Gott hat in den Lesungen zu uns gesprochen. Jetzt gilt es, diese Worte in das alltägliche Leben zu übersetzen und Gott ins Leben hineinzunehmen.
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Ein Mädchen trägt, mit Hilfe des Priesters, im Gottesdienst eine Fürbitte vor. Foto: kna-bild |
Die Predigt
Wenig in der Messe ist so umstritten wie die Predigt. Ist sie gut oder schlecht? Zu lang oder zu kurz? Wie fromm oder wie weltlich soll es ein? Fest steht: Die Predigt ist ein wichtiger Teil der Messe. Am Sonntag ist sie vorgeschrieben, an Werktagen empfohlen, wenn es sich um „geprägte Zeiten“ oder besondere Heiligenfeste handelt.
Gepredigt wird im Gottesdienst schon immer und in der Regel nach der Schriftlesung. „Heute ist dieses Schriftwort in Erfüllung gegangen“, predigt Jesus im Synagogengottesdienst. In der ältesten Beschreibung der Messe (um 150) heißt es: „Nach den Lesungen hält der Vorsteher eine Ansprache, worin er eindringlich mahnt, diese schönen Lehren im Leben zu befolgen.“
Im Kern ist die Predigt demnach eine „Schriftpredigt“, in der die biblischen Texte in das Leben der Menschen übertragen werden. Und: Sie ist „Verkündigung der Kirche“, weshalb nur geweihte Amtsträger in der Messe predigen dürfen. Zu besonderen Anlässen können auch „Spezialisten“ – Mütter bei der Kindermesse oder der Eine-Welt-Kreis beim Weltmissionssonntag – das Wort ergreifen, aber als „Statio“ und möglichst an anderer Stelle der Messe, denn eine „Predigt“ sei das aber nicht.
Was oft anders ist:
Dass nur der „Vorsteher der Feier“, also der Zelebrant, predigt, ist Theorie. Längst hat es sich eingebürgert, dass die Priester oder Diakone eines Pfarrverbundes „Predigtwochenenden“ haben: Sie predigen in allen Messen und verlassen den Gottesdienst oft kurz nach der Predigt, um pünktlich in der nächsten Kirche zu sein. So ein „eingeflogener Prediger“ ist weder so gedacht noch ideal. Aber vielleicht kaum anders zu machen.
Praktischer Tipp:
Auch wenn die „Schriftpredigt“ üblich ist: Wenn es passt, dürfen auch andere Akzente gesetzt werden. Warum nicht mal über ein (neu eingeführtes) Lied predigen? Oder über ein liturgisches Element aus dem Gottesdienst? Oder ein weltliches Ereignis, das alle bewegt, im Licht des Evangeliums betrachten? Und übrigens: Die Predigt darf auch eine der Lesungen in den Mittelpunkt stellen, nicht nur das Evangelium – und oft wäre das für die Verständlichkeit der Bibeltexte auch sehr wichtig.
Glaubensbekenntnis
Das Glaubensbekenntnis ist in der Messe die kurzgefasste Zustimmung der Gemeinde zu den biblischen Texten: Das, was Gott uns sagt, nehmen wir zustimmend an, bevor die Mahlfeier beginnt. Es gibt zwei offiziell anerkannte Formen: Das sogenannte „Große Glaubensbekenntnis“ (GL 586,2) und das kürzere „Apostolische Glaubensbekenntnis“ (GL 177), das häufiger verwendet wird – auch, weil es kürzer ist und (fast) alle es auswendig können. Zum Bekenntnis erhebt sich die Gemeinde: „Ich stehe dazu!“
Was oft anders ist:
Viele Gemeinden singen „irgendein“ Glaubenslied. Kann man machen. Aber es ist wie beim „Glorialied“: Der Charme des ursprünglichen Gebets liegt darin, dass es uns mit der frühesten Zeit der Kirche verbindet. Mit diesen Worten beten Menschen seit fast zwei Jahrtausenden.
Praktischer Tipp:
Eine Alternative wäre, einmal die Wechselgesänge zum Glaubensbekenntnis auszuprobieren (GL 178 und 179). Ab und zu eingesetzt, haben sie den Vorteil, dass der sonst auswendig „heruntergeleierte“ Text bewusst wahrgenommen wird. Und es erhöht mit seiner Feierlichkeit die Bedeutung dieses Elements der Messe.
Die Fürbitten
„Vor allem fordere ich zu Bitten und Gebeten, zu Fürbitte und Danksagung auf, und zwar für alle Menschen ...“ Dieser Abschnitt aus dem Ersten Timotheusbrief ist die Grundlage für die „Fürbitten“, die auch als „Gebet der Gläubigen“ bezeichnet werden. Im Mittelpunkt steht die Bitte für die, die unser besonderes Gebet brauchen: die Herrschenden, die Leidenden, die Menschen in Not. Es dürfen aber auch konkrete Anliegen aus der Ortsgemeinde vorgetragen werden. Da die Bitten „aus der Mitte der Gemeinde“ kommen, können sie auch gut von Gemeindemitgliedern von einem Standmikrofon im Mittelgang aus vorgetragen werden.
Was oft anders ist:
Fürbitten werden nicht selten zum moralischen Appell an die Gemeinde („... dass wir unsere Herzen und unsere Portemonnaies öffnen ...“). So richtig es ist, dass Friede, Bewahrung der Schöpfung oder Teilen bei jedem Einzelnen anfängt, so grenzwertig ist es, dass wir in den Fürbitten für unsere eigene moralische Verbesserung beten.
Praktischer Tipp:
Nicht neu, aber dennoch gut: Legen sie (falls Ihre Kirche nicht nur zur Messe geöffnet ist) ein Fürbittbuch aus, auch ein Kasten mit Zettel und Stift ist möglich. Viele Gemeinden haben gute Erfahrungen damit gemacht, an die „allgemeinen Fürbitten“ eine „Bitte aus unserer Gemeinde“ anzufügen. Es ist ein echtes Zeichen für die Mitsorge und das Mitleiden untereinander.
Von Susanne Haverkamp
Der nächste Teil der Serie erscheint am kommenden Sonntag!