aber ein kleiner Anfang, der Hoffnung weckt: Nach der Wahl von Donald Trump zum nächsten US-Präsidenten rücken Juden und Muslime in den USA näher zusammen. Vorurteile und Konflikte schieben sie beiseite, um sich gemeinsam gegen Hasskriminalität zu wehren.

"Islamfeindlichkeit ist nicht koscher": Eine jüdische Friedensinitiative stellt sich in den USA an die Seite der Muslime. Foto: imago

Soha Salama (45) ringt noch immer nach Worten, wenn sie von dem Vorfall berichtet. Von dem Unbekannten, der ihr auf dem Weg zur Arbeit aus dem Zug in die Bahnhofshalle der Grand Central Station folgte. Sie als Terroristin beschimpfte. Sich nicht von den anwesenden uniformierten Mitarbeitern der örtlichen Verkehrsbetriebe abschrecken ließ und die Frau mit dem Kopftuch zu Boden stieß. „Du hast hier nichts zu suchen“, schrie er die vierfache Mutter an. Und: Sie solle „nach Hause gehen“. Dabei hat Salama kein anderes Zuhause als New York, die Stadt, in der sie seit 20 Jahren lebt und arbeitet.

Ihr Fall reiht sich ein in eine Serie von Übergriffen auf Minderheiten. Seit der Wahl Donald Trumps zum neuen US-Präsidenten Mitte November stieg ihre Zahl laut Bürgerrechtsorganisationen deutlich an. Das „Southern Poverty Law Center“, eine Nichtregierungsorganisation gegen Rassismus, zählte in den ersten zehn Tagen nach der Wahl landesweit rund 860 Fälle „hasserfüllter Belästigung und Bedrohung“.

 

Hasskriminalität: vermehrte Übergriffe nach US-Wahl

Am Samstag traf es in New York die in Brooklyn geborene Polizistin Aml Elsokary. Als sie nach Dienstschluss ihren 16-jährigen Sohn zu einem Termin brachte und dabei einen Hidschab trug, beschimpfte ein Mann sie als Mitglied der Terrormiliz „Islamischer Staat“. Dann drohte er der Polizistin, die 2014 wegen eines heldenhaften Einsatzes bei einem Hausbrand als Lebensretterin ausgezeichnet worden war, ihr „den Hals durchzuschneiden“.

Nach Angaben von Polizeichef Robert Boyce sind die meisten Opfer von Hasskriminalität Juden oder Muslime. Bürgermeister Bill de Blasio sagt, die Täter fühlten sich durch die Wahl Trumps ermutigt. „Wir müssen auf ihn einwirken“, betonte er. Trump müsse bei seinen öffentlichen Auftritten „mehr dafür tun, die Menschen zusammenzubringen“.

Einige Betroffene wollen sich darauf nicht verlassen – und rücken unterdessen enger zusammen. So etwa die Mitglieder der „Sisterhood of Salaam Shalom“. In der Gruppe sind rund 500 muslimische und jüdische Frauen aktiv, die angesichts von erfahrenen Bedrohungen ihre Differenzen etwa mit Blick auf den Nahostkonflikt hintanstellen. 

Die Initiative geht auf die Marketingexpertin Sheryl Olitzky zurück, deren Mann und beiden Söhne Rabbis sind. „Frauen navigieren durch diese Welt, indem sie Beziehungen aufbauen“, sagt Olitzky. Ignoranz sei eine der Zutaten, die Hass produzieren. „Wir müssen tatkräftig unter Beweis stellen, dass wir alle Amerikaner sind.“

 

Jüdisch-muslimische Gruppe gegen den „Trump-Effekt“

Die Mitglieder der jüdisch-muslimischen Gruppierung lernen nicht nur Neues über die jeweils andere Religion; sie trainieren zudem gemeinsam Selbstverteidigungstechniken und diskutieren über politische Strategien. Falls Trump Ernst macht und Muslime künftig in Datenbanken registrieren lässt, wollen sich viele der jüdischen Mitglieder ebenfalls erfassen lassen.

Ein entsprechendes Vorgehen hatte der Chef der jüdischen Anti-Defamation League, Jonathan Greenblatt, den Mitgliedern seiner Organisation kürzlich bei einer Konferenz empfohlen. Wenn sich Muslime erfassen lassen müssten, so Greenblatt, „ist der Tag gekommen, an dem ich als stolzer Jude mich als Muslim registriere“.

Der Vertreter der Muslime an der Elite-Universität Duke, Abdullah Antepli, interpretiert das vermehrte Zusammenkommen von Juden und Muslimen als den „anderen Trump-Effekt“. Die muslimische Gemeinde sei entschlossener denn je, Konflikte aus der Vergangenheit hinter sich zu lassen.

Tatsächlich treiben Antisemitismus und Islamophobie seit der Wahl Trumps ähnliche Blüten. So entdeckte ein Mitglied des Lehrkörpers an der Universität von Nebraska in Omaha vergangene Woche ein Hakenkreuz, in die Wand der Toilettenkabine gekerbt. Daneben eine antisemitische Schmähung und Trumps Wahlkampfslogan: „Make America Great Again“. 

kna

Maria bewahrte alles in ihrem Herzen

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Lesungen zum 1. Januar (Hochfest der Gottesmutter Maria)

 

Erste Lesung

Der Herr sprach zu Mose: Sag zu Aaron und seinen Söhnen: So sollt ihr die Israeliten segnen; sprecht zu ihnen: Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig. Der Herr wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Heil. So sollen sie meinen Namen auf die Israeliten legen, und ich werde sie segnen.

Numeri 6,22–27

 

Zweite Lesung

Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und dem Gesetz unterstellt, damit er die freikaufe, die unter dem Gesetz stehen, und damit wir die Sohnschaft erlangen. Weil ihr aber Söhne seid, sandte Gott den Geist seines Sohnes in unser Herz, den Geist, der ruft: Abba, Vater. 

Daher bist du nicht mehr Sklave, sondern Sohn; bist du aber Sohn, dann auch Erbe, Erbe durch Gott.

Galaterbrief 4,4–7

 

Evangelium

So eilten die Hirten hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag. Als sie es sahen, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war. Und alle, die es hörten, staunten über die Worte der Hirten. Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach. Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie gehört und gesehen hatten; denn alles war so gewesen, wie es ihnen gesagt worden war.

Als acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, gab man ihm den Namen Jesus, den der Engel genannt hatte, noch ehe das Kind im Schoß seiner Mutter empfangen wurde.

Lukasevangelium 2,16–21

Streit im Malteserorden

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Mit harten Bandagen

Der deutsche Adelige, Albrecht Freiherr von Boeselager, ist von seinen Ämtern als Großkanzler im Malteserorden enthoben worden. Großmeister Matthew Festing setzte bereits einen neuen Großkanzler ein - Boeselager wehrt sich jedoch gegen seine Absetzung. Was ist geschehen?

KNA
Vom Forte de Santo Ângelo aus errichteten die Malteser im 16. Jahrhundert die Haupstadt Valletta auf Malta. Foto: KNA

Für den englischen Großmeister Matthew Festing ist die Sache klar. Er hat den Deutschen Albrecht Freiherr von Boeselager vor knapp zwei Wochen als Großkanzler des Souveränen Malteserordens abgesetzt und einen Nachfolger präsentiert: den aus Malta stammenden John Critien (67). Doch von Boeselager lässt die Sache keineswegs auf sich beruhen. Er sieht sich verunglimpft - und weiter im Amt. Die Ordensverfassung sei durch seine Absetzung verletzt worden.

Noch ist nicht wirklich klar, was sich hinter den Kulissen tatsächlich zugetragen hat. Die Darstellungen Festings und von Boeselagers klaffen maximal auseinander. Der Großmeister begründet die Entlassung mit "schwerwiegenden Problemen", die während Boeselagers Zeit als Hospitalier des Ordens aufgetreten seien, die dieser aber verschwiegen habe. Als Hospitalier war Boeselager von 1989 bis 2014 für die Koordination der humanitären Hilfe verantwortlich.

Boeselager selbst schreibt, ihm werde der Einsatz von Kondomen zur Aids-Verhütung in einem Programm von Malteser International (MI) in Myanmar vorgeworfen. Es habe dort drei Programme mit Vergabe von Präservativen gegeben, die die Landesverantwortlichen "ohne Kenntnis der Zentrale aufgenommen" hätten. Zwei davon habe man nach einer internen Revision sofort eingestellt. Beim dritten sei zunächst eine interne Ethikkommission eingeschaltet worden. Letztlich sei auch dieses Projekt nach einer Intervention der Glaubenskongregation gestoppt worden.

Boeselager sagt, er habe immer wieder betont, dass er sich an die kirchliche Lehre gebunden fühle und Entscheidungen der kirchlichen Autoritäten akzeptiere. Es sei absurd, aus diesem Fall den Vorwurf herzuleiten, er würde die kirchliche Lehre zu Familie und Sexualität nicht anerkennen. Kurioserweise wies Großmeister Festing zuletzt zurück, dass die Kondom-Episode den Ausschlag gegeben habe; diese Angelegenheit sei bereits seit drei Jahren ausgeräumt.

So oder so: Boeselager, seit 40 Jahren Mitglied des Ordens, ist sauer. Das Verfahren zu seiner Amtsenthebung entbehre "jeder rechtlichen Grundlage", heißt es in einer persönlichen Stellungnahme. Er werde sich wegen zahlreicher Regelverstöße an das Ordensgericht wenden.

Was sagt der Vatikan?

KNA

Großmeister Matthew Festing mit Papst Franziskus
im Juni 2016 bei einer Audienz im Vatikan. Foto: KNA

Interessant dürfte die Rolle des Heiligen Stuhls werden. Boeselager rechnet auch dort mit einer Untersuchung des Falls, da auch der religiöse Charakter des Ordens betroffen sei. Der Großmeister behaupte fälschlicherweise, es habe eine Forderung des Heiligen Stuhls zum Rücktritt gegeben. Es gebe aber eine schriftliche Bestätigung aus dem Vatikan, dass eine solche Forderung nie erhoben worden sei.

Unklar ist auch die mögliche Rolle von US-Kardinal Raymond Leo Burke, Kardinalpatron des Ordens. Der 68-Jährige wurde erst 2014 von Papst Franziskus dorthin versetzt. Zuvor - und auch danach - machte Burke vor allem mit franziskuskritischen Statements Schlagzeilen.

Der geschasste Boeselager wertet das Vorgehen von Großmeister Festing als autoritär. Festing habe allen Mitgliedern, die mit dem Vorgehen nicht einverstanden seien, nahegelegt, aus dem Orden auszutreten. Wer öffentlich Kritik äußere, müsse mit Disziplinarmaßnahmen rechnen. Das erinnere ihn "mehr an ein autoritäres Regime als an religiösen Gehorsam", schreibt der Freiherr.

Der beschädigte Ruf eines prominenten deutschen Adligen dürfte der ohnehin bunten Geschichte des Ritterordens einen neuen Mosaikstein hinzufügen. Italienische Kaufleute gründeten 1048 in Jerusalem eine Hospitalbruderschaft, um Pilgern und Kreuzrittern Schutz und Hilfe zu geben. Daraus entwickelte sich bis 1099 ein geistlicher Orden. 1113 verlieh Papst Paschalis II. der «Bruderschaft vom Hl. Johannes dem Täufer» Privilegien - und legte so den Grundstein für ein Imperium.

