Für Frieden braucht man Verhandlungsgeschick und Gesten. Papst Franziskus hat das bei seiner Reise in die Zentralafrikanische Republik bewiesen. Für Syrien ist nun Diplomatie in Genf gefragt.
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Papst Franziskus fuhr mit Imam Tidiani Moussa Naibi (rechts hinter Franziskus) durch die Straßen Banguis. Foto: Reuters |
Die Gespräche stehen auf der Kippe – in Genf hakt es bei den syrischen Friedensverhandlungen an allen Ecken und Kanten. Dabei geht es um nichts weniger als einen Waffenstillstand und einen politischen Neustart für Syrien. Doch die Delegierten der Opposition reisten überhaupt nur an, um mit den Vertretern der Vereinten Nationen zu sprechen. Assad-Regierung und Opposition zu Verhandlungen an einem Tisch? Das ist aktuell nicht möglich.
Die Opposition fordert ein Ende der Luftangriffe auf zivile Ziele, Hilfe für die rund 400 000 Menschen, die in belagerten Städten leben, und die Freilassung von Frauen und Kindern aus Gefängnissen. Die Regierungsvertreter gehen darauf nicht ein, sondern werfen der Opposition vor, Lebensmittel für Kämpfer zu horten.
Für Staffan de Mistura ist es keine leichte Aufgabe. Der Sondergesandte der Vereinten Nationen muss verhindern, dass die auf sechs Monate angelegten Verhandlungen nicht gleich in der ersten Woche scheitern. Schon vor Beginn der Konferenz hat er die Erwartungen kleingehalten: „Es wird ein sehr, sehr hartes Stück Arbeit.“
Papst als Friedensstifter: Reise wirkt bis heute nach
An einem anderen Ort war ein Friedensstifter erfolgreicher: In der Zentralafrikanischen Republik hält die im November geschlossene Waffenruhe und der päpstliche Nuntius Erzbischof Franco Coppola ist sich sicher: „Das hat mit dem Besuch von Papst Franziskus zu tun.“ Die zarte Pflanze Frieden treibt vorsichtige Keime – vor wenigen Monaten war das undenkbar.
Seit 2013 bekämpften sich nach einem Putsch christliche und islamische Milizen. Christen fürchteten sich in der Nähe von Moscheen, Muslime mieden christliche Viertel. Dass der Papst trotz vieler Warnungen in das Land reiste, eine Moschee in der Hauptstadt Bangui besuchte und den Imam mit auf sein „Papamobil“ nahm, war eine Symbolhandlung, die bis heute wirkt. „Die Lage im Land ist verhältnismäßig ruhig“, sagt Frank Kraus von missio.
Am nächsten Sonntag soll ein neues Parlament und ein neuer Präsident gewählt werden. Die Wahlen wurden mehrfach verschoben – wegen organisatorischer Probleme, nicht wegen gewalttätiger Auseinandersetzungen. Versuche der kriegerischen Parteien, den Konflikt anzuheizen, scheiterten. „Vor Wahllokalen wurde in die Luft geschossen. Aber die Menschen haben nicht so reagiert wie zuvor, haben sich nicht in die Häuser eingeschlossen und denen das Feld überlassen“, berichtet Erzbischof Coppola. Es sei das erste Mal, dass sich die Bevölkerung von den Banden distanziert habe.
„Papst Franziskus ist ein Hoffnungsträger, der versöhnen will. Dieses Bild hat sich im Land verbreitet. Die Menschen sind der Gewalt müde, verlangen nach Hoffnung“, sagt Kraus. Das ist die Aufgabe an den neuen Präsidenten – und für die Syrien-Konferenz in Genf.
Von Kerstin Ostendorf