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Wie steht die Kirche zum Glücksspiel?

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Anfrage

Gibt es eine Haltung der katholischen Kirche zu Glücks-spielen? Darf ich als Christ um Geld pokern oder mein Geld mit Glücksspielautomaten oder am Roulettetisch verplempern? Frage eines anonymen Lesers 

Die katholische Kirche verbietet das Glücksspiel nicht grundsätzlich. Im Katechismus heißt es dazu: „Glücksspiele, wie Kartenspiele oder Wetten, verstoßen an und für sich nicht gegen die Gerechtigkeit.“ Und selbst Papst Franziskus kennt das Spiel: Bereits zum vierten Mal startete im vergangenen Herbst die sogenannte Papst-Lotterie im Vatikan. Für zehn Euro gab es Lose mit der Chance, Geschenke des Papstes zu gewinnen. Der Erlös ist für die Obdachlosen und Opfer des Erdbebens in Mittelitalien im August bestimmt. Und was wäre ein Gemeindefest ohne eine Tombola? Aber auch hier wird nicht in die eigene Tasche gewirtschaftet: Das Geld wird häufig für die Jugendarbeit oder etwa für die Renovierung der Kirche genutzt.

Problematisch – und moralisch verwerflich – wird das Glücksspiel, wenn dadurch jemand um das gebracht wird, was er und andere Menschen zum Lebensunterhalt benötigen. „Eine ungerechte Wette abzuschließen oder zu betrügen, ist schwerwiegend“, sagt der Katechismus und warnt davor, dass die Spielleidenschaft den Spieler zu versklaven drohe. 

Die Mischung aus Zufall, Risiko und der Möglichkeit, hohe Gewinne abzuräumen, ziehen die Menschen in den Bann. Allein in Deutschland werden beim legalen Glücksspiel, also unter staatlicher Kontrolle in Kasinos und Lotterien, jährlich 25 Milliarden Euro umgesetzt. Die katholische, besonders aber die evangelische Kirche engagieren sich auf Aktionstagen, warnen vor der Falle Spielsucht und den „leichten Einstiegsdrogen“ Sportwetten, Spielautomaten und Onlinekasinos.

Generell also gilt: Als Christ darf ich um Geld pokern oder am Roulettetisch und Automaten spielen – der Einsatz dabei sollte aber im Rahmen bleiben. Ich sollte weder mich noch meine Familie durch das Spiel in Bedrängnis bringen. Und denkt man an Papst Franziskus, der eine Kirche der Armen und Unterstützung für Menschen am Rand der Gesellschaft fordert, dann sollte man überlegen, ob man das Geld im Kasino „verplempert“ oder doch lieber spendet.

Von Kerstin Ostendorf


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