Heute fühlt sich der Orden autonom wie ein Staat - und wird heute von rund 80 Ländern als Subjekt des internationalen Rechts anerkennt. Zu seinem Gebiet gehören rund 6.000 Quadratmeter exterritorialen Gebietes auf dem römischen Aventin. Damit ist der Orden der kleinste Staat der Welt - kleiner als der Vatikan: mit eigenem Autokennzeichen (SMOM), Briefmarken und Beobachterstatus bei der UNO, im Europarat und der EU.

Derzeit ist der Malteserorden mit 13.500 Rittern und rund 80.000 freiwilligen Helfern in 120 Ländern eine der größten Hilfsorganisationen der Welt. Von der Via Condotti aus koordiniert die Regierung des spendenfinanzierten Imperiums Hilfsprojekte. Weltweit besitzt oder betreibt der Orden Kliniken, Altenheime, Notfallstationen und Sozialeinrichtungen. (KNA)

Reden, bestärken, ermutigen

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Vinzenz-Pforte am Mutterhaus der Vinzentinerinnen in Hildesheim geht ins zweite Jahr

Grillen im Winter? Geht, findet Jeanne Golla, die Leiterin der Vinzenz-Pforte in Hildesheim. Wie vieles andere auch – zum Beispiel, wie selbstverständlich Barmherzigkeit sein kann.

Wintergrillen mit Bratwurst und Stockbrot: So feiert die Vinzenz-Pforte den ersten Geburtstag nach der Wieder-eröffnung im Dezember 2015. Ganz links im Bild: Leiterin Jeanne Golla. Foto: Wala

„Hallo Frank, Futter für deine Hunde ist da hinten, vorne gibt es die Bratwurst“: Jeanne Golla kennt ihre Besucher: Seit einem Jahr leitet die 37-jährige Sozialarbeiterin die Vinzenz-Pforte zwischen dem Mutterhaus der Kongregation der Vinzentinerinnen und dem Altenheim St. Paulus des Ordens. Die „Pforte“ ist ein Raum mit  Küche, 26 Stühlen, drei Esstischen und zwei Sofas.

Denn in der Pforte gibt es Frühstück und Mittagessen, Duschgel und Handtücher. „Wir sind für Wohnungslose und Bedürftige da“, sagt Jeanne Golla. Und „bedürftig“ definiert sie großzügig: „Hier muss sich niemand ausweisen.“

Vor einem Jahr haben die Vinzentinerinnen nach dem Umbau des Mutterhauses auch die Vinzenz-Pforte wieder eröffnet. „Anlass genug für eine Geburtstagsfeier“, findet Golla. Gut 100 Gäste kommen – vom Punkerpärchen bis zum emeritierten Weihbischof Hans-Georg Koitz. Domkapitular Wolfgang Voges erinnert in einer kurzen Ansprache an das kürzlich zu Ende gegangene Jahr der Barmherzigkeit, das Papst Franziskus ausgerufen hatte. „Im Dom haben wir deshalb die Pforte der Barmherzigkeit geschlossen – hier ist weiter geöffnet.“

„Immer haben Menschen an die Klostertür geklopft“

„Barmherzigkeit, ganz selbstverständlich“, so definiert Jeanne Golla den Auftrag der Vinzenz-Pforte: „Schon immer haben Menschen an die Tür des Klosters geklopft und um Hilfe gebeten.“ Jetzt kommen täglich um die 30 Besucher, überwiegend Männer. Der jüngste von ihnen ist gerade mal 18, der älteste über 80 Jahre alt. Nicht alle sind obdachlos. Was sie aber eint: „Sie haben wenig Geld und keinen anderen Platz, wo sie sich treffen können.“ Die Vinzenz-Pforte ist zu ihrem Wohnzimmer geworden: Frühstücken, Kaffee trinken, Karten spielen, Zeitung lesen. Und reden: „Am meisten über Politik und Religion“, berichtet Golla.

Hilfe – die erfährt auch Golla selbst. So gibt es eine Stelle für ein Freiwilliges Soziales Jahr. Zudem wird die Pforte seit August von vier Ehrenamtlichen des Malteser-Hilfsdienstes unterstützt: „Wir kümmern uns um die Mahlzeiten, waschen ab, machen sauber und haben einfach ein gutes Wort für die Gäste“, beschreibt Malteser-Diözesanoberin Marie-Rose Freifrau von Boeselager, die selbst in der Pforte Brote schmiert und Kaffee brüht.

„Dadurch kann ich mich intensiver um die Gäste kümmern“, würdigt Golla die Unterstützung der Malteser. Da kommt die Sozialarbeiterin in ihr durch – auch wenn sozialpädagogische Beratung nicht ihr Hauptauftrag ist: „Das ist und bleibt einfach da zu sein, zu reden, zu bestärken, zu ermutigen.“ Kurz: Barmherzigkeit.

Aber dennoch: Die Pforte hat sich zu einem beachteten Punkt in der Hildesheimer Sozialarbeit entwickelt: „Ich bin nah dran an den Besuchern und kann doch immer wieder in andere Beratungseinrichtungen der Stadt vermitteln.“ Und nicht selten treffen sich Sozialarbeiter aus Beratungsdiensten der Stadt mit ihren Klienten in der Vinzenz-Pforte – wohl wegen der  entspannten Atmosphäre.

Firmanden machen Frühstück für die Gäste

Mehr und mehr spielt auch die Seelsorge eine Rolle: „Hier haben schon Firmanden für unsere Gäste das Frühstück gemacht und gekocht“, erzählt Golla. An einem Ort wie der Vinzenz-Pforte können vermeintliche Ängste und Unsicherheiten abgebaut werden: „Hier lernt man sich kennen, hier lösen sich auch Vorurteile schnell auf.“ Golla hofft, dass gerade diese Zusammenarbeit mit Pfarreien noch ausgebaut werden kann.  

In diesen Tagen komme immer wieder die Frage nach Weihnachten auf, erzählt Golla: „Das sind für unsere Besucher gleichzeitig besondere wie schwere Tage.“ Die Furcht vor Einsamkeit ist groß. Deshalb wird die Pforte auch zu den Weihnachtstagen geöffnet sein: „Ich bin mal gespannt, wie wir gemeinsam feiern werden.“ Und Futter für die Hunde wird auch dabei sein ...

Rüdiger Wala

 

Zur Sache

Die Vinzenz-Pforte in Hildesheim (Neue Straße 16) hat montags bis freitags von 8 bis 14 Uhr geöffnet. Frühstück und Duschen sind kostenlos. Für das Mittagessen – das vom sozialen Mittagstisch des „Guten Hirten“ geliefert wird – erbitten die Vinzentinerinnen einen Beitrag von 50 Cent, sofern sich die Gäste das leisten können. Das Angebot finanziert sich zum Teil über Spenden. Auch Sachspenden (Käse, Wurst, Kaffee, Margarine ...) werden immer wieder benötigt. Infos unter Telefon: 0 51 21/109 875
 
 

 

Franziskus verteidigt Reformkurs

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Weihnachtsansprache des Papstes

Papst Franziskus hat vor der Kurie seine Reformvorhaben gegen "böswillige Widerstände" verteidigt. Reformen seien ein Zeichen von Vitalität und notwendig, sagte er in seiner Weihnachtsansprache vor Kardinälen und vatikanischen Behördenleitern am Donnerstag.

KNA
Im Sala Clementina im Apostolischen Palast hielt Papst Franziskus seine Weihnachtsansprache vor der Kurie. Foto: KNA

In seltener Deutlichkeit sprach Franziskus von "böswilligen Widerständen" in der Kurie. Als Leitlinien seiner Reform nannte er mehr Dialogkultur, die Beteiligung von Laien und Frauen an Führungsrollen und eine professionelle Personalentwicklung.

Reform müsse "ein Prozess des Wachstums und vor allem der Bekehrung" sein, sagte Franziskus in der Rede, die als jährliche Grundsatzansprache über den Kurs der Kirchenleitung gilt. Die Strukturveränderung geschehe nicht zum Selbstzweck oder als "Schönheitsoperation, um die Falten zu entfernen", sagte er. "Es sind nicht die Falten, vor denen man sich in der Kirche fürchten muss, sondern die Schmutzflecken."

Hürden auf diesem Weg nannte der Papst "normal, ja heilsam". Neben konstruktiver Kritik, Angst und Trägheit gebe es aber auch "böswillige Widerstände" aus einem "verqueren Geist". Diese Art von Reformverweigerung, die "oft im Schafspelz" daherkomme, verstecke sich "hinter rechtfertigenden und in vielen Fällen anklagenden Worten und flüchtet sich in Traditionen, Schein, Formalität, in das Bekannte". Konkrete Beispiele nannte er nicht.

Für eine stärkere Beteilitung von Frauen und Laien

Als Leitlinien der Reform nannte Franziskus eine klarere Gliederung der Ressorts, die Anpassung an heutige Bedürfnisse und mehr Effizienz durch Bündelung zusammengehörender Themenbereiche. Weiter gehe es um eine "Vereinfachung und Verschlankung der Kurie", auch durch die Aufhebung einzelner Büros. Leitend für die Kurienarbeit seien Subsidiarität und Synodalität. Letztere vollziehe sich in Form von Kabinettssitzungen, aber auch ressortübergreifenden Beratungen und Dialogprozessen innerhalb der Behörden.

Ausdrücklich sprach sich Franziskus für eine stärkere Beteiligung von Laien und für mehr kulturelle Vielfalt aus. Die "Würdigung der Rolle der Frau und der Laien im Leben der Kirche und ihre Integration in Leitungsaufgaben der Behörden" sei sehr wichtig.

Als unerlässlich nannte der Papst eine ständige Fortbildung der Kurienmitarbeiter. Mit der Praxis, ungeeignete Amtsinhaber zu befördern, um sie wegzuschaffen, müsse endgültig Schluss sein. Franziskus nannte diese Gepflogenheit einen "Krebs". Weiter verteidigte er die versuchsweise und befristete Einführung von Änderungen. Dies sei kein Zeichen von Unentschlossenheit, sondern einer "notwendigen Flexibilität, um zu einer echten Reform zu kommen".

Sorgenfalten und helfende Hände

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Rückblick auf das Jahr 2017

Die Kirche im Jahr 2016: Was waren die Themen? Wo gab es gute Nachrichten? Was waren die Probleme? Ein Rückblick.

Die Themen 2016: Der Streit mit der AfD um eine Teilnahme am Katholikentag in Leipzig, die Unterstützung von Flüchtlingen in Deutschland, die ökumenische Pilgerreise und das gemeinsame Reformationsgedenken und das Vermögen der Kirche. Fotos: KNA

"Den Bischöfen ist viel Vertrauen zugewachsen." Der Kasseler Soziologe Heinz Bude war voll des Lobes. Bei der Herbstvollversammlung der Bischofskonferenz im September in Fulda bescheinigte er der katholischen Kirche, gesellschaftlichen Einfluss zurückgewonnen zu haben.

Die Flüchtlingsdebatte hat 2016 die öffentliche Wahrnehmung der katholischen Kirche in Teilen geprägt. Die 27 Diözesen erhöhten ihre Leistungen für Flüchtlinge; Bischöfe und Katholikenkomitee ZdK distanzierten sich von der AfD und warnten vor einer Vergiftung des gesellschaftlichen Klimas.

Allein von Januar bis Ende Juli haben die Bistümer fast 80 Millionen Euro für Flüchtlingsarbeit aufgebracht. 28.000 Flüchtlinge haben laut Kardinal Reinhard Marx in kirchlichen Gebäuden eine Bleibe gefunden. Die Zahl der Hauptamtlichen in diesem Bereich wurde von 5.100 auf 5.900 aufgestockt; die ehrenamtlichen Helfer bezifferte er auf rund 100.000.

