Beherzt schrubbt sich der achtjährige Jonathan die kohlrabenschwarzen Füße am „Fußwaschplatz“. „Das nervt, aber sonst war es toll“, sagt der kleine Harburger, der mit seinen Eltern einen Nachmittag im Barfußpark Egestorf verbracht hat.
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Vanessa, Michael und Benjamin stapfen zusammen mit Patentante Christiane und Papa Christian über die bunten Glasscherben. Fotos: Albert |
Mit einem leisen „Platsch“ verschwinden meine Füße im knöcheltiefen Lehm. Ein angenehm warmes Gefühl breitet sich bis hinauf zu den Knien aus. Im Gegensatz zum vorangegangenen Kneipp-Becken ist der Lehm angenehm temperiert. Etwa fünf Meter geht es durch das Becken, durch ein beidseitiges Holzgeländer ist man gut gegen Ausrutschen gesichert. Zuvor sind meine Füße schon über bunte Glasscherben, Rasengittersteine und Reisig gelaufen.
Es ist etwas ungewohnt für meine Füße, heute ohne Schuhe unterwegs zu sein. Doch das Erlebnis lohnt sich, denn Barfußlaufen ist nicht nur gesund, sondern macht auch einen Heidenspaß. Auf 14 Hektar weckt der Barfußpark in Egestorf alle Sinne. Es gibt nicht nur Stationen für die Füße, sondern auch vieles für Augen, Nase und Ohren zu entdecken.
Den Waldboden unter den nackten Füßen spüren
Mit dem allergrößten Vergnügen stapfen auch Vanessa (7), Benjamin (11) und Michael (13) durch die Stationen. Sie kennen den Barfußpark schon lange. Die drei sind zusammen mit ihren Eltern Christian und Nina Jacoby schon oft hier gewesen. Heute haben sie noch Oma und Patentante dabei. „Es ist einfach toll, mal wieder den Waldboden unter den Füßen zu spüren“, sagt Nina Jacoby. Die Jacobys kommen jedes Jahr mindestens einmal in den Park, erzählen sie.
Besonders gut findet die Mutter, dass es drei unterschiedlich lange Touren gibt. Der kürzeste Rundweg ist 1,2 Kilometer lang und kann auch schon von den kleinsten Besuchern problemlos bewältigt werden. Der längste ist knapp drei Kilometer. Wer ihn abgeht, ist – je nach Tempo und Länge der Pausen – knapp zwei Stunden unterwegs. Da es immer wieder auf dem schönen Gelände hübsche mit Bänken und Tischen ausgestattete Picknick-Stationen und hübsche Plätze zum Sitzen gibt, kann man jedoch bei schönem Wetter auch ganz entspannt einen ganzen Tag im Barfußpark Egestorf verbringen und die Seele baumeln lassen. 60 Sinnes-Stationen warten auf dem Weg darauf in aller Ruhe entdeckt zu werden.
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Überwindung kostet der Gang durch den Matsch wirklich nur beim allerersten Schritt. Danach macht es Riesenspaß, die Füße endlich mal wieder zu fordern. |
Gleich zu Anfang kitzelt der große Kräutergarten die Geruchsnerven. Heil- und Gewürzpflanzen verströmen einen intensiven und anregenden Geruch. Mutige können noch an den Fühl- und Riechkästchen unerwartete Geruchs- und Fühlerlebnisse machen. Erholung für die Nase gibt es kurz darauf im Salzineum. Die Räume der kleinen Blockhütte sind mit weißem Salz ausgekleidet. So entsteht ein kühles Mikroklima wie am Meer oder in einem Salzstollen. Tief durchatmen, genießen und weiter geht es auf Entdeckungstour durch das waldige Gelände.
Überrascht nehme ich wahr, wie empfindlich meine Füße sind. So gehe ich unwillkürlich wie ein Storch über die Kieselstein- und Korken-Station. Doch schon nach wenigen hundert Metern haben sich meine Füße an die ungewohnte Vielfalt der Eindrücke gewöhnt und ich nehme jede Station gerne wahr. Ganz nebenbei hat übrigens die Natur selbst auch noch ganz eigene Stationen geschaffen. Denn in der Nacht zuvor hat es kräftig geregnet und auf dem Waldboden hat sich so manche kleine Schlammpfütze gebildet. Mit der Freude eines Kindes nutze ich jede einzelne. Schmutzig sind die Füße ohnehin. Und schließlich: Wer kann sich nicht noch an das große Vergnügen erinnern, das es einem als Kind bereitete, durch jede Pfütze zu laufen oder mal richtig zu matschen.
Experimentieren und entdecken
Der Barfußpark bietet aber nicht nur Stationen für die Füße. Auch kleine naturwissenschaftliche Experimente sind Teil des Parcours. Außerdem kann man klettern, balancieren und vieles andere ausprobieren. So gibt es große Findlinge mit einem großen Loch in der Mitte, die „Summ-Steine“. Wer seinen Kopf hineinsteckt und summt, wird mit einem besonderen Klangerlebnis belohnt. Dagmar und Rolf Seiler, die mit Enkelin Lynn (9) unterwegs sind, sind begeistert. „Super finden wir es hier“, sagen die drei. Lynn nutzt derweil die nächste Kletterstation und hangelt sich barfuß von Baumstamm zu Baumstamm.
Für mich geht es weiter auf dem Rundweg durch den Park. Mit einem neuerlichen Matschbecken und Feldsteinpflaster endet die Tour schließlich mit einem Durchmarsch durch einen Wasserkanal. Hier können die Füße schon etwas einweichen, bevor sie am Fußwaschplatz, wo übrigens die mitgebrachten Schuhe in Schließfächer verstaut werden können, wieder zivilisationstauglich gemacht werden.
Martina Albert
Der Barfußpark Egestorf (Ahornweg 9) liegt fast direkt an der A 7 Richtung Hamburg und ist von Mai bis Oktober täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt für Erwachsene kostet sechs, für Kinder vier Euro. Es gibt tolle Picknickplätze, aber auch Gastronomie. Kostenlose Parkplätze sind vorhanden. Mehr Informationen unter www.barfusspark-egestorf.de oder Telefon: (0 41 75) 14 23.