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Mille grazie und arrivederci!

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Schwester Gabriela und Schwester Carmelina verlassen Wolfsburg

Das ist schon eine Epoche, die nun zu Ende geht: Die Schwestern vom Göttlichen Willen verlassen Wolfsburg und gehen nach Italien zurück. Nach den Weihnachtstagen ist es so weit.

Schwester Maria Gabriella (links) und Schwester Carmelina am Altar der Kapelle der Italienischen Mission. Am Tisch des Herrn ein Bild der Ordensgründerin, der seligen Gaetana Sterni.    Foto: Wala

Doch bevor es „arrivederci“ und „addio“ („Auf Wiedersehen und Lebewohl“) heißt, wollen Schwester Maria Gabriella und Schwester Carmelia noch etwas anderes sagen: „Mille grazie“ – tausend Dank. Dazu laden sie für diesen Sonnabend, 19. Dezember, zu einem Dankgottesdienst in die Kirche St. Christophorus ein. Auch Bischof Norbert Trelle wird kommen.

„Wir sind sehr dankbar für die Zeit, die wir hier in Wolfsburg hatten – für die Begegnungen, die Gespräche, für die Freundschaft, die uns entgegengebracht wurde“, betont Sr. Maria Gabriella. Der Abschied fällt der 75-Jährigen nicht leicht. Seit 1987 besteht die Niederlassung des Ordens in Wolfsburg, der größten italienischen Stadt nördlich des Brenners, wie es heißt. Sie selbst hat 14 Jahre hier gewirkt, ihre 82-jährige Mitschwester Carmelina ein gutes Jahrzehnt.

Letzte Niederlassung in Deutschland

Wenn die beiden Ordensfrauen am 28. Dezember in das Flugzeug nach Italien stiegen, endet auch die Geschichte ihres Ordens in Deutschland. Vor zwei Jahren schloss die Niederlassung in Stuttgart, jetzt Wolfsburg. „Natürlich macht so ein Moment uns traurig und wir fragen uns, was Gott uns damit sagen möchte“, meint Sr. Maria Gabriella. Auch ihre Gemeinschaft ist nicht von den Entwicklungen verschont, die viele Orden in Europa durchleben: Sie überaltern, es gibt kaum Nachwuchs, sie ziehen sich aus angestammten Aufgaben zurück.

In anderen Teilen der Welt sieht das anders aus: „Seit drei Jahren haben wir eine Niederlassung in Benin“, berichtet Sr. Carmelina. Und auch der Konvent in Kamerun wächst.

Gerade zu Kamerun haben auch die Katholiken der Italienischen Mission in Wolfsburg eine enge Bindung: Seit vielen Jahren gibt es eine Frauengruppe, die mit dem Verkauf von Handarbeiten die Niederlassung des Ordens unterstützt: „Das waren immer sehr schöne, sehr intensive Treffen“, erzählt Sr. Maria Gabriella.

Intensiv haben sich die beiden Ordensfrauen um die Erstkommunionvorbereitung in der Italienischen Mission gekümmert. Aber auch hier gab es über die Jahre viele Veränderungen: „Früher waren es über 60 Kinder, heute sind es noch im Durchschnitt 15“, berichtet Sr. Maria Gabriella.

Das hat ihrer Ansicht nach aber weniger damit zu tun, dass Familien mit italienischen Wurzeln weniger Kinder bekommen: „Die Kinder besuchen die Erstkommunionvorbereitung verstärkt in der deutschen Gemeinde, zu der sie gehören.“ Für die beiden Ordensfrauen ist das eine gute Entwicklung. Die Kinder sind mit ihren Freunden und Klassenkameraden zusammen, die Familien bereichern die Gemeinde vor Ort: „So soll doch Integration funktionieren, oder?“, fragt Sr. Maria Gabriella. Auch wenn sich manche Eltern oder Großeltern mit dieser Entwicklung schwertun: „Wir haben sie in Gesprächen immer dazu ermutigt, diesen Weg zu gehen.“

Überhaupt hätten sich die beiden Ordensschwestern ein noch größeres Miteinander von Italienischer Mission und deutscher Pfarrei gewünscht. Feste und gemeinsame Gottesdienste zu Feiertagen sei das eine, aber das vertrauensvolle Zusammenleben im Alltag das andere: „Der Glaube sollte uns als Katholiken doch verbinden, wir sehen das häufig zu wenig“, ist Sr. Maria Gabriella überzeugt. 

„Wir sind ein bisschen deutsch geworden“

Sprache lernen, Kultur kennenlernen, Mentalitäten verstehen  – zu all dem können Kirche und Glauben beitragen. Sie müssten es auch: „Nur so gelingt es, das Gefühl, nicht richtig dazuzugehören, zu überwinden.“ Vor allem jetzt, da wieder verstärkt italienische Arbeiter nach Wolfsburg kommen.

„Wir selbst sind ja auch ein bisschen deutsch geworden“, sagt Sr. Maria Gabriella mit einen Lächeln. Was beispielsweise heißt: Auf Entwicklung auch mal zurückhaltend, ruhig und vor allem besonnen zu reagieren – und nicht gleich italienisch-überschwänglich. Auch dafür sagen beide: „Mille grazie“.

Rüdiger Wala

Der Dankgottesdienst für Sr. Gabriela und Sr. Carmelina in St. Christophrus am Samstag,
19. Dezember, beginnt um 16 Uhr (Antonius-Holling-Weg 15).


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