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Dünger für den Frieden

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Kommentar

Ein Friedenswunder in der Zentralafrikanischen Republik? Und ist das auch für Syrien möglich? "Ja - wenn die Parteien bereit sind, Kompromisse zu schließen", schreibt Roland Juchem in seinem Kommentar.

Hat sich da ein Wunder ereignet in der Zentralafrikansichen Republik? Seitdem Ende November der Papst da war, halten die damals vereinbarten Waffenstillstände. Ja, es wächst zaghaftes Vertrauen zwischen den zuvor verfeindeten Gruppen. Da kam einer, der ist glaubwürdig, dem geht es nicht allein um die eigene Klientel. Er nimmt die Ängste und Unsicherheit anderer ebenfalls wahr.

Nun können wir den Papst nicht überall hinschicken. In Syrien oder Irak würde er vermutlich wenig ausrichten. Zudem haben dort auch ausländische Mächte ihre Hände im Spiel: Saudi-Arabien, Iran, Russland, der Westen, die Türkei, die Kurden. Und natürlich war es in Zentralafrika nicht allein der Papst. Viele andere – UN-Diplomaten, Mitglieder von Sant’Egidio, der Erzbischof und Imam von Bangui – haben hinter den Kulissen vermittelt.

Wer Frieden schließen will oder soll, muss Kompromisse schließen. Das heißt auch: sich verletztlich machen. Selbst wenn er am Ende sicherer und stärker daraus hervorgeht, weil Frieden allen nutzt. Wenn es also einen gibt, der mir garantiert oder doch hilft, dass ich nicht weiter verletzt werde, lasse ich mich eher ein auf Kompromisse. Noch will das in Syrien keiner.

Mit Blick auf Zentralfrika kann man dennoch sagen: Es gibt ein Wunder von Bangui, wenn auch ein zerbrechliches. Kleinste Gerüchte, so ein Experte, könnten die Brände wieder entfachen und alles wieder zerstören.

Das gilt auch in Deutschland und Europa, wo inzwischen vielerorts Gerüchte die Runde und Stimmung machen; bereitwillig aufgenommen, sofern sie nur irgendwie ins festgezurrte Weltbild passen: der angeblich tote Flüchtling vor dem Lageso in Berlin, den ein Helfer in die Welt setzte, oder die von „Südländern“ entführte und missbrauchte Lisa, die sich nicht zu ihren Eltern nach Hause traute und jene Ausrede erfand, die gar zu diplomatischen Kontroversen zwischen Moskau und Berlin führte. Und viele andere mehr. Es waren nicht nur Machenschaften im Vatikan, deretwegen Papst Franziskus ständig vor Gerüchten und Lästereien warnt. Ein kritisches Bewusstsein, Nachfragen sind daher nötig.

Das vorausgesetzt, ist letztendlich Vertrauen in den anderen – nicht dumme Gutgläubigkeit – der beste Dünger für zarte Friedenspflanzen. Vertrauen aber ist nicht billig. Es muss erarbeitet, verdient und dann doch geschenkt werden. Wir haben aber keine andere Wahl – außer der Gewalt. Glaube – daran seien religiöse Menschen erinnert – ist ein anderes Wort für Vertrauen.

Von Roland Juchem


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