An diesem Sonntag beginnt die zweite, ordentliche Bischofssynode zu Ehe und Familie. Medienberichte lassen mitunter vermuten, es ginge nur um liberal gegen konservativ. Das ist verzerrt und würde keinem nutzen – weder der Kirche noch den Familien.
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Blick in den Sitzungssaal der Bischofssynode. Foto: kna-bild |
Es ist das 27. Treffen dieser Art. Doch kaum eine Bischofssynode hat für so viel Aufsehen gesorgt wie diese über „Berufung und Sendung der Familie in Kirche und Welt von heute“. So ihr Titel und Auftrag. Wer indes Medien, Podiumsdiskussionen und vor allem einschlägige Internetportale oberflächlich verfolgt, gewinnt den Eindruck, es gehe nur um Geschiedene, Kommunion und Homosexualität.
Zu diesen Themen, so scheint es, formieren sich Mannschaften, die in einem langwierigen Match den Sieg davontragen wollen. Da tun sich elf Kardinäle zusammen und veröffentlichen ein Buch, in dem sie noch einmal traditionelle Lehren hochhalten und vor dem Verrat am Evangelium mahnen. Ihnen werfen Kritiker Sturköpfigkeit und Blindheit für die Not vieler Menschen vor.
Bisherige Diskussionen sind nicht immer fair
Auf der anderen Seite werden Treffen und Beratungen anderer Bischöfe als liberale „Geheimtreffen“ gebrandmarkt, auf denen die Lehre der Kirche „sturmreif geschossen“ werden soll. In manche Diskussion mischt sich gar Böswilligkeit. Wenn etwa auf einem konservativen christlichen US-Portal behauptet wird, die deutschen Bischöfe hätten eine rote Linie überschritten, indem sie die Ehe für homosexuelle Paare forderten. Nur weil auf einer von der Deutschen Bischofskonferenz betriebenen Internetseite ein Gastkommentator für eine stärkere Anerkennung homosexueller Partnerschaften argumentiert – in einer Debatte, die ohnehin läuft? Nun mal halblang. Und das sind nur zwei von vielen Beispielen.
Wie auch die nicht ganz professionellen Umfragen des Synodensekretariats belegen: Christlichen Paaren – verheiratet oder nicht –, ihren Familien und Seelsorgern liegen oft ganz andere Themen am Herzen: Wie vermitteln wir im 21. Jahrhundert unseren Glauben an die Jungen? Wir halten wir als Familie zusammen, wenn Armut, Wirtschaft und Mobilitätszwang uns auseinanderdrängen? Wie leben wir eine religionsverschiedene Familie? …
Die Ergebnisse in drei Wochen sollten wir uns genau anschauen: Haben die Bischöfe auch diese Hausaufgaben erledigt? Und wie? Harte, aber faire Auseinandersetzungen sind notwendig – die gibt es seit Petrus und Paulus. Das von Benedikt XVI. und Franziskus gestraffte Verfahren sowie offene Diskussionen in Sprachgruppen, in denen auch nichtbischöfliche Experten zugegen sind, sollten das ermöglichen.
Zudem ist daran zu erinnern: Eine Bischofssynode soll den Papst beraten. Anders als ein Konzil kann sie nicht selbst entscheiden. Die Synode kann und wird weder die halbe kirchliche Lehre revidieren, noch wird – oder sollte – sie enden mit dem Ergebnis: außer Spesen nichts gewesen
Von Roland Juchem