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In Zukunft wird unsere Kirche …

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Visionen

Wie sieht die Zukunft der Kirche in Deutschland aus? 

 

…bunter sein!
Schon jetzt ist die Kirche bei uns vielfältig. In manchen Regionen gibt es noch volkskirchliche Strukturen, große Pfarrgemeinden, die funktionieren. In anderen Regionen gibt es das nicht mehr oder gab es das noch nie. In Zukunft wird das Bild noch viel bunter – nach Regionen, Stadt und Land, Stadtteilen Milieus und Gruppen unterschieden. Was in dem einen Dorf „funktioniert“, kann ein paar Kilometer weiter schon schwierig werden. Die Einheits-Pfarrgemeinde hat ausgedient. Die Kirche wird ein buntes und lebendiges Mosaik.

 

…noch kleiner werden!
Schon aus demographischen Gründen: Die Bevölkerung schrumpft, zusätzlich sinkt der Anteil der Eltern, die ihr Kind taufen lassen. Gleichzeitig kehren weiter viele Menschen der Kirche den Rücken, indem sie austreten oder einfach nicht am kirchlichen Leben teilnehmen. Gottesdienste werden gestrichen, Kirchen geschlossen, Verbände und Gruppen aufgelöst werden müssen. Das verursacht Abschiedsschmerz und Zukunftsangst. In großen Städten ergibt sich zum Teil ein anderes Bild: Zuwanderung aus dem Ausland lässt dort die Katholikenzahl wachsen.

 

…entschiedener glauben!
Wer in Zukunft noch in der Kirche mitmacht, hat sich bewusst entschieden. Es gibt keinen sozialen Druck mehr, zur Kirche zu gehen oder sich zu einem Glauben zu bekennen. Eher im Gegenteil. 

 

… durch Ehrenamtliche geprägt sein!
Noch sprudeln die Kirchensteuern. Mit schrumpfender Mitgliederzahl wird sich das ändern. Schon aus finanziellen Gründen ist der Personalbestand langfristig nicht zu halten. Es wird auch zunehmend schwierig werden, brennende Menschen als Arbeitnehmer für hauptamtliche Seelsorgedienste zu gewinnen. Nicht-geweihte übernehmen daher zunehmend Aufgaben von Priestern, ehrenamtliche treten an Stelle von hauptamtlichen Seelsorgern. Allerdings nicht als Ersatz oder Lückenbüßer, sondern weil sie sich durch Taufe und bewussten Glauben dazu berufen fühlen. Das Gottesvolk nimmt seinen Glauben selbst in die Hand! Dafür müssten heute hauptamtliche Seelsorger helfen, diesen Kulturwandel anzugehen. Vielerorts geschieht das leider nicht.

 

… eine Kirche der Freiheit sein!
Kirchengebote funktionieren nicht mehr. Die Menschen haben sich längst emanzipiert. Ich mache das, was mir gut tut. Was „die Kirche“ sagt, ist nicht entscheidend. Welche Impulse geben mir Menschen, die mit mir auf dem Weg sind? Wo kann ich persönlich Gott begegnen? Für den einen ist das der Taizé-Gottesdienst, für die andere der Bibelkreis, wieder andere begegnen Gott in der „normalen“ Sonntagsmesse. Weil sich der Glaube jetzt endlich in Freiheit bewähren muss, steht der Kirche in Deutschland die größte Zeit noch bevor, meinen sogar manche Kirchenleute. Diese Freiheit macht es gleichzeitig schwerer, Gemeinde zu gestalten. 

 

… geistlicher sein!
Nur wo Menschen sich aus einem gelebten Glauben heraus zusammenfinden, um Gemeinde zu bilden, hat die Kirche als Glaubensgemeinschaft eine Zukunft. Grundlage kirchlichen Lebens kann nur das Handeln aus der Gotteserfahrung heraus sein. Wo das fehlt, sind Kirche und Gemeinde ein Verein, der austauschbar ist. Das kann einige Jahre gut gehen, langfristig aber nicht. Zentrum von Gemeinden, Gruppen und Verbänden werden daher Menschen sein, die gemeinsam ihren Glauben praktizieren, etwa im Bibelteilen.

 

…missionarisch sein, wenn sie nicht missionarisch auftritt!

Aus dem gelebten Glauben heraus, werden die Jüngerinnen und Jünger Jesu versuchen, ihre Welt zu verändern, sich für die Schwachen und Randständigen einzusetzen. Wer das aber mit dem Ziel macht, den Nächsten zu bekehren, wirkt eifernd und abstoßend. Uneigennützig, fröhlich, selbstbewusst, öffentlich den Glauben leben, ihn nicht verstecken, davon sprechen, wenn es angemessen ist – das steckt an.

Von Ulrich Waschki

 

 

In Deutschland ist von Geburt und Wachstum in der Kirche wenig zu spüren. Vielmehr ist die Rede von Rückzug und Abschied. Immer größer werden die Pfarreien und Pfarrverbünde. Viele sehen das kritisch, haben Angst, dass „die Kirche nicht im Dorf“ bleibt. Die Zukunft scheint düster. Wenig pfingstlich. Statt befeuert durch den Heiligen Geist die Frohe Botschaft zu bezeugen und zu verkünden, blasen wir Trübsal, verfallen in Pessismus. Aber wo steht eigentlich, dass jedes Dorf eine eigene Kirche, einen eigenen Pfarrer haben muss? Warum diese Zukunftsangst? Und, ja, so wenig Gottvertrauen? Wer weiß, wohin der Herr seine Kirche lenkt. Die Kirche hat Zukunft, auch in Deutschland – die wird anders aussehen als wir es gewohnt sind. Das machen die Thesen auf dieser Seite klar. Auf Seite 4 und 5 zeigen wir, in welche Richtung die Reise gehen könnte.

 

Die Sorge um die Zukunft der Kirche in Deutschland rüttelt die Menschen auf. Weil es um etwas geht, was ihnen wichtig ist. Daher wollen wir Sie, unsere Leserinnen und Leser, nicht außen vor halten.

Schreiben Sie uns: Wie ist Ihre Vision für die Kirche von morgen? Wie stellen Sie sich die Zukunft vor? Schreiben Sie an: Verlagsgruppe Bistumspresse, Postfach 26 67, 49016 Osnabrück oder redaktion@bistumspresse.de

 Eine Auswahl von Zuschriften werden wir in ein paar Wochen veröffentlichen.

 

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