Die Bischofssynode in Rom nähert sich langsam ihrem Ende. Doch wie es ausgeht - das weiß nur Papst Franziskus. Ein Kommentar von Ulrich Waschki.
Die Rede des Papst zum 50-jährigen Bestehen der Bischofssynode war wirklich historisch. Mehr Beratung, mehr Kollegialität, mehr Miteinander zwischen Hirten und Gläubigen, mehr dezentrale Verantwortung. So sieht Papst Franziskus die Kirche der Zukunft.
Franziskus will die Kirche auf einen „synodalen Weg“ führen: Dieser Weg der gemeinsamen Beratung und des gemeinsamen Hörens sei der Weg, „den Gott von der Kirche im dritten Jahrtausend erwartet“. Dabei sollen nicht nur die Bischöfe aufeinander hören, sondern auch das Volk einbeziehen. Denn die Gläubigen sind eben nicht reine Objekte großer Pastoralkonzepte, sondern haben auch in Glaubensfragen mitzureden.
Franziskus betont die Beratung untereinander, die Kollegialität der Bischöfe. Andererseits auch die klare Hierarchie – den Primat des Papstes. Offene, kontroverse Diskussionen sind möglich, weil am Ende der Papst als Garant für die Einheit über allem wacht. Und wieder einmal zeigt Franziskus, dass die irren, die ihn nur für einen freundlichen Pastor halten. Er hat einen klaren Führungsanspruch: Der Papst ist „Garant des Gehorsams und der Übereinstimmung der Kirche mit dem Willen Gottes“. Zu Recht will der Papst den synodalen Weg übrigens nicht nur für die Weltkirche, sondern auch für die Kirche vor Ort.
Franziskus sagt selbst, dass die Kirche dabei erst die halbe Strecke geschafft hat. Er will mehr dezentrale Verantwortung, auch für die Bischofskonferenzen, er will über das Papstamt nachdenken. Eine Chance für die Ökumene. Halbe Strecke – das zeigt sich aber auch an der Familiensynode und bei Franziskus selbst.
Drei Wochen lang diskutieren Kirchenführer aus der ganzen Welt. Doch sie wissen nicht, was der Papst am Ende plant. Nur das hat er ihnen aufgegeben: Sie sollen offen und freimütig diskutieren. Was am Ende geschieht – etwa, ob das Abschlusspapier der Synode veröffentlicht wird –, weiß nur Franziskus selbst.
Vielleicht weiß er es auch nicht und lässt die Dinge auf sich zukommen. Egal. In keiner anderen Organisation wäre so etwas denkbar. Man stelle sich vor, ein internationaler Konzern lässt seine Führungskräfte zu einer Konferenz zusammenkommen und sagt ihnen vorher nicht, was das Ziel der Versammlung ist. Das jedenfalls hätte der Papst tun müssen – im Sinne echter Kollegialität die Karten auf den Tisch legen. Aber Franziskus hat ja nie behauptet, dass Päpste nicht auch dazulernen können.
Von Ulrich Waschki