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Was ist in der Bibel mit Zungenrede gemeint?

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In der Bibel ist von „Gaben des Heiligen Geistes“ die Rede. Wie ist dabei „Zungenreden“ und „die, die sie auslegen können“ zu verstehen? T. L., per E-Mail

 

 

Zungenrede oder Glossolalie ist ein Reden, Sprechen, Singen in Ekstase oder in außergewöhnlicher Begeisterung. Dabei werden allenfalls sinnenfällige, aber keine begrifflichen Wörter verwendet, die von Umstehenden nicht oder kaum verstanden werden.

Aus der Antike wird über das Phänomen öfter berichtet, so vom Orakel von Delphi. Die Apostelgeschichte erwähnt, dass die ersten Christen in Jerusalem mitunter „in Zungen redeten“. Auch Paulus schreibt davon in den Briefen an Römer und Korinther.

Zungenrede wurde geschätzt, sie galt als himmlisch inspiriert. Heute deuten manche Psychologen Zungenrede als Ausdruck des Unterbewussten oder Unbewussten, der nicht vom Verstand kontrolliert wird: wenn die Seele sich lautmalerisch Bahn bricht – ob in Freude und Begeisterung oder in Trauer. Bei Menschen in großem Schmerz oder bei begeisterten Massen einer Sportveranstaltung lässt sich so etwas beobachten.

Paulus schätzte die Zungenrede nicht so sehr, weil sie nur dem Einzelnen als Gefühls- oder Glaubensausdruck nutzte, nicht aber der Gemeinde als ganzer. Das Lallen und Singen verstand ja sonst keiner, falls nicht in seltenen Fällen sie ein Verständiger den Umstehenden deuten konnte. 

Seit Mitte des 20. Jahr-hunderts ist in Pfingstkirchen Zungenrede wieder populär geworden, nachdem über Jahrhunderte Glossolalie in der Kirche nicht erwähnt worden war. 

Manche deuten einen Teil der erwähnten Zungenrede schlicht als Gabe, in veschiedenen Sprachen zu reden. Das griechische Wort „glossa“ meint sowohl „Zunge“ wie „Sprache“. Vom Pfingstereignis wird berichtet, dass Araber und Römer, Phönizier und Nordafrikaner die Apos-tel aus Galiläa verstehen konnten.

Von Roland Juchem


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