Der Münchner Erzbischof scheute sich ebenso wenig wie der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki oder der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, in den Clinch mit CSU-Politikern zu gehen. Er sei "erschrocken und verärgert"über Äußerungen, die nur darauf abzielten, wie Deutschland Flüchtlinge loswerden könne, so Marx.

 

Die AfD und der Katholikentag in Leipzig

Immer wieder grenzten sich Kirchenvertreter von der AfD ab, um gleichzeitig zu betonen, dass die Ängste der AfD-Wähler ernst genommen werden müssten. Heftig diskutiert wurde dieser Kurs im Umfeld des 100. Deutschen Katholikentags in Leipzig: Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, erklärte, er habe es nie bereut, keinen Vertreter der AfD nach Leipzig eingeladen zu haben.

Ein Jahr nach der Weltfamiliensynode im Vatikan diskutiert die Kirche in Deutschland weiter kontrovers über die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion. In seinem Schreiben "Amoris laetitia" erklärte der Papst, wiederverheiratete Geschiedene könnten in einigen Fällen auch die "Hilfe der Sakramente" in Anspruch nehmen. Konservative Katholiken, darunter die Kardinäle Joachim Meisner und Walter Brandmüller, fragten, ob der Papst wirklich mit einer Fußnote die kirchliche Lehre relativieren könne. Kardinal Reinhard Marx erklärte demgegenüber, natürlich habe sich hier "die Tür geöffnet". Eine Diskussion, die 2017 sicher weitergehen wird.

Zum Auftakt der 500-Jahrfeiern der Reformation demonstrierten die Kirchen ökumenische Nähe. Dazu gehörte eine Pilgerfahrt evangelischer und katholischer Bischöfe ins Heilige Land - die im Nachhinein ein wenig überschattet wurde durch eine missverständliche Geste des Kreuzablegens auf dem Tempelberg. Viel beachtet wurde die gemeinsame Erklärung von EKD und Bischofskonferenz zum Reformationsgedenken 2017: Es soll ein ökumenisches Ereignis werden, und dazu bedürfe es einer Aufarbeitung der von Feindschaft und Polemik gezeichneten gemeinsamen Geschichte. Die Erinnerung solle "von einem Mittel der Abgrenzung zu einem Mittel der Versöhnung werden".

Schlagzeilen machten die Finanzberichte einiger Bistümer. Da lag der Vergleich mit Bundesliga-Tabellen nah: Als Spitzenreiter erwies sich das Erzbistum München-Freising mit einer Bilanzsumme von 6,26 Milliarden Euro; es folgten Paderborn mit 4,16 Milliarden Euro und die Erzdiözese Köln mit 3,52 Milliarden Euro. Unter dem Eindruck des Skandals in Limburg legten nahezu alle Diözesen 2016 Finanz- oder Vermögensberichte nach Vorgaben des Handelsgesetzbuchs vor. Allerdings sind sie weiterhin untereinander schwer vergleichbar.

 

Finanzsorgen bei kirchlicher Zusatzversorgungskasse

Weniger glänzend präsentierte sich die unter Druck geratene Kirchliche Zusatzversorgungskasse KZVK - immerhin einer der größten privaten Finanzierer von Betriebsrenten und eines der wertvollsten kirchlichen Unternehmen. Die Kasse mit Sitz in Köln ist für die betriebliche Altersversorgung von rund 1,2 Millionen Beschäftigten der Kirche und der Caritas in Deutschland zuständig. Der Verband der Diözesen beschloss umfangreiche Reformen - etwa eine neue Organ- und Aufsichtsstruktur. Zudem beschloss die KZVK, die Beiträge der Arbeitgeber schrittweise bis 2024 auf 7,1 Prozent zu erhöhen. Zumindest bei der Caritas sollen sich auch die Versicherten selbst künftig beteiligen.

Sorgenfalten rief die im Sommer veröffentlichte Statistik zu Kirchenaustritten hervor. Diese gingen zwar zurück, doch blieben sie auf hohem Niveau. 2015 kehrten 181.925 Katholiken ihrer Kirche den Rücken. Die Quote der Gottesdienstbesucher ging auf 10 Prozent zurück. Deutlich wurde, dass die Kirche auch ein demografisches Problem hat: Den 167.226 Taufen standen 254.260 Beerdigungen gegenüber.

Innerhalb der Bischofskonferenz setzte sich der personelle Wandel fort: Der Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, trat ebenso in den Ruhestand wie der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff. Der Münsteraner Weihbischof Heinrich Timmerevers wurde zum Oberhirten von Dresden-Meißen ernannt, der Generalvikar des Bistums Trier, Georg Bätzing, in Limburg zum Bischof geweiht. Nachfolger Mussinghoffs wurde der Trierer Weihbischof Helmut Dieser.

kna

"Eine ganz besondere Zeit"

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Rauhnächte laden zur Besinnung ein

Es ist eine besondere Zeit, diese Tage "zwischen den Jahren". Zeit für Rückblick auf das Vergangene, Ausblick und Freude auf das neue Jahr und Zeit für Besinnung.

Die Rauhnächte - damals wie heute eine Zeit der Besinnung und Einkehr. Foto: KNA

Kaum sind die Geschenke ausgepackt und Gans, Plätzchen und Stollen vertilgt, kehrt nach Weihnachten der Alltag ein - oft schneller, als einem lieb ist. In früheren Zeiten ging man in der Zeit der sogenannten Rauhnächte zwischen Weihnachten und dem 6. Januar nicht so schnell wieder zur Tagesordnung über. Einst wurden die zwölf dunkelsten Tage im Jahreslauf - die Nächte nach der Wintersonnenwende - als besonders intensiv erlebt und mit bestimmten Ritualen begangen.

Kälte, Winterstürme, Dunkelheit: Vielen Menschen erschien diese Zeit als bedrohlich und gefährlich. Hinzu kam das Gefühl, sich "außerhalb der Zeit" zu befinden. Denn wurde ein Jahr aus zwölf Mondmonaten berechnet, wurde dieses "Mondjahr" am Jahresende mit dem Sonnenjahr abgeglichen - elf Tage oder zwölf Nächte fehlten am Schluss.

"Der Kalender hatte ein Loch", bringt es der Brauchtumsexperte Manfred Becker-Huberti auf den Punkt, auch wenn er anders rechnet: Denn mit dem 25. Dezember und dem 6. Januar gab es einst zwei Termine, ein neues Jahr zu beginnen; statt "zwischen den Jahren" müsste vielmehr "zwischen den verschiedenen Jahresanfängen" heißen.

 

Zeit des Umbruchs

Hinter dichtem Weihrauchnebel schützt man sich vor 
bösen Geistern - eine Tradition der Rauhnächte. Foto: KNA

Diese zusätzlichen Tage nach der Wintersonnenwende galten als besondere Zeit des Umbruchs und der Unruhe. Einst glaubte man, dass die Gesetze der Natur außer Kraft gesetzt seien, Dämonen und Geister von Verstorbenen über den Himmel zögen und die Grenzen zu anderen Welten fielen.

Gegen die unheilsvollen Übergangskräfte galt es, sich zu schützen - am besten durch Täuschen und Austricksen, "indem man sich hinter undurchdringlichem Weihrauch verbirgt", so Becker-Huberti. Deshalb seien die zwölf Abende eigentlich "Rauchnächte", erläutert der Theologe den Begriff. Sie wurden genutzt, um Haus und Hof zum Schutz vor Dämonen auszuräuchern. Im südlichen Bayern wird um Weihnachten noch immer eine weitere Tradition gepflegt - so ziehen junge, mit unheimlichen Masken verkleidete Männer durch die Dörfer, um böse Geister zu vertreiben. Andere versuchten, die zwölf sogenannten Los-Tage - jeder Tag steht für einen Monat - zum Orakel für das kommende Jahr zu nutzen. Auch das beliebte Bleigießen an Silvester ist heute so ein Orakel.

Verbreiteter war die Segnung der Häuser - wenn die Sternsinger Anfang des Jahres wieder ihr "C+M+B" - Christus mansionem benedicat, Christus schütze dieses Haus - auf Haustüren schreiben. "Das war die Formel gegen Geister", so der Theologe. Die Kreidezeichen seien noch ein Relikt zur "Geisterabwehr". Dahinter stehe die alte Vorstellung, dafür Sorge zu tragen, "dass die bösen Geister nicht über unsere Türschwelle ins Haus kommen können". Auch die lauten Böller an Silvester sollen Dämonen vertreiben.

 

Bilanz ziehen und nach vorne schauen

Auch die Böller und Raketen zu Silvester sollen vor
den bösen Dämonen schützen ...
Foto: KNA

Auch heute bietet sich die Zeit zwischen den Jahren an, Bilanz zu ziehen und nach vorn zu schauen: Die Münchner Heilpraktikerin Vera Griebert-Schröder rät dazu, die Zeit um den Jahreswechsel bewusst zu erleben und den Alltag hinter sich zu lassen. Die Buchautorin ist überzeugt, dass die Rauhnächte "eine ganz besondere Zeit" sind. Sie rät, Belastendes - Streit, Schulden, Unordnung - zurückzulassen. So könne man sich besser "ausrichten, um unbelastet in das neue Jahr reinzugehen".

Auch wenn man nicht an wundersame Mächte glaubt, die an den Rauhnächten aktiv sind - einen Gang runterzuschalten, innezuhalten, Jahresbilanz zu ziehen und sich neu zu orientieren kann nicht verkehrt sein. Viele kirchliche Bildungshäuser laden "zwischen den Jahren" zu einem besinnlichen Jahresausklang ein. Einmal mehr gilt, was Dietrich Bonhoeffer in seinem berühmten Neujahrslied formuliert hat: "Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag..."

KNA


Kabila und der Kardinal

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Neue Herausforderungen für den Kongo

Weiteres politisches Chaos wurde vorerst abgewendet, doch die politische Lage im Kongo bleibt spannungsgeladen. Die katholischen Bischöfe versuchen zwischen der Opposition und dem Präsidenten Joseph Kabila, der über seine Regierungszeit hinaus im Amt bleiben will, zu vermitteln.

Ein Gebet für den Kongo: Die katholische Kirche versucht in der politisch schwierigen Situation zwischen den Lagern zu vermitteln. Foto: kna

Die Erleichterung war Marcel Utembi Tapa anzumerken. Man habe, so der Vorsitzende der Kongolesischen Bischofskonferenz, einen Kompromiss getroffen, der dem Land weiteres politisches Chaos erspare. Am späten Silvesterabend erreichte die katholische Kirche im Kongo mit der Unterzeichnung einer Vereinbarung zwischen den Unterstützern von Präsident Joseph Kabila und Vertretern der Opposition einen Durchbruch in einem politischen Patt, das den zweitgrößten Flächenstaat in Afrika seit Monaten lähmte.

Das Papier hält fest, dass Präsidentschaftswahlen "Ende 2017" abzuhalten sind. Bis dahin soll Kabila im Amt bleiben. Im Gegenzug wird der Präsident dazu verpflichtet, nicht für eine dritte Legislaturperiode zu kandidieren. Ebenso sind bis zu den Wahlen Änderungen an der kongolesischen Verfassung untersagt. Sie begrenzt die Amtszeit des Präsidenten auf zwei Legislaturperioden.

 

Präsident klammert sich an die Macht

Eigentlich endete Kabilas Mandat bereits am 19. Dezember. Doch der Mann, der seit 16 Jahren an der Spitze des Kongo steht, klammert sich weiter an die Macht. Bereits sein Vater Laurent-Desire war bis zu seiner Ermordung im Januar 2001 Präsident des Kongo. Immer wieder gibt es Korruptionsvorwürfe gegen den Clan. Bei den ersten freien Mehrparteienwahlen 2006 wurde Joseph Kabila im Amt bestätigt, eine - allerdings umstrittene - Wiederwahl konnte er 2011 ebenfalls für sich entscheiden.

