Fasten ist 'in'. Dass sich die Zeit der Vorbereitung auf Ostern wunderbar eignet, sich zumindest für eine Weile mal in Selbstbeherrschung zu üben oder in der Abstinenz von Lastern zu trainieren, haben inzwischen auch einige Nicht-Christen erkannt. Webseiten und Apps geben Tipps zur Gestaltung der Fastenzeit.
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Ohne Handy? Geht das? (Foto: Matthias Greve, KNA) |
Fast jeder fünfte Deutsche will die kommenden Tagen, sprich die christliche Fastenzeit, die diesmal vom 10. Februar bis 26. März geht, nutzen, um (mal wieder?) seine Lebensweise zu überdenken und gegebenenfalls neue Wege – etwa in Sachen Ernährung - einzuschlagen: Ganz vorne auf der Vorsatzliste stehen auch in diesem Jahr der Verzicht auf das geliebte Feierabendbier oder die Schokolade, sagen Meinungsforscher.
Laut einer Forsa-Erhebung von 2015 haben sich mindestens 56 Prozent der Deutschen schon einmal an einer Fastenzeit beteiligt (37 Prozent tun dies regelmäßig) und halten den zeitweiligen Verzicht auf bestimmte Nahrungs- und Genussmittel sowie Luxusgüter im Sinne einer gesünderen und bewussteren Lebensführung für überaus sinnvoll.
70 Prozent der Fastenden trinken keinen Alkohol, 64 verzichten auf Süßigkeiten
Seit Jahren stehen der Verzicht auf Alkohol (70 Prozent) und Süßigkeiten (64 Prozent) ganz oben auf der Hitliste. Immerhin 40 wollen nicht rauchen (wer‘s glaubt… ;-)). 41 Prozent gaben an, sie würden in der Fastenzeit (der Um- und Tierwelt zuliebe) zumindest an den Wochentagen auf den Konsum von Fleisch verzichten. Rund 15 Prozent der Deutschen wollen ihr Auto stehen lassen und stattdessen lieber mit dem Rad, Bus und Bahn zur Arbeit fahren. 33 Prozent wollen ihren Fernseher nicht anschalten. Und 27 Prozent – Achtung, jetzt kommt’s - denken, es sei wohl mal ganz gut, wenn sie eine Weile auf die Nutzung des Internets und von Handy-Apps verzichten würden…
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O je, so lange nix Süßes... Ihr Körper, sprich ihre Blutwerte, werden es ihnen danken (Foto: Matthias Greve, KNA) |
Für Misereor ist "geben" wichtiger als nichts zu sich zu "nehmen"...
Da es in der Fastenzeit, zumindest aus christlicher Sicht, aber längst nicht nur um Verzicht geht, sondern auch darum, Gutes zu tun, hat sich das Hilfswerk Misereor mit der Fastenaktion 2016 etwas Besonderes einfallen gelassen. Im Mittelpunkt stehen dabei Hilfsprojekte aus Brasilien, die die (Ur)Einwohner zum Beispiel bei ihrem Kampf gegen Regenwaldrodung oder Landgrabbing unterstützen. Auf seiner ansprechend gestalteten Internetseite gibt Misereor zudem liturgische Tipps zur Gestaltung der Fastenzeit und veranstaltet eine besondere Kinderfastenaktion. Auch ein Fastenkalender kann bei dem Hilfswerk für vergleichsweise kleines Geld (2.25 Euro) erworben werden. Das sogenannte Fastenbrevier steht diesmal ganz unter dem Motto des von Papst Franziskus ausgerufenen Jahres der Barmherzigkeit. Auf einer dazugehörenden Webseite verbreitet das Hilfswerk sieben Wochen lang (jeweils donnerstags) sieben Impulse, wie sich die proklamierte Barmherzigkeit bzw. Gerechtigkeit am besten in die Tat umsetzen lässt.
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Seit Jahren ein großer Erfolg. Die evangelische Aktion "7 Wochen Ohne" (Bildschirmfoto der Webseite) |
Einen ähnlichen Weg wie Misereor geht auch die evangelische Fastenaktion „7 Wochen ohne“, die diesmal unter dem Motto „Großes Herz“ steht. Laut Wikipedia beteiligen sich alljährlich inzwischen bis zu drei Millionen Menschen allein an dieser Aktion. Sogar eine Handy-App haben unsere evangelische Schwestern und Brüder entwickelt. In der Applikation sollen, wie es heißt, „Anregungen in sorgfältig ausgewählten Texten und Bildern“ an die Frau bzw. den Mann gebracht werden.
Neben den kirchlichen Anbieter haben aber auch private Softwareschmieden wie der Verlag Marc Schomerus Apps für die Fastenzeit entwickelt. Mit dem Handy-Helferlein „40 Tage ohne“ lassen sich individuelle Fastenziele formulieren und kontrollieren.
So und nun ist genug geschrieben. Ab sofort ist (kleiner Scherz) Schreibfasten abgesagt… ;-)
Ihr Webreporter Andreas Kaiser