Bildung, Kino und Diözesanbeauftragter für das seelsorgliche Gespräch mit Homosexuellen: Zahlreiche Aufgaben hat Pater Martin Rosner in den letzten 13 Jahren übernommen. Nun wechselt der Dominikanerpater nach Mainz.
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Pater Martin Rosner verlässt nach 13 Jahren das Bistum Hildesheim. Er wurde zum Prior des Dominikanerkonvents St. Bonifaz in Mainz gewählt. Foto: Wala |
Pater Martin ist zum Prior der Dominikanerkommunität St. Bonifaz in Mainz gewählt worden. Zurzeit leben dort sieben Patres und fünf Studenten, denn das Kloster ist auch Ausbildungshaus (Studentat) für die Dominikanerprovinz Teutonia: „Das ist natürlich eine herausfordernde Aufgabe“, meint Pater Martin.
Dennoch fällt dem 49-Jährigen der Abschied nicht leicht: „Es war eine spannende Zeit in Braunschweig.“ Als Seelsorger bleiben Pater Martin vor allem Begegnungen in Erinnerung – in guten wie in traurigen Momenten.
Verlust und Trauer, aber auch Solidarität und Kraft sind für den Dominikaner beispielsweise mit der Aktion „Namen und Steine“ der Braunschweiger AIDS-Hilfe verbunden. Denn auch dieses Projekt gehörte zur Tätigkeit von Pater Martin als Diözesanbeauftragtem für das seelsorgliche Gespräch mit Homosexuellen: „Ich habe Menschen beerdigt, die niemand beerdigen wollte.“ Bei der Aktion werden in der evangelischen St.-Martini-Kirche Steine in den Boden eingelassen – als Erinnerung an Menschen, die an den Folgen der Immunschwächekrankheit gestorben sind.
Kein Aktivismus, sondern Seelsorge
Als Seelsorger für das Gespräch mit homosexuellen Menschen ist es Pater Martin nie um Aktivismus oder gar einen politischen Kampf gegangen: „Ich habe Menschen dabei unterstützt, ihre sexuelle Orientierung zu akzeptieren und in ihren Alltag zu integrieren.“ Das sei eine Aufgabe der Seelsorge: „Wie sagt man es anderen, welche Probleme gibt es in Partnerschaften, wie kann für gläubige Menschen künftig das Verhältnis zu ihrer katholischen Kirche aussehen?“ Vor all diesen Fragen dürfe die Kirche nicht zurückweichen: „Einfühlsamkeit – das ist besonders wichtig“, betont Pater Martin. Das gilt auch für das Gespräch mit und die Begleitung von Angehörigen.
Zweites wesentliches Standbein seiner Arbeit war die Leitung des Las-Casas-Hauses der Dominikaner in Braunschweig: „Wir verstehen unser Bildungshaus als einen Ort der Begegnung aller Menschen, jenseits ihrer religiös-konfessionellen Zugehörigkeit.“ Gesucht wurde häufig das Gespräch in spirituellen Fragen. Die jährlichen Fastenseminare oder auch die Silvestertagung sind dafür Beispiele.
Mit Seminarreihen hat Pater Martin versucht, besondere Akzente zu setzen: „Zum Beispiel mit Veranstaltungen zu Vorurteilen gegen Sinti und Roma, Jugend und Homosexuelle“, listet er auf. Aber auch die dunkleren Seiten de Kirchengeschichte wurden beleuchtet: die Inquisition ebenso wie der Einsatz des Dominikanerpaters und Patrons des Bildungshauses Bartholomè de Las Casas gegen die Ausbeutung der Indios in Lateinamerika im 16. Jahrhundert.
Leidenschaft für Opern und großes Kino
Aber noch eine Leidenschaft hat Pater Martin in das Programm mit eingebracht: die Opernseminare. „Opern sind für mich keine antiquierte Kunstform, sondern höchst lebendig.“ Das hat er Interessierten anhand der Opernaufführungen im Braunschweiger Staatstheater zu vermitteln versucht – mit Vorinformationen im Seminar, einem Gespräch mit dem Dramaturgen, der Aufführung selbst und einer gemeinsamen Nachbetrachtung.
Von der Oper zum Kino: noch eine Leidenschaft von Pater Martin. Zwischen sechs und zehn Filme hat Pater Martin im Team mit Yvonne Göcke und Dirk Mayschak jährlich beim „Kino im Kloster“ gezeigt: „Wir zeigen vor allem Filme, die nah am Menschen sind und zeigen, was ihn ausmacht.“ Zudem lockt das Kino ein Publikum ins Kloster, das sonst nicht viel mit Kirche zu tun hat: „Und über Filme kann man wunderbar ins Gespräch kommen – über Gott und die Welt.“
Die Begleitung der Gemeinschaft katholischer Akademiker in Braunschweig, Predigt und Seelsorge an der Klosterkirche St. Albertus Magnus – auch das waren Aufgaben des Dominikaners: „Ich habe viel Wertschätzung erfahren“, sagt er. Auch das macht den Abschied nicht leichter. Wie die Erinnerung an die guten wie die traurigen Momente.
Rüdiger Wala