Wegen des Priestermangels entstehen überall Großgemeinden. Aber das geschieht nur „unten“ – „oben“ bleibt es bei 27 Bistümern, also 27 Bischöfen, Generalvikaren, Domkapiteln. Warum geht man diese Strukturen nicht auch an? J. E. aus Meppen
Die Frage „Warum“ lässt sich nicht einfach und einheitlich beantworten: Da gibt es eine Gemengelage von Argumenten für und wider: pragmatische, emotionale, historische, staatskirchenrechtliche.
Wenn es um den Priestermangel geht, so wird zum Teil praktiziert, dass Priester, die in einer Bistumsverwaltung arbeiten und etwa zum Domkapitel gehören, auch Aufgaben in der Pfarrseelsorge übernehmen. Es ist auch möglich, dass bestimmte Aufgaben von einer Person für mehrere Bistümer wahrgenommen werden: So übt der Offizial des Erzbischofs von Köln diese Tätigkeit zugleich auch für die Bischöfe von Essen und von Limburg aus.
Einfacher ist die Frage nach dem „Ob“ von Neuordnungen der Bistumszahl: Grundsätzlich wäre es nämlich möglich, wenn bestehende Konkordate und andere Regelungen berücksichtigt werden, die Zahl der Bistümer – und damit der Diözesanbischöfe, Generalvikare usw. – zu reduzieren. Es gab in der Kirchengeschichte Bistümer, die früher eigenständig waren und heute in andere Bistümer aufgegangen sind, zum Beispiel das frühere Bistum Worms, dessen Gebiet heute zum Bistum Mainz und zum Erzbistum Freiburg gehört. Es ist auch möglich, mehr Bistümer zu errichten: So entstand das heutige Erzbistum Hamburg nach der Wiedervereinigung aus Gebieten des Bistums Osnabrück, des Bischöflichen Amtes Schwerin und Teilen des Bistums Hildesheim.
Die Errichtung, Neuordnung der Gebiete und auch Auflösung von bisher eigenständigen Bistümern ist dabei in der Lateinischen Kirche dem Papst vorbehalten. In Deutschland gibt es traditionsreiche Bischofssitze wie Köln, Trier oder Mainz, wo früher die Fürstbischöfe als Kurfürsten residierten. Aber auch traditionelle Bischofssitze sind nicht für alle Zukunft festgeschrieben: In Italien machte im letzten Jahr eine Ankündigung Schlagzeilen, dass die Zahl der historisch gewachsenen Bistümer von derzeit über 200 nahezu halbiert werden solle. Weltweit gibt es etwa 3000 Bistümer
Von Michael Kinnen