Quantcast
Channel: KirchenZeitung
Viewing all articles
Browse latest Browse all 5035

Kommt herbei, singt dem Herrn

$
0
0
Serie: Die Messe verstehen und gestalten

Warum feiern wir Messe so, wie wir sie feiern? Welchen Sinn haben die einzelnen Riten und ihre Reihenfolge, haben Haltungen und Rollenverteilung? Teil 1 einer Serie.

Messe in der Kirche der Salesianer in Eichstätt. Foto: kna-bild

Bekanntlich fängt ein Fest damit an, dass die Gäste eintreffen und sich und den Gastgeber begrüßen. Ein paar Worte des Dankes und des Lobes über den Gastgeber fallen auch meistens. Und wenn es ein größeres Fest ist, dann ergreift, wenn alle da sind, einer das Wort und begrüßt. Viel anders ist es in der Messe nicht.

 

Der Einzug

Der größte Teil der Feiergemeinde ist schon da und wartet. Dann kommen alle die, die im Gottesdienst eine besondere Rolle haben: Priester, Messdiener, Lektoren, Kantoren, Kommunionhelfer; auch der, wegen dem alle da sind, wird hereingebracht: Jesus Christus, symbolisiert durch Kreuz und Evangeliar. Weil das alles so feierlich und der Gottesdienst Freude bereiten soll, gibt es keinen „stillen Einzug“, sondern er wird begleitet durch Musik und Gesang, weil gemeinsames Singen verbindet. Durch eine Kniebeuge verehrt wird der Altar – von Priester und Diakon auch durch einen Kuss, denn im Altar ist Christus gegenwärtig; er ist die Mitte der Versammlung. Das wird auch deutlich, wenn bei feierlichen Gottesdiensten der Altar beim Einzug mit Weihrauch „inzensiert“ wird. Die Ehre gilt Christus. Wenn alle liturgischen Dienste an ihren Plätzen sind, endet der Begleitgesang.

 

Was oft anders ist:

In vielen Gemeinden ziehen nur Messdiener und der Priester (und eventuell der Diakon) mit ein, also alle, die liturgische Gewänder tragen. Lektoren und Kommunionhelfer, die hinzutreten, wenn sie dran sind, sitzen in der Bank. Kann man machen. Die Idee ist aber: alle gehen in der Prozession mit, die in und für die Gemeinde einen Dienst übernehmen – egal, wie sie gekleidet sind.

Oft gibt es einen „kleinen Einzug“ von der Sakristei direkt in den Altarraum. Kann man machen. Die Idee ist aber, dass alle die, die einen Dienst übernehmen, „aus der Mitte der Gemeinde kommen“; sie sind keine Spezialisten aus der Sakristei und der Einzug soll auch nicht ihre Besonderheit hervorheben. Im Gegenteil: Sie sind Teil der Gemeinde.

Regelmäßig hört man ein langes Orgelvorspiel während der Eingangsprozession, gesungen wird anschließend. Kann man machen. Doch dieses Lied ist ein Gesang, der den Einzug begleitet und ihm nicht folgt.

 

Praktischer Tipp für den Einzug:

Für jeden Sonntag gibt es einen „Eröffnungsvers“, der das biblische Thema des Sonntags anklingen lässt. In den meisten Gemeinden ist das kaum bekannt. Manche Verse kann man aber (im Wechsel mit einem Kantor) singen. Oder sie können als Anregung dienen, um ein passendes Lied auszusuchen.

 

 

Die Eröffnung

„Wir sind versammelt im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes.“ Das sind die ersten Worte im Gottesdienst. Sie erinnern daran, warum wir gekommen sind: Nicht in erster Linie, weil es vorgeschrieben oder Sitte ist, nicht um Freunde zu treffen oder den Pastor nicht zu enttäuschen, sondern um dem dreifaltigen Gott zu begegnen. Zugleich ist das Kreuzzeichen das kürzeste Glaubensbekenntnis für jeden Einzelnen: Die sich bekreuzigen bilden die Gemeinschaft der Glaubenden.

An die liturgische Eröffnung, die vom Priestersitz aus gesprochen wird, kann sich eine kurze Einführung anschließen. Auch hier eignet sich der „Eröffnungsvers“ aus dem Messbuch. In der Regel spricht die Einführung der Priester, zu besonderen Gelegenheiten kann auch jemand anderes das Wort ergreifen.

 

Was oft anders ist:

Was kann ein freundliches „Guten Morgen“ schon schaden? Wahrscheinlich nichts, aber wir sind eben nicht am Arbeitsplatz angekommen, im Café oder beim Familientreffen, sondern zum Gottesdienst in einer Kirche. Das darf man bei den ersten Worten durchaus hören. Raum für persönliche Worte, die im Gottesdienst auch sein dürfen, gibt es auch später noch.

Manche Priester oder Diakone, aber auch beispielsweise Vertreter von „Eine-Welt“-Kreisen oder Kindermessteams, neigen dazu, die Einführung zu einer fünfminütigen Ansprache zu machen. „Bitte setzen Sie sich doch“ ist ein Alarmsignal. Die Einführung ist weder Kurzpredigt noch Infoblock über die Lebensumstände der Indios.

 

Praktischer Tipp für die Eröffnung:

Vorlagen für Gottesdienste etwa zum missio-Sonntag sind oft schlecht. Übernehmen Sie sie nicht einfach, auch wenn sie angeblich von „Profis“ stammen.

Von Susanne Haverkamp

 

Der zweite Teil der Serie folgt am nächsten Sonntag.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 5035