Die katholische Kirche, der rund die Hälfte der 77,5 Millionen Kongolesen angehört, gilt als ausgleichende Autorität in dem Land. Schon allein deshalb, weil sie als einzige Institution im Lande ihre Entscheidungen "von der Spitze der Hierarchie bis zur Basis durchsetzen kann", wie Kongo-Kenner Bob Kabamba von der Universität im belgischen Lüttich erläutert. Und so war es letztlich Kabila selbst, der in der Krise auf die Kirche als Vermittler baute.

Das Verhältnis des Präsidenten und seiner Familie zur katholischen Kirche ist schillernd und ähnlich komplex wie die im Vorfeld der Vereinbarung geführten Gespräche, die ursprünglich auf drei Tage angesetzt waren, tatsächlich aber drei Wochen dauerten. Kabila selbst ist Protestant, seine Frau Olive Lembe katholisch - und steht laut Darstellung des französischen Magazins "Jeune Afrique" dem Kardinal von Kinshasa, Laurent Monsengwo Pasinya, nahe. Der wiederum gilt als einer der gewichtigsten Gegner des Kurses von Kabila. Und dürfte neben dem Bischofskonferenz-Vorsitzenden, Erzbischof Utembi, eine wichtige Rolle bei den Verhandlungen gespielt haben.

 

Der "kongolesische Wojtyla"

Kardinal Laurent Monsengwo Pasinya
Foto: KNA

Als "kongolesischer Wojtyla" werde er nicht nur von Katholiken auf dem afrikanischen Kontinent verehrt, schrieb unlängst die französische Zeitung "La Croix"über den 77-Jährigen. Der Vergleich mit dem späteren Papst Johannes Paul II. ist vielleicht ein wenig hoch gegriffen. Aber unbestritten ist, das Kardinal Monsengwo auch außerhalb des Kongo hohes Ansehen genießt. So berief ihn Papst Franziskus in den Kardinalsrat ("K9") zur Reform der Kurie.

Vor einer Woche forderte Monsengwo Kabila zum Loslassen auf: "Die Zeiten sind vorbei, als sich jemand nur mit Waffengewalt an die Macht klammern und sein eigenes Volk töten konnte!", wetterte er in seiner Weihnachtspredigt, die in vielen Kirchen des Landes verlesen wurde. Gut möglich, dass dies den Präsidenten zum Einlenken brachte, dessen Anhänger Präsidentschaftwahlen eigentlich erst für das Jahr 2018 in Aussicht stellen wollten. Nun könnten also schon in diesem Jahr die Weichen für einen Neuanfang im Kongo gestellt werden.

Ob die Vereinbarung, die am späten Silvesterabend unterzeichnet wurde, tatsächlich das Papier wert ist, auf dem sie steht, bleibt freilich offen. Der Leiter der UN-Friedensmission Monusco, Maman Sambo Sidikou, betonte vorsichtshalber schon einmal, es bleibe noch viel zu tun. Es gelte, die politische Stabilität im Land zu sichern, "indem jeder einzelne Punkt dieser neuen politischen Roadmap umgesetzt wird". Die Kirche, das zumindest steht fest, wird wohl auch in den nächsten Monaten eine Schlüsselrolle in der kongolesischen Politik spielen.

kna

Große Gefühle für Gott

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Taizétreffen in Riga

Irgendwo zwischen Großevent und stiller Andacht: 15000 Jugendliche haben beim Taizétreffen in Riga den Jahreswechsel gefeiert.

15000 Jugendliche haben am Taizétreffen
in Riga teilgenommen. Foto: KNA

Jubel brandet auf in der Arena von Riga. Tausende schreien ihre Freude heraus und klatschen in die Hände. Doch kein Eishockeyspiel, kein internationaler Popstar auf der Bühne verzückt das Publikum. Stattdessen sind es die Worte eines recht kleinen Mannes, Anfang 60, in einer reinweißen Kutte. Bruder Alois, der Vorsteher der Gemeinschaft von Taizé, teilt den jungen Pilgern mit, wo das nächste Taizé-Jugendtreffen stattfinden soll.

Bedächtige Worte, eine Kunstpause, Taizé-typische Stille in der Arena, dann die Information: 2017 wird das 40. Europäische Taizé-Jugendtreffen in Basel zu Gast sein. Darauf folgt ein Gefühlsausbruch, ein kurzer Augenblick kontrollierter Ekstase. Eine kleine Schweizer Gruppe auf den Rängen hat ihre Landesflagge mitgebracht, sie wird kurz geschwenkt und dann rasch wieder eingepackt. In der großen Gemeinschaft spielen Nationalitäten keine große Rolle.

Lukas Kundert ist der nächste Redner auf der kleinen Bühne in der großen Arena. Der Schweizer ist Pfarrer am Basler Münster und Präsident der reformierten Kirchen in Basel. "Wir freuen uns auf ein ökumenisches Treffen, das Gemeinsamkeiten statt Unterschiede betont", sagt er. Die Basler seien dankbar, dass die Taizé-Gemeinschaft die Einladung in die Schweiz angenommen habe. Die Stimme gerät ins Stocken. "Ich habe Tränen in den Augen", sagt er. Die Kulisse mit Tausenden beseelten Jugendlichen bewegt auch einen gestandenen Seelsorger.

Emotionaler Höhepunkt der Präsentation ist die kleine Jessica aus Basel, die in kindlichem Englisch in ihre Heimatstadt einlädt. "Wenn nächstes Jahr Gäste zu uns kommen, schlafe ich bei meinem kleinen Bruder im Zimmer, damit wir einen Schlafplatz frei haben." Dazu eine einladende Geste, ein niedliches Lächeln. Das Publikum schmilzt dahin.

 

"Der Heilige Geist weht durch Riga"

Frere Alois, der Prior von Taizé, mit der kleinen Jessica,
die zum nächsten Jugendtreffen nach Basel einlädt. 
Foto: KNA

Emotionen sind ein großes Thema in diesen Tagen der Begegnung. "Der Heilige Geist weht durch Riga. Das Treffen wird von Freude getragen", so nimmt es Bruder Alois wahr. Peteris Betis, Diakon einer baptistischen Gemeinde in Riga, sieht es ganz ähnlich: "Der Heilige Geist ist deutlich wahrzunehmen und belebt uns alle." Der 72-Jährige steht auf der Empore seiner Kirche und lächelt, während unten im Kirchenschiff ein paar hundert der 15.000 jugendlichen Pilger gemeinsam den Jahreswechsel feiern.

Darunter ist auch eine Gruppe aus Leipzig. Die neun Jugendlichen zwischen 17 und 20 Jahren haben ihre Reise selbst organisiert - und sind begeistert von der Gastfreundschaft der Letten. Neben der Gastfamilie, die gleich vier Mitglieder aufgenommen hat, schwärmt Gruppenleiter Kilian Bergauer auch von den spontanen Begegnungen mit anderen Letten: "Die sind alle ein bisschen verrückt, aber super freundlich und hilfsbereit."

Der letzte Gottesdienst des Jahres fällt in der Baptistenkirche freilich sehr musikalisch aus. Gemeinsam werden in der Szene bekannte christliche Popsongs geschmettert. Kneifen gilt nicht: Der Text ist groß per Beamer auf eine Leinwand projiziert, die Melodien gehen schnell ins Ohr. Auch das anschließende «Fest der Nationen» zum Jahreswechsel ist von Musik geprägt. Die Teilnehmer stellen in Ländergruppen bekannte Lieder ihrer Heimat vor. Ein Höhepunkt ist der Chanson-Klassiker "Aux Champs Elysees" von Joe Dassin, den die französische Gruppe zum Besten gibt. Beim Refrain stimmen auch die übrigen Nationen lauthals ein. "Aux" singt hier niemand, stattdessen schallt ein langgezogenes "Ohhhhh" durch das Kirchenschiff. Schallender Applaus für die Franzosen erklingt nach der Darbietung.

Manchem Traditionalisten kann es bei so viel Ausgelassenheit und Emotion schnell ein bisschen zu viel werden. Die Jugendlichen haben aber nicht nur ihr Vergnügen im Kopf. "Uns gefällt am Taizé-Treffen, dass es mehr Gebete und Impulse als bei vergleichbaren Treffen gibt", betont Kilian Bergauer. Mit seiner Gruppe besuchte der 18-Jährige bereits den Weltjugendtag in Krakau. "Das war einfach wie eine große Party. Taizé ist viel stiller."

kna

Docat: Der Christ als Revolutionär?

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Die moderne Fassung der katholischen Soziallehre soll helfen, die Welt besser zu machen

Die Welt zu verändern, aus ihr einen besseren Ort mit mehr Gerechtigkeit, mehr Umweltschutz und weniger Armut zu machen. Nichts weniger als das, ist der Anspruch vom "Docat", einer zeitgemäßen Auslegung der katholischen Soziallehre für Jugendliche, die es jetzt auch in Deutschland als Buch und als App gibt.

Handlungsanweisung für eine bessere Welt

„Docat kommt vom englischen „to do“ und „catechism“. Es handelt sich also um eine Art „How to do“ für junge Christen, "eine Handlungsanweisung, eine Ethik", wie wir aus dieser Welt eine bessere, gerechtere, mit weniger Armut, Not und Krieg, dafür aber mehr sozialer Gerechtigkeit, Nächstenliebe sowie einem sorgsameren Umgang mit der Natur machen können. Mehr noch: Von dem Buch Docat, das Papst Franziskus der Öffentlichkeit erstmals im Sommer 2016 auf dem Weltjugendtag in Krakau vorgestellt hat, und das nun in 32 Sprachen weltweit auf den Markt kommt, verspricht sich das katholische Kirchenoberhaupt (dem Vorwort zufolge) viel. „Wenn ich euch nun einlade die Soziallehre wirklich kennenzulernen, so träume ich nicht nur von Gruppen, die unter Bäumen sitzen …Mein Traum ist größer: Ich wünsche mir eine Million junger Christen, ja eine ganze Generation, die für ihre Zeitgenossen Soziallehre auf zwei Beinen sind“.

Ein Christ, der in diesen Zeiten kein Revolutionär ist, ist kein Christ“.

Die Idee für das Buch geht zurück auf eine Initiative von Papst Benedikt. Dieser hatte der Jugend der Welt 2011 in Madrid bereits den sogenannten Youcat (den Jugend-Katechismus der römisch-katholischen Kirche) geschenkt. Doch während der Youcat, von Papst Benedikt eher als ein Appell an die Vernunft („Ihr müsst wissen, was Ihr glaubt!“) gedacht war, ist der Docat eher etwas fürs Herz, wie es Bernhard Meuser, der Redakteur der deutschen Ausgabe in einem lesenswerten Interview mit dem Internetportal kath.net formuliert. Die katholische Soziallehre gilt vielen noch als großer, zum Teil ungehobener Schatz der Kirche.

Papst Franziskus überreicht Jugendlichen den "Docat". Foto: www.youcat.org

Über den Südamerikaner Franziskus, dem kritische Zeitgeister zuweilen eine gewisse Naivität unterstellen, sagt Meuser. „Ich liebe diesen Papst gerade für seine Einfalt, seinen unbändigen Glauben daran, dass die Welt anders aussehen könnte, wenn die Christenheit nicht in weiten Teilen ein so angepasster, verbürgerlichter, verzagter Haufen wäre. Ganz folgerichtig ist der Docat dann auch gewürzt mit zahleichen, zuweilen recht scharfen Franziskus-Zitaten („Ein Christ, der in diesen Zeiten kein Revolutionär ist, ist kein Christ“).

