Wir haben in der Presse gelesen, dass gerade aus dem Kölner Dom eine Blutreliquie des verstorbenen Papstes Johannes Paul II. gestohlen wurde. Woher stammt eigentlich dieses Blut? Familie Friedrich, Wallenhorst
Bevor Papst Johannes Paul II. am 2. April 2005 starb, war der Schwerkranke mehrfach im Krankenhaus. So stand wenige Wochen zuvor ein Luftröhrenschnitt an. Dem Papst sind damals mit Blick auf eine mögliche Bluttransfusion insgesamt vier Ampullen Blut abgenommen worden, die dann aber nicht mehr gebraucht wurden. Die Ärzte hätten daraufhin selbst beschlossen, das Blut dem damaligen Papstsekretär Stanislaw Dziwisz zu übergeben.
Dziwicz, der fast sein gesamtes priesterliches Leben lang an der Seite von Karol Woityla/Johannes Paul II. gestanden hatte und im August 2005 dessen Nachnachfolger als Erzbischof von Krakau wurde, ist bis heute der „Verwalter“ dieses Blutes. An ihn muss sich wenden, wer einen Tropfen aus einer der Ampullen als Reliquie für seine Kirche haben möchte.
Pfarreien aus der ganzen Welt baten seitdem Dziwisz um einen Blutstropgen, der gewöhnlich auf einem Stück Stoff in einem Reliquiar ausgestellt wird. Wie vielen Anfragen der Kardinal entsprach, weiß auch sein Sprecher Robert Necek nicht. „Sicher mehr als hundert“ Blutreliquien seien bereits verteilt, schätzte indes Krzysztof Tomasik von der polnischen katholischen Nachrichtenagentur KAI im Jahr 2013. Die meisten sind davon in Polen, allein zehn in Krakau.
Aber auch in Deutschland wird das Papstblut verehrt, so in Aschaffenburg, Berlin, Dortmund, Hannover, Hamburg-Harburg, Würzburg, im niederrheinischen Wallfahrtsort Kevelaer und – bis zum Diebstahl Anfang Juni – in Köln.
Oft ging die Initiative dabei von den polnischen Missionen aus. Deren oberster Leiter, Prälat Stanislaw Budyn, sagt, Dzwisz erfülle gut begründete Reliquienwünsche gern.
Offen bleibt allerdings die Frage, ob noch viele Blutstropfen übrig sind. Kardinal Stanislaw Dsziwisz und sein Pressesprecher geben sich in dieser Frage verschwiegen.
Von Susanne Haverkamp