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"Religiös? Atheist? Normal!"

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Katholikentag in Leipzig

Ausgerechnet in einer Stadt, in der Christen und erst recht Katholiken in der Minderheit sind, begeht das Katholikentreffen sein Jubiläum. Das sei „interessant und reizvoll“, wie Bundespräsident Joachim Gauck findet.

Plakate vor dem neuen Rathaus. Foto: Katholikentag

Denn 80 Prozent der Menschen in Deutschlands elftgrößter Stadt gehören keiner christlichen Konfession an. Allerdings empfinden sie sich nicht als „Ungläubige“ oder „Atheisten“, sondern schlicht als „normal“, wie eine Frau in einer Befragung formulierte. Der Dialog mit den „Normalen“ soll deshalb auch ein Schwerpunkt des Katholikentags sein. Deswegen brauchen Besucher der Diskussionen und Workshops des Themenschwerpunktes „Leben mit und ohne Gott“ keine Eintrittskarten. 

Dass viele Menschen in der Region auch ohne Gott gut durchs Leben kommen, hat Folgen: Zwar ist die Zahl der angemeldeten Dauerteilnehmer mit rund 30 000 sehr hoch, dafür bleibt die Leipziger Gastfreundschaft hinter den Erwartungen zurück. Statt erhoffter 4000 Gästebetten wurden nur 2900 in Privatquartieren zur Verfügung gestellt. Und auch in manchen Diskussionen, etwa um finanzielle Förderung, weht den Katholiken mitunter ein scharfer Wind ins Gesicht. So ist damit zu rechnen, dass es während des Katholikentags zu Gegenveranstaltungen kommt.

 

Keine blühenden Glaubenslandschaften

Dass nach der Wende in der ehemaligen DDR keine blühenden Glaubenslandschaften entstanden, ist für den prominentesten Katholikentagsbesucher, Bundespräsident Joachim Gauck, kein Wunder. „Über 40 Jahre Kommunismus und Unfreiheit haben die Menschen im Osten Deutschlands tief geprägt“, sagt Gauck in einem Exklusivinterview für die deutschen Bistumszeitungen.

Schon zur Wendezeit hätten auch im Westen die Kirchen mit Mitgliederschwund zu kämpfen gehabt. Welche Rolle Christen und Kirchen künftig in unserer Gesellschaft spielen, hängt für Gauck vor allem von diesen selbst ab: Vom Engagement der Gläubigen „wird „auch die künftige Prägekraft des christlichen Glaubens abhängen“.

In dem Interview bekannte sich Gauck auch dazu, seinen persönlichen Glauben öffentlich zurückhaltend zu leben: „Es ist durchaus meine Absicht, meinen persönlichen Glauben und Glaubensvollzug aus der Öffentlichkeit herauszuhalten. Dass ich aus tiefster Überzeugung heraus Christ bin, der der evangelischen Kirche angehört und an ihrem gottesdienstlichen Leben teilnimmt, kann jeder wissen.“

Von Ulrich Waschki


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