Wie wünschen wir uns die Vorweihnachtszeit: heimelig oder hoffnungsvoll? Sind wir in Erwartung neuer guter Ereignisse und Entwicklungen? Der Advent könnte sogar eine tugendhafte Zeit werden.
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Erwarten, hoffen, beten - der Advent ist eine Zeit, in der dies alles ineinanderfließt. Foto: KNA |
Gespräche über Vorweihnachtsstress sind heute Smalltalk. „Es ist gerade der aufkeimende Stress, der Ihnen klarmacht, dass Ihnen das Fest doch wichtiger ist, als Sie sich im September eingestanden haben“, so der Soziologe Bastian Roet. Letztendlich betonten die Menschen damit aber ihre eigene Wichtigkeit.
Zusätzlich schwingt in vielen jedoch das Bedürfnis mit, die Adventszeit als bewusste Vorbereitung auf Weihnachten zu erleben. „Viele spüren in sich eine tiefere Sehnsucht“, so der Benediktinerpater Anselm Grün, „sie haben das Gefühl, dass Weihnachten auch eine innere Bereitung braucht.“ Diese Sehnsucht ist oft unspezifisch: nach Heimeligkeit in den dunklen nass-kalten Wintermonaten oder doch Hoffnung nach etwas Größerem?
In Zeiten, da das Wort „schwanger“ noch ein wenig unanständig klang, lautete ein Ausdruck dafür, dass eine Frau ein Kind erwartet: „Sie ist guter Hoffnung“. Und mit der Frau erwartete auch ihr Umfeld das neue Leben, enstanden aus einer Liebe, die jeglichen Schutz abgelegt hat, die sich nackt und wehrlos machte. Hoffnung auf ein neues Leben, dem es besser gehen möge. „Schwangerschaft ist wahrscheinlich das beste Bild für die Adventszeit“, sagt auch Papst Franziskus.
Ein Vorsatz für die Adventszeit?!
Hoffnung ist eine göttliche Tugend, die dem Menschen zuteil wird. Und derzeit wohl schwindet. So zeigte im September eine Umfrage des Allensbach-Instituts: In materieller Hinsicht geht es den Menschen hierzulande gut. Die allermeisten haben, was sie brauchen, ihre Jobs sind sicher. Gleichzeitig blicken viele voller Sorge auf die Zukunft. Die Welt, so der Eindruck, ist ein Stück aus den Fugen gegangen. Menschlich Wesentliches geht verloren.
Das erinnert an die Vorweihnachtszeit, in der trotz all der Geschenke tiefere Sehnsüchte unerfüllt bleiben. Wie wäre es also mit einem Vorsatz? So wie wir in der Fastenzeit auf Genuss verzichten, suchen wir im Advent Hoffnung zu verbreiten. Nötig wäre es – Mut zu machen, Talente zu fördern, auf Chancen zu verweisen und gute Nachrichten weiterzugeben – nicht unkritisch, aber alles im Vertrauen auf Gott.
Worauf also hoffen wir? Was gibt uns Grund dazu? Das sollen Leitfragen in den kommenden Ausgaben der Kirchenzeitung sein. In einer Adventsserie stellen wir Menschen vor, die aus einer Hoffnung leben, auch wenn die sich noch nicht erfüllt hat. An Weihnachten dann erfüllt sich Hoffnung: die Geburt des Erlösers, die gute Nachricht für alle. Das Warten hat sich gelohnt, die Freude ist groß.
Zur Sache: Leseraktion in der Adventszeit
Deshalb fragen wir Sie, unsere Leser: Welche langgehegte Sehnsucht hat sich in Ihrem Leben erfüllt, welche Ihrer großen Hoffnungen wurde Wirklichkeit? So dass Sie sagen konnten: „Das war wie Weihnachten mitten im Jahr“.
Von Roland Juchem