Youcat: Erfolgreichstes christliches Buch nach der Bibel

Verlegt wird das Buch übrigens von der Youcat-Foundation. Vorgestellt wurde es in Deutschland erst jüngst von der katholischen Politikerin Andreas Nahles (Bundesministerin für Arbeit und Soziales, SPD) sowie dem emeritierten Kardinal Karl Lehmann. Bereits das erste Buch der Youcat-Foundation war mit weltweit sieben Millionen verkauften Exemplaren ein Megaerfolg, um es mal salopp formulieren. Es gilt Fachkreisen inzwischen als das zweiterfolgreichste christliche Buch nach der Bibel. Übersetzt wurde der Youcat inzwischen in 72 Sprachen. Vom Docat sind – Stand heute – bisher „lediglich“ Ausgaben in 32 Sprachen geplant. Neu und anders ist aber, dass es den DOCAT auch als Smartphone-App gibt. Mit der App sollen junge Christen ermuntert werden, sich in Gruppen zusammenfinden, sich sozial zu engagieren. Zudem ist die elektronische Ausgabe des Buches mit 4,99 Euro wesentlich preiswerter als die Gedruckte, die immerhin mit 14,99 Euro „zu Buche schlägt“…

Nur wer sich selbst ändert, kann am Ende die ganze Welt ändern (Screenshot: www.youcat.org)

Wer es dennoch lieber analog mag, geht entweder zu seinem beliebigen, möglichst christlichen regionalen Buchhändler, oder er bestellt sich das Lehrbuch gleich beim „Hersteller“. Die Youcat-Foundation hat zu diesem Zweck längst einen funktionalen Online-Shop eingerichtet. Dort ist – neben Youcat und dem Docat – übrigens auch – für Menschen, die sich erst einmal an das Thema rantasten wollen - ein schöner Tischkalender mit 365 spirituellen Tagesimpulsen zu beziehen.

Ihr Webreporter Andreas Kaiser

"Eine ganz besondere Zeit"

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Rauhnächte laden zur Besinnung ein

Es ist eine besondere Zeit, diese Tage "zwischen den Jahren". Zeit für Rückblick auf das Vergangene, Ausblick und Freude auf das neue Jahr und Zeit für Besinnung.

Die Rauhnächte - damals wie heute eine Zeit der Besinnung und Einkehr. Foto: KNA

Kaum sind die Geschenke ausgepackt und Gans, Plätzchen und Stollen vertilgt, kehrt nach Weihnachten der Alltag ein - oft schneller, als einem lieb ist. In früheren Zeiten ging man in der Zeit der sogenannten Rauhnächte zwischen Weihnachten und dem 6. Januar nicht so schnell wieder zur Tagesordnung über. Einst wurden die zwölf dunkelsten Tage im Jahreslauf - die Nächte nach der Wintersonnenwende - als besonders intensiv erlebt und mit bestimmten Ritualen begangen.

Kälte, Winterstürme, Dunkelheit: Vielen Menschen erschien diese Zeit als bedrohlich und gefährlich. Hinzu kam das Gefühl, sich "außerhalb der Zeit" zu befinden. Denn wurde ein Jahr aus zwölf Mondmonaten berechnet, wurde dieses "Mondjahr" am Jahresende mit dem Sonnenjahr abgeglichen - elf Tage oder zwölf Nächte fehlten am Schluss.

"Der Kalender hatte ein Loch", bringt es der Brauchtumsexperte Manfred Becker-Huberti auf den Punkt, auch wenn er anders rechnet: Denn mit dem 25. Dezember und dem 6. Januar gab es einst zwei Termine, ein neues Jahr zu beginnen; statt "zwischen den Jahren" müsste vielmehr "zwischen den verschiedenen Jahresanfängen" heißen.

 

Zeit des Umbruchs

Hinter dichtem Weihrauchnebel schützt man sich vor 
bösen Geistern - eine Tradition der Rauhnächte. Foto: KNA

Diese zusätzlichen Tage nach der Wintersonnenwende galten als besondere Zeit des Umbruchs und der Unruhe. Einst glaubte man, dass die Gesetze der Natur außer Kraft gesetzt seien, Dämonen und Geister von Verstorbenen über den Himmel zögen und die Grenzen zu anderen Welten fielen.

Gegen die unheilsvollen Übergangskräfte galt es, sich zu schützen - am besten durch Täuschen und Austricksen, "indem man sich hinter undurchdringlichem Weihrauch verbirgt", so Becker-Huberti. Deshalb seien die zwölf Abende eigentlich "Rauchnächte", erläutert der Theologe den Begriff. Sie wurden genutzt, um Haus und Hof zum Schutz vor Dämonen auszuräuchern. Im südlichen Bayern wird um Weihnachten noch immer eine weitere Tradition gepflegt - so ziehen junge, mit unheimlichen Masken verkleidete Männer durch die Dörfer, um böse Geister zu vertreiben. Andere versuchten, die zwölf sogenannten Los-Tage - jeder Tag steht für einen Monat - zum Orakel für das kommende Jahr zu nutzen. Auch das beliebte Bleigießen an Silvester ist heute so ein Orakel.

Verbreiteter war die Segnung der Häuser - wenn die Sternsinger Anfang des Jahres wieder ihr "C+M+B" - Christus mansionem benedicat, Christus schütze dieses Haus - auf Haustüren schreiben. "Das war die Formel gegen Geister", so der Theologe. Die Kreidezeichen seien noch ein Relikt zur "Geisterabwehr". Dahinter stehe die alte Vorstellung, dafür Sorge zu tragen, "dass die bösen Geister nicht über unsere Türschwelle ins Haus kommen können". Auch die lauten Böller an Silvester sollen Dämonen vertreiben.

 

Bilanz ziehen und nach vorne schauen

Auch die Böller und Raketen zu Silvester sollen vor
den bösen Dämonen schützen ...
Foto: KNA

Auch heute bietet sich die Zeit zwischen den Jahren an, Bilanz zu ziehen und nach vorn zu schauen: Die Münchner Heilpraktikerin Vera Griebert-Schröder rät dazu, die Zeit um den Jahreswechsel bewusst zu erleben und den Alltag hinter sich zu lassen. Die Buchautorin ist überzeugt, dass die Rauhnächte "eine ganz besondere Zeit" sind. Sie rät, Belastendes - Streit, Schulden, Unordnung - zurückzulassen. So könne man sich besser "ausrichten, um unbelastet in das neue Jahr reinzugehen".

Auch wenn man nicht an wundersame Mächte glaubt, die an den Rauhnächten aktiv sind - einen Gang runterzuschalten, innezuhalten, Jahresbilanz zu ziehen und sich neu zu orientieren kann nicht verkehrt sein. Viele kirchliche Bildungshäuser laden "zwischen den Jahren" zu einem besinnlichen Jahresausklang ein. Einmal mehr gilt, was Dietrich Bonhoeffer in seinem berühmten Neujahrslied formuliert hat: "Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag..."

KNA

Offen für Menschen im Stadtteil

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Bischof Norbert Trelle weiht an diesem Sonntag die neue Kirche Heilig Geist in Altwarmbüchen

Es ist der erste Kirchneubau im Bistum Hildesheim seit etwa 20 Jahren. In einem feierlichen Gottesdienst wird Bischof Norbert Trelle an diesem Sonntag die neue Kirche Heilig Kreuz in Altwarmbüchen weihen. 

Viel Glas und eine offene Fassade sollen Passanten und Besucher des nahen Wochenmarktes ansprechen. Zwischen den Eingängen zur Kirche und dem Gehweg liegt kaum ein Meter. Der Kirchraum selbst ragt wie ein Stein in der Mitte hervor. Fotos: Gossmann

Die neue Kirche Heilig Kreuz steht im Norden von Hannover in Altwarmbüchen und vereint Kirchraum und Pfarrheim unter einem Dach. Mit dem modernen Kirchenbau will die Pfarrgemeinde Heilig Geist, zu der der Kirchort Heilig Kreuz gehört, eine pastorale Neuausrichtung ihrer Gemeinschaft symbolisieren: Mit einer offenen Fassade und multifunktionalen Nutzungsmöglichkeiten will sie sich noch stärker gegenüber der Stadtgesellschaft öffnen.
 

Indirekte Beleuchtung durch Deckenfenster, raue Wände und warmes Eichenholz – der Kirchenneubau in Altwarmbüchen ist schlicht und wirkt doch sakral. In den großen Rahmen aus Eichenholz verstecken sich mobile Wände, die den Kirchenraum je nach Bedarf vergrößern und verkleinern.

Der Kirchraum kann durch verstellbare Wände eine Größe von 50 oder 150 Quadratmetern einnehmen. Warme Holztöne, schroffer Beton und indirektes Licht dominieren ihn. Alle Eingänge zur neuen Kirche sind ebenerdig, die Kirche liegt direkt am Bürgersteig, sodass Passanten in die Gemeinderäume und Flure schauen können. Im Vorraum der Kirche wird ein Café eingerichtet, in dem die Menschen nach einem Einkauf im gegenüberliegenden Zentrum verweilen können.

Möglich wurde der erste Kirchenneubau im Bistum Hildesheim seit mehr als 20 Jahren vor allem deshalb, weil der Stadtteil mit Neubausiedlungen im Aufbruch ist und Kirche hier weiter präsent sein soll. Die bisherige Kirche, die in den 70er-Jahren eigentlich nur als Provisorium errichtet orden war, hatte aber erhebliche bauliche Mängel. Mit dem Verkauf des alten Grundstückes in unmittelbarer Nähe zum jetzigen Standort konnte ein Großteil der Kosten für einen Neubau refinanziert werden. Nach der Profanierung der alten Heilig-Kreuz-Kirche begannen im September 2015 auch die Arbeiten für die neue Kirche. 

Deren Bau kostet rund 1,9 Millionen Euro, der Verkauf des alten Grundstücks hat 1,03 Millionen Euro erbracht. Die restlichen Baukosten tragen das Bistum Hildesheim und die Pfarrgemeinde Heilig Geist – als Bauherr – gemeinsam. Für die Gemeinde organisieren Ehrenamtliche ein Patenschaftsprojekt für den Neubau, das aktuell schon mehr als 7000 Euro eingebracht hat. Nach der Weihe bietet die Gemeinde auch Führungen durch die neue Kirche an.

Kontakt für Führungen: Pfarrbüro Heilig Geist, Telefon 05 11/ 65 21 01 oder per Internet: www.heilig-geist-hannover.de

 

„Die Kirche ist stark von außen her gedacht“
Interview mit Architekt Oliver Arndt zum Konzept der neuen Kirche

Im Gegensatz zum mobilen Ambo ist der Altar von Heilig Kreuz fest im Boden verankert. Die Kreuze auf seiner Betonoberfläche symbolisieren das Sakrament der Eucharistie. Die Weihe des Altars wird einer der Höhepunkte des Gottesdienstes am kommenden Sonntag sein.

Keine Schnörkel, kaum Figuren oder andere sakrale Kunst: Oliver Arndt vom Architekturbüro Pape & Kost hat die neue Kirche Heilig Kreuz entworfen. Im Gespräch mit der KiZ erklärt er, welches Konzept hinter dem Kirchenbau steht und warum die Suche nach den richtigen Baumaterialien so wichtig war.

Sie haben sich in einem anonymisierten Architektenwettbewerb durchgesetzt und den ersten Kirchenneubau im Bistum Hildesheim seit mehr als 20 Jahren entworfen. Was war Ihnen beim Entwurf dieser Kirche wichtig?

