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Eine Baustelle für die Zukunft

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Kirchneubau in Altwarmbüchen

Nach fast 20 Jahren wird im Bistum Hildesheim erstmals wieder eine neue Kirche gebaut. Bis zum Ende des Jahres soll der Neubau im Norden Hannovers stehen.

Heilig Kreuz wird die neue Kirche heißen – genau wie der alte Kirchenbau auf der gegenüberliegenden Straßenseite in Hannover- Altwarmbüchen, der im vergangenen Jahr profaniert und zurückgebaut worden war. Eine Mutprobe für Pfarrer und Gemeinde.

Viel Glas und eine offene Fassade – so wird die neue Kirche Heilig Kreuz in Altwarmbüchen aussehen. Foto: Kleine

Es hatte den ganzen Tag geregnet an jenem Samstag im vergangenen Herbst, als sich die Gemeinde in Altwarmbüchen von ihrer alten Kirche Heilig Kreuz verabschieden musste. Weihbischof Heinz-Günter Bongartz war gekommen, um zusammen mit den Gottesdienstbesuchern an diesem Tag das in die Jahre gekommene Gebäude zu profanieren. Zwar wussten alle Anwesenden, dass die in den 70er-Jahren eigentlich als Provisorium gebaute Kirche erhebliche Baumängel hatte und nur noch rund zehn Jahre begehbar sein würde. Trotzdem lag Trauer in der Luft.

Trauer, weil in dieser Zeit die Kirche zu einer Heimat geworden war. Der Ort, an dem man Taufen und Hochzeiten gefeiert hatte. Oder vielleicht der Ort für Zuflucht in schweren Stunden. „Als wir dann aus der Kirche kamen, riss der Himmel auf und ein Regenbogen war zu sehen“, erzählen Tanja Schwarz und Dr. Ulrich Hafke. „Da wussten wir, dass wir auf dem richtigen Weg sind mit unserem Neubau.“ Die beiden Ehrenamtlichen sind Mitglieder des Bauauschusses der Pfarrgemeinde Heilig Geist. Sie waren mit dabei, als beschlossen wurde, das alte Kirchengrundstück samt Kirche an die politische Gemeinde Isernhagen zu verkaufen und auf der gegenüberliegenden Straßenseite auf einem kleineren Grundstück einen Neubau zu wagen.

Und sie waren auch am vergangenen Samstag dabei – demTag, an dem der Grundstein gelegt wurde für die neue Kirche Heilig Kreuz. Eine Grundsteinlegung für eine Kirche hatten weder Architekt, Pfarrer noch die Mitglieder des Bauauschusses bisher erlebt. Heilig Kreuz ist der erste Bau einer Kirche im Bistum seit 1997. Zuletzt wurde ein Gotteshaus in Rittmarshausen gebaut – ebenfalls eine Heilig-Kreuz-Kirche.

Nicht einfach weitermachen wie bisher

Bis in Altwarmbüchen der Grundstein gelegt werden konnte, ist viel passiert. Vor dem Enschluss zum Neubau hatte es Umfragen gegeben, Konzepte wurden erarbeitet. „Wir haben uns die Frage gestellt, für wen wir eigentlich eine neue Kirche bauen“, sagt Pfarrer Christoph Lindner. Er leitet die Pfarrgemeinde Heilig Geist, die rund 7500 Mitglieder hat und Bauträger des Projekts ist. „Für uns war schnell klar, dass wir nicht einfach eine neue Kirche bauen und weitermachen wie bisher, sondern dass wir als Gemeinde stärker auf die Gesellschaft zugehen wollen.“

Architekt Oliver Arndt (links) und Pfarrer Christoph Lindner legen  zusammen die Patrone mit der Gründungsurkunde und Dokumenten wie der aktuellen KirchenZeitung in den Grundstein der neuen Kirche. Foto: Kleine
Architekt Oliver Arndt (links) und Pfarrer Christoph Lindner legen  zusammen die Patrone mit der Gründungsurkunde und Dokumenten wie der aktuellen KirchenZeitung in den Grundstein der neuen Kirche. Foto: Kleine

Besonders am Herzen lag dabei vielen im Bauausschuss der Blick nach vorne: Altwarmbüchen ist ein Stadtviertel, das durch den Zuzug junger Familien einen Generationenumbruch erlebt. „Wir wollen als Kirche mit unserem neuen Bau für alle Menschen da sein und offensiv auf sie zugehen“, sagt Pfarrer Lindner. Das soll auch in der Architektur der Kirche zum Ausdruck kommen. Darum hat die Gemeinde einen Architekt gesucht, der ihre  Vision auf Papier bringen und sie realisieren konnte – zu einem akzeptablen Preis.

Nach Jahren des Planens und des Suchens wurde die Gemeinde schließlich fündig: Architekt Oliver Arndt vom Architektenbüro Pape & Kost setzte sich mit seinem Entwurf einer eingeschossigen Kirche mit verglasten Fassaden und einem flexibel nutzbaren Innenraum durch. „Diese Kirche soll die Leute packen und durch die offenen Fassaden alle Passanten einladen, sie zu entdecken“, sagte Pfarrer Lindner anlässlich der Grundsteinlegung.

Zwischen der Hauptstraße des Zentrums von Altwarmbüchen und der Eingangstür zur Kirche werden nicht mal drei Meter liegen. