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Damit hat er nicht gerechnet ...

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Streit um Klosterverkauf

Leg dich nicht mit Nonnen an - diese Warnung sollte jedem kalifornischen Erzbischof in den Ohren klingen, wenn er mit den Ordensfrauen vom Unbefleckten Herzen Mariens (Immaculate Heart of Mary) in eine Auseinandersetzung eintritt. Jose Gomez Velasco, Erzbischof von Los Angeles, möchte das ehemalige Kloster der Nonnen an Popstar Katy Perry verkaufen. Doch die Ordensfrauen leisten Widerstand ...

Erzbischof Gomez hätte wohl nicht gedacht, dass ihm ein Klosterverkauf derartigen Ärger beschert. Foto: kna-bild

Erzbischof Gomez sollte gewarnt sein: Vor knapp 50 Jahren zwangen die Schwestern schon einmal einen Kardinal in die Knie. Damals waren sie der begehrteste Schulorden in Kalifornien. Ihr Kunstunterricht im Immaculate Heart College in Los Angeles hatte in den 1960er Jahren den Rang eines Happenings. Die Lehrerin Schwester Mary Corita Kent (1918-1986) war weit über die Westküste hinaus berühmt in der Pop-Art-Bewegung.

In diesen Jahren entfalteten auch die Mitschwestern ihr kreatives Potenzial. Beeinflusst vom Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) suchten sie nach Möglichkeiten, ihr Ordensleben der Zeit anzupassen. Der hochbetagte Kardinal von Los Angeles, James Francis McIntyre (1886-1979), kam damit nicht zurecht.  

Fielen ihm schon die Neuerungen des Konzils schwer genug, so konnte er keinesfalls Nonnen tolerieren, die mit ihrem Lebensstil experimentierten. Am Ende wanderten die meisten von ihnen in eine weltliche ökumenische Gemeinschaft ab. Einige blieben im ursprünglichen Orden. Mittlerweile gibt es noch fünf. Zwei legen sich quer. 
 

Schwestern weigern sich, das Kloster zu verkaufen

Schwester Catherine Rose (86) und Schwester Rita (77) weigern sich, ihren früheren Klostersitz hoch oben über Los Angeles an eine gewisse Katherine Hudson zu verkaufen, die Erzbischof Gomez 2014 als Käuferin für den verwaisten Konvent aufbot. "Ich habe Katy Perry und einige ihrer Videos gefunden", berichtet die rüstige Schwester Rita über ihre Recherche im Internet. "Und ich war nicht glücklich darüber." 

Da half es wenig, dass die auf der Bühne stets knapp bekleidete Pastorentochter im Mai den rebellischen Schwestern in braver Garderobe den Gospel "Oh Happy Day" vortrug und ihr Jesus-Tattoo am Handgelenk zeigte. Sie wolle mit ihrer Mutter und Großmutter am Waverly Drive leben, sagte die 30-Jährige. 
 

Perry bietet über zehn Millionen Dollar

Perrys Angebot über zehn Millionen Dollar (neun Millionen Euro) in bar und 4,5 Millionen Dollar für ein angeschlossenes Priesterwohnheim überzeugte Erzbischof Gomez, aber nicht die beiden Ordensfrauen. Die Schwestern hatten das Anwesen 1971 von einem Wohltäter zu einem Spottpreis gekauft - aus eigenen Mitteln."Wir haben in den vielen Jahren alles gegeben und der Erzdiözese gut gedient", klagt Schwester Rita enttäuscht.

Zwei andere Mitschwestern zeigten kein Interesse an einem Streit mit dem Bischof und stimmten den Verkaufsplänen zu. Die fünfte im Bunde, Schwester Jean Marie (88), schrieb noch im Juni einen Brief, in dem sie sich bitter über die "Anmaßungen" der kirchlichen Bürokratie beklagte. Dass sie dann kurz darauf eine Unterstützungserklärung für den Verkauf unterschrieb, können sich ihre Mitschwestern nur durch die Morphium-Gaben erklären, auf die Jean Marie angewiesen ist. 

Unterdessen versuchten die beiden renitenten Ordensfrauen Fakten zu schaffen: Sie veräußerten den Besitz für 15,5 Millionen Dollar (14 Millionen Euro) an die Designerin Dana Hollister. Die fackelte auch nicht lang und zog sogleich ein. Hollister will das frühere Kloster in ein Boutique-Hotel verwandeln. 
 

Gerichtsurteil vermutlich im Oktober

So ist aus dem Clinch der beiden Nonnen inzwischen ein Rechtsstreit zwischen dem Erzbischof und der Designerin geworden. Ausgetragen wird er vor dem höchsten Bezirksgerichts von Los Angeles. Richter Robert O'Brien wird an diesem Donnerstag die Argumente anhören und vermutlich im Oktober in der Sache "Gomez vs. Hollister" entscheiden. 

Für Juristen ist der Fall interessant, denn er berührt die Frage, ob das kirchliche oder das zivile Recht Anwendung findet. Nach dem Kirchenrecht scheint die Sache einigermaßen klar: Demnach hätten die Schwestern etwas verkauft, was nur der Bischof veräußern kann; der Vertrag mit Hollister wäre so hinfällig.

kna


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