Ausgangspunkt meiner Entwürfe war die Frage, was für die Gemeinde vor Ort wichtig ist. Und da kam immer wieder rüber, dass die Kirche Schwellen abbauen und den Kontakt hin zu den Menschen in Altwarmbüchen ermöglichen soll. Darum haben wir uns von vielen klassischen Merkmalen eines Kirchenbaus entfernt. Es gibt keine große Ansammlung von Zitaten aus der Kirchenbaugeschichte. Aber auch keine ungewöhnliche Kirchenform wie wir sie in den vergangenen dreißig Jahren gesehen haben. Stattdessen haben wir eine frontale Wegkirche gebaut, die durch einen mobilen Ambos und Bestuhlung flexibel nutzbar ist. Die Kirche ist stark von außen her gedacht.
 

Die Madonna mit Jesuskind wurde in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts gefertigt und stammt wohl aus Süddeutschland. Ihre genaue Herkunft und wie sie in den Besitz der Pfarrgemeinde Heilig Geist gekommen ist, bleibt unklar. Die Madonna stand eigentlich in der Kirche St. Bruder Konrad in Hannover-List, die 2013 profaniert und verkauft worden war.

Welche Gestaltungsidee liegt dem Kirchenbau zugrunde?

Die Idee ist, dass der Kirchenraum selbst wie ein Stein eingebettet in dem gesamten Neubau liegt. Der Raum rundherum mit dem Kirchencafé, Foyer und Gemeinderaum ist durch die großen Fensterfronten sehr offen gestaltet. Der Blick wird von außen nach innen gezogen. Die Oberflächen sind glatt gestaltet. Und darin liegt mit einer gröberen Struktur der von außen verklinkerte Kirchenraum. Man soll sehen: Da liegt ein Stein, der nicht 300 Meter hoch ist und schreit, ich bin Kirche. Sondern da liegt ein Stein mit einer Selbstverständlichkeit, dass er hierher gehört – in die Mitte von Altwarmbüchen.

Sie haben viel mit modernen Materialien gearbeitet wie Klinker und Beton und gleichzeitig auch das sakrale Innenleben der Kirche sehr reduziert. Wie kann ein Raum trotzdem als Kirchraum empfunden werden?

Früher bei großen Kirchenbauten spielten Kosten kaum eine Rolle. Bei uns allerdings schon. Also stellte sich die Frage, welche Materialien haben selbst bei schmalem Budget große Wirkung? Gerade bei industriellen Baustoffen besteht die Gefahr, dass sie schnell dazu führen können, dass etwas tot wirkt. Wir arbeiten gerade im Kirchraum mit Materialien, die die Menschen reizen, sie anzufassen. Der Putz im Kirchenraum ist eigentlich ein griffiger Kratzputz für Außenwände, schimmert aber durch einen Eisenglimmer im Licht geheimnisvoll. Dazu im Kontrast erscheint die glatte Spachtelung im Altarraum geradezu wolkig. Das Eichenholz bringt Wärme in den Raum. Durch das Streiflicht aus den Deckenfenstern werden die unterschiedlichen Oberflächenstrukturen betont und der Raum beruhigt.
 

Die Weihwasserbecken in der neuen Kirche wurden vom Kunstschmied Michael Haas aus Hildesheim entworfen und angefertigt. Er hat auch Tabernakel, Reliquienschrein, die Leuchter und das Kreuz an der Außenfassade geschaffen.

Welche Bedeutung hat der Kirchenbau auch für Sie persönlich?

Als klar war, dass ich an diesem Kirchenbau zusammen mit Dombaumeister Norbert Kesseler arbeiten werde, ist mir bewusst geworden, dass das etwas Einmaliges, etwas ganz Besonderes sein wird. An der Universität bekommen Studenten während ihres Studiums immer die Aufgabe gestellt eine Kirche zu entwerfen. Eine Wunderaufgabe, ähnlich wie der Entwurf eines großen Museums, von der alle wissen, dass sie nie Realität werden wird. Und für mich ist diese Aufgabe Wirklichkeit geworden. Das passiert einem nur einmal im Leben.

Fragen: Marie Kleine

Der Geist Gottes kam wie eine Taube herab

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Lesungen zum 8. Januar 2017 (Taufe des Herrn)

 

Erste Lesung

So spricht Gott, der Herr: Seht, das ist mein Knecht, den ich stütze; das ist mein Erwählter, an ihm finde ich Gefallen. Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt, er bringt den Völkern das Recht.

Er schreit nicht und lärmt nicht und lässt seine Stimme nicht auf der Straße erschallen. Das geknickte Rohr zerbricht er nicht, und den glimmenden Docht löscht er nicht aus; ja, er bringt wirklich das Recht. Er wird nicht müde und bricht nicht zusammen, bis er auf der Erde das Recht begründet hat. Auf sein Gesetz warten die Inseln.

Ich, der Herr, habe dich aus Gerechtigkeit gerufen, ich fasse dich an der Hand. Ich habe dich geschaffen und dazu bestimmt, der Bund für mein Volk und das Licht für die Völker zu sein: blinde Augen zu öffnen, Gefangene aus dem Kerker zu holen und alle, die im Dunkel sitzen, aus ihrer Haft zu befreien.

Jesaja 42,5a.1–4.6–7

 

Zweite Lesung

In jenen Tagen begann Petrus zu reden und sagte: Wahrhaftig jetzt begreife ich, dass Gott nicht auf die Person sieht, sondern dass ihm in jedem Volk willkommen ist, wer ihn fürchtet und tut, was recht ist. Er hat das Wort den Israeliten gesandt, indem er den Frieden verkündete durch Jesus Christus; dieser ist der Herr aller.

Ihr wisst, was im ganzen Land der Juden geschehen ist, angefangen in Galiläa, nach der Taufe, die Johannes verkündet hat: wie Gott Jesus von Nazaret gesalbt hat mit dem Heiligen Geist und mit Kraft, wie dieser umherzog, Gutes tat und alle heilte, die in der Gewalt des Teufels waren; denn Gott war mit ihm.

Apostelgeschichte 10,34–38

 

Evangelium

In jener Zeit kam Jesus von Galiläa an den Jordan zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen. Johannes aber wollte es nicht zulassen und sagte zu ihm: Ich müsste von dir getauft werden, und du kommst zu mir? Jesus antwortete ihm: Lass es nur zu! Denn nur so können wir die Gerechtigkeit, die Gott fordert, ganz erfüllen. Da gab Johannes nach.

Kaum war Jesus getauft und aus dem Wasser gestiegen, da öffnete sich der Himmel, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe.

Matthäusevangelium 3,13–17 

Mit Weitsicht und Liebe

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Duderstädter Ursulinen sichern ihren Besitz in einer Stiftung für die Zukunft

Schwester Barbara Wien ist überzeugt: „Unser Glaube bewirkt etwas und zeigt Perspektiven auf.“ Neue Perspektiven hat die Ursulinenoberin auch für ihr Kloster in Duderstadt: Der Konvent überführte seinen Besitz in eine Stiftung.

Nicht nur die Gebäude wie die Liebfrauenkirche, sondern auch das Leben soll mit der neuen Stiftung abgesichert sein, hofft die Konventsoberin in Duderstadt, Barbara Wien. Foto: Johannes Broermann

Die Gebäude und der Geist des Ursulinenklosters sollen damit langfristig gesichert werden, selbst wenn keine Ursulinin mehr in Duderstadt leben sollte. Wichtig war den Schwestern, dass ihre Stiftung neben der kirchlichen Anerkennung, auch eine Stiftung bürgerlichen Rechts ist. Nachdem das Bistum schon zugestimmt hatte, dauerte die staatliche Anerkennung viel länger. Für Schwester Barbara fehlt auch noch der ursprünglich geplante Auftakt. Zwar gab es einen Festakt im Alten Rathaus, „aber eigentlich wollten wir ein Benefiz-Fest feiern und unseren Gästen das Kloster zeigen, vielleicht klappt es in diesem Jahr“, kündigt sie an.

Ihr Auftrag: Erziehung und Bildung der Mädchen

Die Geschichte der Ursulinen in Duderstadt währt schon über drei Jahrhunderte. Im Jahr 1700 zogen sie aus Erfurt in die Fachwerkstadt, auf Einladung des Stadtrats. Die Schwestern sollten sich fortan um Erziehung und Bildung der Mädchen kümmern. Schon damals gab es eine Zustiftung des Magistrats. „Die Stiftung ist keine Neuerfindung, wir lassen den Gedanken wieder aufleben“, sagt Schwester Barbara.

Ab 1735 wurde das Kloster erweitert, die neugebaute Liebfrauenkirche 1890 eingeweiht. Bis in die 1970er-Jahre führten die Ursulinen selbst die St.-Ursula-Schule als Realschule mit Gymnasialzweig und Pensionat. Dann übernahm das Bistum die Trägerschaft der heutigen Integrierten Gesamtschule.

Dem Konvent gehören derzeit neun Schwestern an, von denen sechs in Duderstadt leben. Das gesamte Vermögen verwaltet neuerdings die „Stiftung der Ursulinen Duderstadt“. Damit der Konvent der Stiftung keine Rechenschaft schuldig ist, erhielt er ein Sondervermögen. „So bleibt der Konvent wie bisher bestehen, ist aber gleichzeitig Bestandteil der neuen Stiftung“, erklärt Schwester Barbara. Ohne Stiftungsgründung hätten Stadt und Bistum bei einer Auflösung den Zugriff auf das Vermögen. „Das Ambiente wäre auseinandergefallen“, befürchtet Schwester Barbara.

Für die Ursulinen ist wichtig, nicht nur die Gebäude zu bewahren, sondern auch das Leben darin. „Außerdem soll die Pädagogik der heiligen Angela erhalten bleiben“, sagt Schwester Barbara. „Sie ist heute noch so modern, wie sie nicht moderner sein könnte: viel Weitsicht und Liebe zum Menschen.“ 1535 hatte Angela Merici den Ursulinenorden im oberitalienischen Brescia gegründet.

Sich in Ruhe erholen und neue Kraft schöpfen

Bei der Anerkennung als Stiftung haben alte Urkunden geholfen. Darunter fand sich etwa der Nachweis, dass schon 1866 dem Duderstädter Ursulinenkloster bescheinigt wurde, eine Körperschaft öffentlichen Rechts zu sein. „Der Staat will wissen, was die Stiftung für ihn macht. Jedes Detail muss aufgezählt werden“, sagt Schwester Barbara. Die Genehmigung als kirchliche Stiftung war da einfacher. „Das war eindeutig“,  erklärt die Oberin.

Zu den Angeboten zählt das Seminarprogramm für Gäste. Mit dem seit 1995 bestehenden Gästehaus seien viele Ziele der Stiftung umsetzbar. „Unsere Gäste können sich in Ruhe erholen“, sagt Schwester Barbara. Wer es wünsche, könne ein Gespräch mit einer Schwester führen. So könnten „Dinge, die das Leben schwer machen“, abgelegt und „neue Kraft“ geschöpft werden. Eine ganze Reihe von Stammgästen fühle sich dort wohl. Unter anderem kommen ehemalige Schülerinnen, aber auch Manager aus der Wirtschaft haben das Gästehaus als Rückzugsort entdeckt.

www.ursulinen-duderstadt.de


Aus der Elbtalaue nach Berlin

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Dannenberger „Majestäten“ fahren zum Sternsingerempfang der Bundeskanzlerin

Groß war die Freude in der Pfarrgemeinde St. Agnes in Lüchow-Dannenberg. Die Sternsingergruppe der Filialkirche St. Peter und Paul in Dannenberg hat beim jährlichen Sternsinger-Wettbewerb der Aktion Dreikönigssingen mitgemacht und gewonnen.

