Angestoßen durch Ihren Bericht über ein angebliches Hostienwunder in Polen: Was sehen die kirchlichen Vorschriften vor, wenn eine konsekrierte Hostie zu Boden fällt? U. S., 35392 Gießen
Wenn die Hostie nicht verschmutzt ist und keine Gefahr einer Verunreinigung durch Keime besteht, kann sie derjenige, der sie findet und aufhebt, essen. Andernfalls wird die Hostie in Wasser aufgelöst und dieses dann ins sogenannte Sakrarium geschüttet. Dies ist eine Ausgussöffnung in der Sakristei, früher oft hinter dem Hochaltar oder neben dem Taufstein, deren Abfluss direkt ins Erdreich führt, also nicht in die Kanalisation.
Durch das Sakrarium werden ebenfalls „der Schöpfung zugeführt“: verbrauchtes Tauf- und abgestandendes Weihwasser, alte heilige Öle, Asche sowie das Reinigungswasser liturgischer Tücher, mit denen verschütteter konsekrierter Wein, also das Blut Christi, aufgenommen worden sind (Allgemeine Einführung in das Römische Messbuch Nr. 239).
Fällt die Hostie während eines Gottesdienstes zu Boden, wird sie in der Regel ein Katholik aufheben, der den Leib Christi angemessen behandelt und verzehrt. Andernfalls kann der Finder die Hostie dem Liturgen oder Sakristan geben.
Die Frage des Umgangs mit dem Leib und dem Blut Christi, war in der Vergangenheit oft mit Erzählungen um angebliche Hostienwunder oder -frevel verbunden. So ist das Thema auch mit skurrilen oder magischen Fantasien verbunden. Neuzeitliche Aufklärung und Nüchternheit dagegen behandeln die Frage eher pragmatisch oder gar salopp.
Gleichwohl gilt: Nach katholischem Verständnis ist in jedem Partikel der Hostie und in jedem Tropfen des konsekrierten Weines Christus dauerhaft gegenwärtig. Deshalb sollen diese eucharistischen Gaben ehrfurchtsvoll behandelt werden. Versehentliches Verschütten oder Fallenlassen sind dabei anders zu bewerten als absichtliches Wegwerfen.
Österreichs Bischöfe haben einmal geschrieben: „Weder Ärgernis erregende Gleichgültigkeit noch skrupulöse Ängstlichkeit dürfen die Freude mindern, dass der Herr in der feiernden Gemeinde gegenwärtig ist und sich im Brote schenkt.“
Roland Juchem