Im Mittelpunkt stand das Buch mit der vorläufigen Nummer 2239: Monika Suchan stellte es anlässlich ihrer Einführung als Direktorin der Dombibliothek vor. Mit weiteren Vorträgen will sie die Menschen für die Schätze des Hauses interessieren – und vor allem zu einem Besuch hereinlocken.
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Monika Suchan hütet als neue Leiterin der Dombibliothek einen großen Wissensschatz. Den möchte sie gerne unter die Menschen bringen – durch Vorträge, aber auch durch einen Bücherflohmarkt. Foto: Stefan Branahl |
Die Dombibliothek ist eine Schatzkammer. Sie konnte als einzige Bibliothek in Niedersachsen über das Mittelalter gerettet werden und ist mit ihrer 1200-jährigen Geschichte die älteste in Norddeutschland. Das kann Monika Suchan imponieren – mehr aber auch nicht. Denn sie ist überzeugt: „Bücher sind wertlos, wenn sie nicht benutzt werden.“ Und mit Nutzern meint sie angesichts des wertvollen Bestandes nicht allein Wissenschaftler, sondern alle Interessierten – und am liebsten möchte sie junge Menschen zwischen den Regalen sehen. „In unseren Räumen haben wir einen unglaublichen Fundus an Wissen. Es spielt in unserer heutigen Zeit eine wichtige Rolle, auch wenn es zum Teil viele hundert Jahre alt ist.“
Kaum ein Mensch kennt die Dombibliothek
Nicht nachvollziehen kann Monika Suchan darum, dass die Dombibliothek im Bewusstsein der Bevölkerung kaum verankert ist. „Selbst Hildesheimer wissen nicht, dass sie hier wie in jeder anderen Bücherei in fast allen Büchern lesen und sie auch ausleihen können.“ Das will sie so schnell wie möglich ändern.
Mit einer populären Vortragsreihe will Monika Suchan Hemmschwellen abbauen und die schier unübersichtliche Bandbreite des Bestandes vorstellen. Das Buch mit der Nummer 2239 war für sie der Auftakt. Es gehört zu den rund 15 000 Bänden der Bibliothek des Hildesheimer Josephinums, die zwar schon seit ein paar Jahrzehnten in den Regalen der Dombibliothek aufbewahrt werden, aus unterschiedlichen Gründen bisher aber noch nicht aufgearbeitet werden konnten.
Der schon optisch beeindruckende Band wurde während des Dreißgjährigen Krieges von Joachim Götz von Olenhusen zusammengestellt und behandelt die furchtbare Zerstörung Magdeburgs. „Anhand von Predigten, Streitschriften und Manifesten untersuchte Olenhusen, welche Rolle der sächsische Kurfürst damals bei dieser Zerstörung spielte“, fasst Suchan den Inhalt des Buches zusammen.
„Wir brauchen das Wissen der Vergangenheit“
Das klingt nicht unbedingt aktuell, aber Monika Suchan kann ihre Gedanken in ein paar Sätzen so zusammenfassen, dass sie auch Schülern einleuchten dürften, die einem Geschichtsthema auf den Grund gehen sollen: „Olenhusen hat durch die Auswahl von Quellen neues Wissen geschaffen. Nichts anderes machen wir heute, wenn wir im Internet recherchieren.“ Der Unterschied zu heute: Damals war Wissen ein Herrschaftsmittel, heute ist es jedermann zugänglich.
Das und viel mehr will Monika Suchan in den nächsten Monaten durch eine lockere Vortragsreihe deutlich machen – mit einem zeitgenössischen Kinderbuch ebenso wie mit einer alten Cicero-Ausgabe oder einer theologischen Streitschrift. Natürlich geht es ihr zunächst darum, die bisher recht stillen Räume der Dombibliothek mit Leben zu füllen. „Aber ich habe auch eine Verantwortung, den Schatz, den ich hier betreue, der Öffentlichkeit zugänglich zu machen“, sagt sie. Denn: „Das Wissen zu öffnen ist für dieses Haus Tradition und Verpflichtung.“
Stefan Branahl
Wissen für wenig Geld
Bei einem Bücherflohmarkt bietet die Dombibliothek einen Teil seiner zum Teil doppelt vorhandenenen, aber auch nicht benötigte Bücher gegen eine Spende an: Vom 13. bis 16. Dezember werden mehrere tausend Bände aus den Bereichen Wissenschaft, Kunst, Kultur, Geschichte, Theologie und Literatur gegen eine Spende abgegeben. Der Flohmarkt findet zu den üblichen Öffnungszeiten im Vortragssaal neben dem Foyer der Dombibliothek (Einfahrt zum Domhof) statt.