Das Bistum Hildesheim lässt die Missbrauchsvorwürfe gegen den früheren Bischof Heinrich Maria Janssen und den pensionierten Priester Peter R. durch unabhängige Gutachter klären. Mit der Aufklärung wurde das Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) in München beauftragt.
„Transparenz in der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch innerhalb der Kirche ist uns sehr wichtig“, betont Bischof Norbert Trelle. Es sei deshalb gut und richtig, die im Raum stehenden Vorwürfe von einer unabhängigen Institution möglichst umfassend beleuchten und würdigen zu lassen.
Entsprechend weit reicht der Untersuchungsauftrag: Das IPP soll klären, ob es neben den bekannten Missbrauchsvorwürfen weitere Hinweise auf sexuelle Übergriffe durch die beiden Geistlichen gibt. Darüber hinaus sollen die Gutachter bewerten: Wie sind die Entscheidungsträger des Bistums mit den Fällen umgegangen? Gab es ein institutionelles Versagen, das die mutmaßlichen Missbrauchstaten erleichtert und deren Verfolgung erschwert hat?
Blick auch auf weitere Präventionsmaßnahmen
Das Institut wird auch der Frage nachgehen, ob die Prüfung und Zahlung an das mutmaßliche Opfer von Bischof Janssen nach den Vorschriften der Deutschen Bischofskonferenz erfolgt ist. Ebenso sollen die Gutachter darstellen, welche Präventionsmaßnahmen bereits vom Bistum ergriffen wurden und welche weiteren erforderlich seien.
Untersuchungen in Abteien Ettal und Kremsmünster
Das Münchner IPP hat jahrelange Erfahrung in der Begutachtung von Missbrauchsfällen in kirchlichen Einrichtungen. Vor drei Jahren war das Institut maßgeblich an der Aufarbeitung von Gewalttaten im Internat der Benediktinerabtei Ettal tätig. Der 160 Seiten umfassende Bericht des Institutes hatte über 30 Fälle sexuelle Missbrauches und über 100 Fälle von Misshandlungen ans Licht der Öffentlichkeit gebracht. Erst vor wenigen Tagen hat das Münchner Landgericht einen ehemaligen Präfekten und Religionslehrer des Klosterinternates wegen sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt.
Im vergangenen Jahr ist ein Gutachten des Institutes zu sexualisierter, psychischer und physischer Gewalt in Konvikt und Gymnasium des Benediktinerstifts Kremsmünster in Österreich erschienen. Auch hier hat das IPP durch zahlreiche Interviews ein sytematisches Versagen der Abtei aufgedeckt. Zurzeit untersucht das Institut die Missbrauchsfälle an der ehemaligen Odenwaldschule in Hessen.
Die Ergebnisse der Hildesheimer Untersuchung werden voraussichtlich Mitte 2017 vorliegen. Das Bistum und das Institut für Praxisforschung und Projektberatung werden diese dann gemeinsam vorstellen und veröffentlichen.