2016 hat die Welt erschüttert. Wieder einmal. Frieden: Fehlanzeige. Stattdessen Krieg, Terror, Unsicherheit. Nun hat ein neues Jahr begonnen. Doch wird das besser?
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Es gibt wenig Grund zu hoffen, dass 2017 friedlicher wird. In Syrien könnte der militärische Konflikt zu Ende gehen. „Aber damit ist das Land ja nicht befriedet“, sagt Ruprecht Polenz, ehemaliger Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages. Die Terrorbande Islamischer Staat wird weiter versuchen, Leid in die Welt zu tragen. An der Spitze der USA und Russlands stehen zwei Typen, denen man keinen Gebrauchtwagen abkaufen würde. Statt Frieden säen sie Unsicherheit, setzen sogar wieder auf Atomwaffen. Trump und Putin sind unberechenbar. „Das Schlimmste, was man von einem Politiker sagen kann“, kommentiert Christdemokrat Polenz. Sein Ausblick auf 2017: „Die internationale Lage ist schwierig, ich würde sogar sagen, beängstigend.“
Europa müsste einspringen. Doch auch hier: Unsicherheit. Wie geht es weiter nach dem Brexit-Beschluss? Wird in Frankreich die Rechtspopulistin Marine Le Pen Präsidentin und lässt über die EU-Mitgliedschaft abstimmen? In Polen kann man derzeit verfolgen, wie nationalkonservative Populisten den demokratischen Staat schleifen und umgestalten.
Eine gute Nachricht kommt doch aus den USA. Dort hat Antonio Gutteres sein Amt als UN-Generalsekretär angetreten. Er gilt als diplomatischer Brückenbauer, aber auch als führungsstark. Offenbar genießt er das Vertrauen vieler Mitspieler auf der internationalen Bühne. Hoffentlich werden mit dem Portugiesen die Vereinten Nationen wieder ein starker Vermittler.
Eine bessere Welt ist möglich
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Immer wieder gibt es Hoffnungszeichen, dass sich Dinge doch besser entwickeln: So betonen Forscher, dass 2016 erstmals seit Jahrzehnten kein neuer Krieg auf der Welt begonnen wurde. Da gibt es zum Beispiel in Kolumbien Frieden nach Jahrzehnten des Bürgerkrieges oder in Malaysia ein erfolgreiches Modell zur Resozialisierung islamistischer Fundamentalisten. Eine bessere Welt ist möglich. Dafür kommt es 2017 auch auf uns in Deutschland an.
Bei der Bundestagswahl, aber auch im Alltag. „Es reicht nicht, die Hände in den Schoß zu legen und die Lage zu beobachten“, appelliert Polenz. Jeder ist gefragt, sich für eine offene Gesellschaft einzusetzen – am Stammtisch, am Arbeitsplatz, im Verein, in der Nachbarschaft. „Wir müssen Zeugnis ablegen für die Werte unserer Gesellschaft.“ Für ein friedliches Zusammenleben, für Gewaltfreiheit, wie der Papst in seiner Friedensbotschaft zum Jahresbeginn fordert. „Frieden entsteht nicht durch moralische Rechthaberei. Es genügt nicht, die richtige pazifistische Gesinnung vor sich her zu tragen. Man muss den Frieden erstreiten, statt ihn nur von anderen zu fordern“, schrieb die Journalistin Evelyn Finger in der „ZEIT“. Für uns Christen heißt das: Beten wir für den Frieden. Leben wir Frieden vor, in unserer Familie, an unserem Arbeitsplatz. Und setzen wir uns für Frieden ein, gegen Populisten, Angstmacher und Spalter. Damit wir zum Licht werden, das anderen Orientierung gibt. Polenz ist realistisch und skeptisch, aber nicht ohne Hoffnung: „Die Dinge stehen auf der Kippe, sie können also noch in die richtige Richtung kippen.“
Von Ulrich Waschki