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Ein gespraytes Gebet

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Ökumenischer Kreuzweg der Jugend

Beim Ökumenischen Kreuzweg der Jugend steht diesmal eine besondere Kunstform im Mittelpunkt: Stencil Graffiti. Dabei werden Bilder mit Hilfe von Schablonen aufgesprüht. Einige Ideen für die Gemeinde.

Das Leid Christi und das Leid der Welt: Stecil Graffitis von 
Mika Springwald. Foto: Jugendhaus Düsseldorf

„Das Besondere in diesem Jahr ist, dass wir mit ‚Stencil Graffiti‘ eine Kunstform gewählt haben, die Jugendlichen besonders nahe ist“, sagt Hermann Giesen vom Jugendhaus Düsseldorf, der Zentrale der katholischen Jugendarbeit. In der Tat taucht diese „Sprühkunst“ in vielen kreativen Jugendprogrammen auf. Arbeiteten „Sprayer“ noch vor einigen Jahren stets am Rand der Legalität, ist die Kunst mit Sprühdose und vorgefertigten Schablonen heute angesagt. „Zum Material des Jugendkreuzweges gehören Schablonen und Dosen mit abwaschbarer Sprühkreide“, sagt Giesen. „Wenn man die Bilder in Kirchenräumen sprüht, sollte man trotzdem vorher testen, ob Boden oder Wände das vertragen.“ Möglich ist auch, die Sprühfarbe an weiteren Stellen einzusetzen. „Man könnte zu jeder Fürbitte ein Kreuz sprühen. So wird sprayen quasi zum Gebet.“

 

 

Die Bilder wurden von Firmlingen entworfen
 

Thematisch beschäftigen sich die sieben Bilder für sieben Stationen mit dem Sterben Jesu, aber auch mit „Tod und Sterben in unserem Alltag“, so Hermann Giesen. Das Material soll dabei „wie ein Steinbruch“ eingesetzt werden. „Man kann natürlich den vorgegebenen Ablauf so benutzen, wie er im Textheft steht, aber man kann ihn auch genauer auf die Gruppe abstimmen.“ Das kann etwa Teil der Jugendarbeit sein, im Religionsunterricht geschehen oder in die Firmkatechese integriert werden. „Die sieben Bilder haben Firmlinge aus Geldern am Niederrhein zusammen mit dem Künstler Mika Springwald entworfen“, erzählt Giesen. Auch deshalb sind sie nah dran an der Zielgruppe.
Ein Kreuzweg, sagt Giesen, hat mit einem tatsächlichen Weg zu tun. Dabei sei vieles denkbar, etwa Stationen an den beteiligten Kirchen, besondere Orte in der Stadt oder mal etwas ganz anderes. „In Wuppertal findet der Kreuzweg seit Jahren immer mal wieder in der Schwebebahn statt“, sagt Hermann Giesen. „In Düsseldorf wird es dieses Jahr erstmals eine ‚Hop-on-hop-off-Bustour geben.“ Ein ungewöhnlicher, ansprechender Ort ist eben nicht unwichtig. In der Kirche kann jeder.

Doch Orte im Freien haben auch ihre Tücken. „Wenn man die Bilder zeigt, müssen sie für alle gut sichtbar und gut beleuchtet sein“, so die Organisatoren.Auch deshalb gibt es erstmals eine App. „Jeder nimmt sein Handy mit, und der Administrator schaltet an den einzelnen Stationen die jeweils passenden Bilder oder Texte frei.“ Beleuchtung, um die Bilder zu sehen oder Liedtexte zu lesen, ist dann kein Thema mehr.

Tippen ist manchmal einfacher, als reden
 

Ein weiteres Graffito für den Jugendkreuzweg
Foto: Jugendhaus Düsseldorf

Auch die sieben thematischen Filmclips zu jeder Station, die aus einem You-Tube-Workshop hervorgegangen sind, können mit Hilfe der App ohne große Aufbauten von Beamer und Leinwand abgespielt werden. Die App arbeitet sogar interaktiv. „Über ein Netzwerk können die Teilnehmer spontan Kommentare oder Gedanken mitteilen.“ Für Erwachsene mag es erstaunlich sein, aber Jugendliche tippen manchmal lieber, als dass sie vor versammelter Gruppe reden.

Ein weiteres wichtiges Element der Jugendkreuzwege ist die Musik. „Wir bieten diesmal erstmals zwei unterschiedliche Musikstile an“, sagt Hermann Giesen vom Jugendhaus Düsseldorf. „Das klassische neue geistliche Liedgut einerseits und andererseits Hip-Hop- und Rap-Versionen.“ Notenblätter und Texte werden mitgeliefert, aber auch „Playback-Versionen“, die über Bluetooth-Lautsprecher den Gesang unterstützen können, wenn das Mitschleppen von Gitarre, Bass und Schlagzeug zu mühsam ist.Technik, die entlastet.

 

Zur Sache: Ökumenischer Jugendkreuzweg

Mit jährlich rund 60 000 Teilnehmern gehört der Ökumenische Kreuzweg der Jugend zu den größten ökumenischen Jugendaktionen. Seine Geschichte begann 1958 beim Katholikentag in Berlin als „Gebetsbrücke“ zwischen jungen katholischen Christinnen und Christen in der Bundesrepublik und der ehemaligen DDR; seit 1972 ist er ökumenisch. Auch in den Niederlanden, Österreich, Luxemburg, Belgien und der Schweiz beten ihn junge Christen, traditionell am Freitag vor Palmsonntag. 

Von Susanne Haverkamp


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