Die Dannenberger Sternsinger freuen sich darüber, dass vier von ihnen zum Sternsingerempfang von Bundeskanzlerin Angela Merkel nach Berlin fahren dürfen. Sie vertreten dort das Bistum Hildesheim. Foto: privat

Nun vertreten die kleinen Majestäten aus Dannenberg das Bistum Hildesheim am 9. Januar beim traditionellen Sternsingerempfang von Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin.

Wie auch andere Gruppen aus dem Bistum hatten die Dannenberger Könige beim Preisrätsel der Aktion Dreikönigssingen den richtigen Begriff „Leben“ herausbekommen. Als ihnen dann auch noch das Losglück hold war, stand fest: „Wir fahren nach Berlin!“

„Die Kinder haben sich alle riesig gefreut, auch wenn nur vier von ihnen mit zum Sternsinger­empfang reisen können“, sagt Angela Feldmann, die seit sieben Jahren in Dannenberg die Dreikönigsaktion organisiert.  Für den kleinen Standort „Elbtalaue“ kann sie eine ansehnliche Schar von Sternsingern vorweisen. „Und wir wachsen weiter – für uns ganz selbstverständlich ökumenisch.“

Inzwischen haben die Sternsinger ihre Aufgabe erledigt. Sie haben den Segen des neugeborenen Königs in die Häuser getragen und, wie seit der ersten Sternsingeraktion 1959 üblich, mit Kreide den lateinischen Segensspruch an die Tür geschrieben – oder geklebt: „Christus Mansionem Benedicat“ (20*C+M+B+17). Das heißt auf deutsch: „Christus segne dieses Haus“.

Bistum (kiz). Die KirchenZeitung bietet allen Sternsingergruppen die Möglichkeit, sich mit einem Foto auf der Internetseite www.kiz-online.de zu präsentieren. Eine Auswahl davon wird in der Ausgabe zum 15. Januar abgedruckt. Bitte schicken Sie uns Ihre Fotos mit Angaben zur Gemeinde und einer kurzen Beschreibung per E-Mail an: info@kiz-online.de. Einsendeschluss ist Montag, 9. Januar. Die Fotos müssen eine Auflösung von 200 dpi und eine Mindestgröße von 10x15 Zentimetern haben.

Die Reformation lesen

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Lesestoff fürs neue Jahr

Das Jahr 2017 steht auch im Zeichen des Reformationsgedenkens. Über das, was Martin Luther nachhaltig prägte oder auch nicht, wie er lebte und dachte, über seine Mitstreiter und Gegner informieren zahlreiche Bücher. Eine kleine Auswahl.

Personen und Aspekte der Reformation: Lichtinstallation am Berliner Dom 2015. Foto: epd-bild

 

Luther für Einsteiger

Kurz und knapp, verständlich und dennoch ausgewogen und gehaltvoll fasst der Journalist Martin Thull das Wichtigste rund um das epochemachende Ereignis zusammen. Sehr schön seine zeitgenössischen Vergleichsbilder zu Themen wie Ablass oder Fegefeuer. Kurzum: Ein Büchlein für jedermann – als Einstiegslektüre oder zum Nachschlagen beim Lesen eines größeren Werkes.

Martin Thull: Luther für Einsteiger. Die Reformation in 95 Stichworten. Bonifatius Verlag, 107 Seiten, 9,90 Euro

 

Bilderschwärmerei

Von wegen: Protestanten sind bilderfeindlich. Katharina Kunters Bildband zur Geschichte der evangelischen Christenheit beweist das Gegenteil. Er bietet eine Menge zum Schauen und Schmökern: zeitgenössische Porträts von Reformatoren und Holzstiche zu Ereignissen, heroisierende Historienschinken bis hin zu Fotomotiven heutiger freikirchlicher Erben der Reformation. Eine Menge unbekannter Motive – zumal für katholische Augen – sowie eine chronologische Abfolge der europäischen, später weltweiten Christentumsgeschichte vom 14. bis ins 21. Jahrhundert. Der Stil erinnert an Geschichtsbücher im Schulunterricht, mitunter ermüden die vielen Namen und Zahlen ein wenig. Klar aus evangelischer Perspektive, aber ebenso kritisch gegenüber den Schattenseiten des Protestantismus.

Katharina Kunter: 500 Jahre Protestantismus. Eine Reise von den Anfängen bis in die Gegenwart. Palm, 240 Seiten, 19,95 Euro

 

Der Spalter

Wer noch einmal nachlesen möchte, warum katholische und evangelische Kirche am 12. März 2017 in der Hildesheimer Michaeliskirche einen Buß- und Versöhnungsgottesdienst feiern, dem sei Tillmann Bendikowskis „Der deutsche Glaubenskrieg“ empfohlen. Der Historiker und Journalist zeichnet die Geschichte der deutschen Lande nach, gekennzeichnet von konfessioneller Konkurrenz – im besten Fall – und oft aber offener Feindschaft und Hass. Ein Lehrstück über die oft unselige Vermengung politischer und wirtschaftlicher Interessen, verquickt mit religiösem Pathos und kulturellen Missverständnissen. Am Ende bleibt unter anderem ein Staunen, wie viel Vertrauen und ökumenische Gemeinsamkeit in den vergangenen 50 Jahren wachsen konnten.

Tillmann Bendikowski: Der deutsche Glaubenskrieg. Martin Luther, der Papst und die Folgen. Bertelsmann, 384 Seiten, 24,99 Euro

 

Der Mensch

Gut 700 Seiten ist sie stark, die Biografie Martin Luthers, verfasst von der Australierin Lyndal Roper. Die Historikerin hat in Deutschland geforscht, derzeit lehrt sie in Oxford/England. Ihre Sicht des Reformators ist differenziert, sie nennt seine Stärken und Schwächen, ohne die Widersprüche aufzulösen. Eine lohnende Lektüre für Leser mit Interesse an menschlichen Persönlichkeiten und mit einer Portion Lesekondition.

Lyndal Roper: Der Mensch Martin Luther. Die Biografie. S. Fischer, 729 Seiten, 28 Euro

 

Blick aus dem Süden

Religiöse Konflikte haben oft viel mit kulturellen Unterschieden, Geschmäckern und Selbstverständnissen zu tun. Das wird deutlich bei Volker Reinhardts Lesart des Konflikts zwischen Rom und den Reformatoren. Dazu hat er bislang unbekannte Quellen zur Reformation aus italienischer Sicht ausgewertet. So entstehen keine ganz neue Sicht und Bewertung der Personen und Entwicklungen, aber doch ein Bild, gezeichnet gegen den Strich der eher protestantisch beherrschten Forschung. Mit den von ihm beschriebenen Mentalitätsunterschieden zwischen Nord- und Südeuropäern sind heute übrigens oft auch Katholiken innerhalb ihrer eigenen Kirche konfrontiert.

Volker Reinhardt: Luther, der Ketzer. Rom und die Refor-mation. C.H. Beck, 352 Seiten, 24,95 Euro.

 

Und heute?

Bei früheren Reformationsjubiläen haben sich die Kirchen angegiftet; dieses Mal geben sie eine gemeinsame Schrift heraus. Mit Aussagen, die evangelische und katholische Kirche in Deutschland unterschreiben können: zum Umgang mit der Geschichte, zur Zukunft der Ökumene, zu strittigen Fragen und theologischen Schlüsselthemen wie Glaube und Werke, Freiheit und Autorität, Einheit und Vielfalt. Wertvoll ist der Entwurf für ökumenische Buß- und Versöhnungsgottesdienste. Eine Arbeitshilfe für Multiplikatoren und ökumenisch interessierte Christen.

EKD/DBK: Erinnerung heilen – Christus bezeugen. Ein gemeinsames Wort zum Jahr 2017. 89 Seiten, Bezug: Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Kaiserstr. 161, 53113 Bonn, dbk@azn.de

 

Zusammengestellt von Roland Juchem

Mit Glück, Beharrlichkeit und Käse

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Ein gelungenes Beispiel für Entwicklungshilfe

Mit Milch und Käse zum Erfolg: Das ecuadorianische Andendorf Salinas ist ein Paradebeispiel für gelungene Entwicklungshilfe.

Im Dorf Salinas wird heute vor allem Käse produziert.
Foto: KNA

Früh morgens beginnt Franklin mit der Arbeit. Er melkt seine sieben Kühe und schnallt die Milch in Kannen auf Esel. Dann legt er die halbe Stunde von seinem Hof zur Käserei zurück, wo zwei Arbeiter die gut 50 Liter in einen Behälter schütten und die Menge notieren. Franklin, 38 Jahre, Gummistiefel, blauer Wollpullover, steht wachsam daneben.

Fast alle der rund 1.000 Einwohner des ecuadorianischen Andendorfes Salinas geben hier ihre Milch ab, manche 10, manche 50, manche mehr als 200 Liter am Tag. Bis zu 6.000 Liter kommen so zusammen - und ergeben je nach Sorte mehrere hundert Kilo Käse am Tag. Unter der Marke Salinerito wird er in ganz Ecuador verkauft.

Das abgeschiedene Dorf in rund 3.500 Metern Höhe gilt heute als Paradebeispiel gelungener Entwicklungshilfe. Dem Kerndorf sind rund 30 zum Teil winzige Siedlungen mit insgesamt 10.000 Einwohnern angeschlossen, von 800 bis 4.200 Metern Höhe. Aus der Milch wird auch Schokolade hergestellt, die dorfeigene Spinnerei verarbeitet die Wolle der Schäfer, in niedrigeren Lagen dominiert Ackerbau.

Der Dorfälteste Samuel Ramirez
Foto: KNA

Salinas ist als Kooperative organisiert, alle Produktionsstätten sind Gemeinschaftsbesitz. In Räten wird über Standards und Löhne entschieden. Auch einen fixen Milchpreis hat die Kooperative festgelegt. In der Käserei im Kerndorf liegt er bei 44 US-Dollar-Cent je Liter. Den Bauern garantiert das ein festes Einkommen.

Noch vor 50 Jahren übte hier die kolumbianische Großgrundbesitzer-Familie Cordovez ihr brutales Regime aus. Das Land hatte sie Ende des 19. Jahrhunderts von Ecuadors Regierung bekommen - die dort lebenden Indigenen und Mestizen inklusive.

Don Samuel Ramirez, der Dorfälteste, musste seiner Mutter schon als kleiner Junge in der örtlichen Salzmine helfen, für 20 Cent am Tag. "Das Leben war hart", erzählt der heute 75-Jährige. Kein Strom, kein fließendes Wasser, zwei von fünf Kindern starben. 92 Prozent der Menschen in der Region waren Analphabeten. Vergewaltigungen durch die Landbesitzer gehörten zum Alltag. Öffentliche Auspeitschungen. Erschießungen.

Der Dorfplatz von Salinas
Foto: KNA

In dieser Zeit gelangten auf Betreiben des damaligen Bischofs der Provinzhauptstadt Guaranda zwei italienische Entwicklungshelfer nach Salinas: Beppo Tonello und der katholische Priester Padre Antonio Polo. Es habe Jahre gedauert, das Vertrauen der Menschen zu gewinnen, erzählt der 70-jährige Tonello heute.

Die Großgrundbesitzer indes hätten "schnell verstanden, dass wir ihre Feinde sind", erinnert er sich, erzählt von Prügeln und Sabotage. Geleitet von den Ideen der päpstlichen Enzyklika "Populorum progressio" (Der Fortschritt der Völker) Pauls VI. von 1967, die weltwirtschaftliche Gerechtigkeit als Bedingung für Frieden definierte, entschieden sie sich für gewaltlosen Widerstand.

Bald erhielt das Projekt Unterstützung aus dem Ausland. Das evangelische Hilfswerk Brot für die Welt gab einen ersten Kredit. Mit Geld von außen kauften die Bewohner von Salinas den Grundbesitzern schließlich jenes Land ab, das sie faktisch seit Generationen bewohnten.

Die Käserei
Foto: KNA

"Unser Vorschlag war dann, die Kooperative zu gründen: Schafe und Kühe zu kaufen und nicht mehr in der Mine zu arbeiten", sagt Tonello. Der Beginn war mühsam, Produkte fanden keine Abnehmer - bis ein Zufall den Schweizer Sepp Dubach nach Salinas führte. Der brachte den Menschen bei, Schweizer Käse herzustellen und sorgte für den Marktzugang: Ein Laden an einem zentralen Markt in Quito vertrieb nun den Käse - der Durchbruch.

Nach und nach entstanden Arbeitsplätze in der Verwaltung der Kooperative. Heute verdienen alle Bewohner mindestens den Mindestlohn von rund 370 US-Dollar, niemand jedoch mehr als 1.000. Polo, heute 78, hat das Dorf nie mehr verlassen, ist auch dessen Priester. Beim Rundgang durch Salinas grüßen ihn alle, immer freundlich, manchmal ehrfürchtig. "Wir haben hier immer mit den Menschen zusammengelebt, und das war - glaube ich - fundamental", sagt er.

"Wir mussten verstehen, dass wir den Menschen nicht unsere Mentalität aufzwingen dürfen", ergänzt Tonello. "Sonst klappt gar nichts." Man müsse Respekt haben vor dem Lebensrhythmus vor Ort, nicht zu viel vorschreiben. So gelang es, in Salinas etwas Dauerhaftes zu schaffen; während andere Entwicklungsprojekte nicht selten verkümmern, sobald der Geldstrom versiegt.

Padre Antonio Pollo
Foto: KNA

Auch Salinas erhält bis heute Hilfe von außen. Laut Tonello kann die Gemeinschaft aktuell auf Kredite von rund einer Million Dollar bauen. Deutscher Entwicklungsdienst und Welthungerhilfe engagieren sich mit Freiwilligen. Jedoch habe man immer nur Kredite erhalten, nie Schenkungen, betont Tonello: "Wir wollten, dass die Leute das selbst schaffen und mit dem Prozess wachsen."

Der schweizerische Ökonom Patric Hollenstein, der an der Uni in Quito Solidarische Ökonomie lehrt, hält den Erfolg in Salinas für beispielhaft, weist aber zugleich auf zwei Probleme hin. Zum einen fehle im Vergleich mit anderen Modellen solidarischen Wirtschaftens, die nicht von außen angestoßen wurden, eine stärkere Produktdiversifizierung; zum anderen werde das Modell von einigen wenigen Leuten getragen. "Wenn in Salinas die Einzelorganisationen verschwinden, verschwindet das gesamte Modell", sagt Hollenstein.

"Die entscheidende Frage ist: Was wird aus Salinas ohne Padre Antonio?", sagt auch Tonello. Und ist sich zugleich sicher, dass die Menschen von Salinas all das, was ihre wirtschaftliche Situation betrifft, entschieden verteidigen werden. "Ich weiß nicht, was aus Salinas geworden wäre, wenn Padre Antonio und seine Leute damals nicht hierhergekommen wären", sagt der Dorfälteste Ramirez. "Dass wir heute mit unseren Familien auf unserem eigenen Land leben können und alle Arbeit haben, das macht schon sehr zufrieden."

KNA

Geht doch!

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Kommentar

Den Kopf in den Sand stecken, aufgeben und nur über den Mitgliederschwund in den katholischen Verbänden jammern? Nein - es geht auch anders! Ein Kommentar von Susanne Haverkamp.

Die Mitgliederzahlen sinken. Überall. Die Kirchen haben von 2005 bis 2015 etwa zehn Prozent ihrer Mitglieder verloren, die SPD in zwanzig Jahren knapp die Hälfte. Auch die kirchlichen Verbände schrumpfen. So ist die Katholische Frauengemeinschaft (kfd) mit rund 500 000 Mitgliedern zwar immer noch der größte Verband, hat aber seit 2005 rund zwanzig Prozent Mitglieder eingebüßt.

Nun könnte man sich resig-niert zurücklehnen und sagen: „Ist halt so, kann man nix machen. Verwalten wir den Niedergang möglichst gut“ – und viele sagen das tatsächlich oder handeln zumindest so. Dass etwa Erstkommunionkatechese die Zahl der aktiven Gemeindemitglieder erhöhen soll, wird meist vehement bestritten: es ginge um die Freude an Gott und dem Glauben, nicht um Rekrutierung.

Interessanterweise geht die kfd aber einen anderen Weg. Sie hat eine Kampagne zur Mitgliederwerbung gestartet, durchgeführt von den Mitgliedern in den Ortsgruppen, aber professionell begleitet vom Verband. 25 000 Neuanmeldungen in zwei Jahren ist das eine Ergebnis – damit schafft es die kfd, ihren „natürlichen Mitgliederschwund“ auszugleichen und die Zahlen weitgehend stabil zu halten; in einigen Diözesanverbänden gibt es sogar „Netto-Zuwächse“.

Das zweite Ergebnis ist aber mindestens genauso wichtig: neuer Schwung im Verband. Die Frauen schauen nicht mehr nur „defizitär“ auf die Rückgänge sondern auch auf die Zuwächse und sind stolz auf „ihren“ Verband. Die Aktionen zur Kampagne peppen ein oft eingefahrenes Programm auf und verleihen auch langgedienten Mitgliedern neuen Elan. Geht doch!

Müssen wir uns damit abfinden, nur immer kleiner zu werden? Natürlich gibt es den „demografischen Wandel“, keine Frage. Und natürlich steht Religion nicht mehr so hoch im Kurs wie vor Jahrzehnten. Aber Kampagnen wie die der kfd zeigen: Wer mutig auf Menschen zugeht und tolle Angebote macht, die über das Erwartbare hinausgehen, der kann auch heute noch Erfolg haben. Gemeinden, die einen besonders engagierten Kindergarten, eine tolle Jugendarbeit oder einen besonderen Chor haben, machen diese Erfahrung. Wo sich herumspricht „Da ist die Firmvorbereitung super!“, dorthin kommen die Jugendlichen – auch wenn sie anderswo wohnen. 

Natürlich kann man auch die Theorie vom „Gesundschrumpfen“ verfolgen: Nur die wahrhaft Überzeugten bleiben übrig. Inspirierend ist das aber nicht. Auch nicht für die, die noch dabei sind.

Von Susanne Haverkamp

Kenia ist nur ein Beispiel

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Die Sternsinger sind unterwegs

Die Sternsinger sind wieder unterwegs - in diesem Jahr sammeln sie Geld, um vor allem ihre Altersgenossen in Kenia zu unterstützen.

In diesen Tagen sind wieder die Sternsinger deutschlandweit unterwegs.
Foto: KNA

Ende Januar wird in Washington ein neuer US-Präsident vereidigt. Donald Trump tat den Klimawandel noch vor einigen Jahren als Erfindung der Chinesen ab. Inzwischen scheint der demnächst mächtigste Mann der Welt seine Meinung zu ändern. Trotzdem fragen sich Beobachter besorgt, was wohl aus dem 2015 in Paris ausgehandelten Klimaschutzabkommen wird, wenn sich Trump erst einmal im Weißen Haus eingerichtet hat.

Dass der Klimawandel längst Realität ist, zeigt sich gut 12.000 Kilometer südöstlich vom US-Regierungssitz, in Kenia. Seit Jahren schon sinkt der Wasserspiegel des Turkana-Sees. Eine Ursache sind ausbleibende Regenzeiten. Das größte Binnengewässer des ostafrikanischen Landes verliert deswegen über Verdunstung mehr Wasser, als zugeführt wird. Dadurch kommt es zu Versalzung und Austrocknung.

Für die Anwohner, darunter die Volksgruppe der Turkana, die dem See seinen Namen gab, heißt das unter anderem: Fischfang ist kaum mehr möglich, Wasserstellen für Ziegen und Kamele werden immer rarer, Kinder sind unter- oder mangelernährt, Konflikte um Wassernutzung nehmen zu. Nur einige Gründe, warum das Dreikönigssingen den Klimawandel am Beispiel Kenias in den Mittelpunkt stellt.

 

300.000 Kinder machen mit

Für die weltweit größte Hilfsinitiative von Kindern für Kinder in Not ziehen zu Jahresbeginn bundesweit wieder rund 300.000 als Heilige Drei Könige verkleidete Mädchen und Jungen von Haus zu Haus, um Spenden für ihre Altersgenossen in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa zu sammeln. Der Klimawandel trifft vor allem die Ärmsten der Welt - die zugleich am wenigsten darauf Einfluss nehmen können, wie der Präsident des Kindermissionswerks "Die Sternsinger", Klaus Krämer, betont.

Mit dem Motto "Gemeinsam für Gottes Schöpfung - in Kenia und weltweit!" wollen die Sternsinger den Angaben des Kindermissionswerks und des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) zufolge die Öffentlichkeit zu einem Umdenken beim Konsumverhalten und Lebenswandel aufrufen. Das ist bitter nötig. Denn längst schon kämpfen nicht nur in Kenia Menschen um die nackte Existenz.

Beispiel Philippinen: Spätestens seit dem Taifun "Haiyan" steht der südostasiatische Inselstaat exemplarisch für jene Regionen, in denen die Folgen des Klimawandels schon heute das Leben der Menschen bedrohen. Am Morgen des 8. November 2013 fegte "Haiyan" mit bis zu 300 Stundenkilometern über Tacloban hinweg. Die Folgen: rund 8.000 Todesopfer, mehr als eine Million zerstörte Häuser, vier Millionen Obdachlose.

Unabhängig davon leiden besonders die Fischer unter den sich verändernden klimatischen Bedingungen - etwa auf der ostphilippinischen Insel Siargao. Weil die Erträge aus dem Fischfang häufig nicht mehr ausreichen, verdienen sich viele Fischer Geld dazu - etwa als illegale Mangrovenschneider. Die Pflanzen aber ziehen als Wind- und Wellenbrecher einen schützenden Gürtel um die Insel und sind damit eigentlich eine Lebensversicherung während der Taifun-Saison.

 

"Die Zukunft der Erde geht uns alle an"

Auch die Menschen in Bolivien, dem Beispielland des Dreikönigssingens 2015/16, leiden unter den Folgen der Erderwärmung. Vor einem Jahr trocknete der Poopo-See aus, ein Salzsee im Herzen des Andenstaates. Experten rechnen inzwischen nicht mehr damit, dass sich der See noch einmal erholt. Rund 2.000 Fischerfamilien ist ihre Existenzgrundlage weggebrochen.

Die Sternsinger wollen konkret helfen - und bei der großen Politik nicht lockerlassen, wie Krämer betont. "Die Zukunft der Erde geht uns schließlich alle an", sagt der Präsident des Hilfswerks. Am 1. Januar feierten einige Sternsinger den Neujahrsgottesdienst mit Papst Franziskus im Petersdom. Und am 6. Januar reisen 40 Jugendliche aus Fulda nach Berlin zu Bundespräsident Joachim Gauck; am 9. Januar sind mehr als 100 "Könige" zu Gast bei Angela Merkel (CDU) im Bundeskanzleramt.

Klar, Donald Trump ist für eine solche Stippvisite zu weit weg. Aber vielleicht hört er ja auf anderen Kanälen von der Sternsinger-Aktion - die übrigens auch keine Erfindung der Chinesen ist.

kna

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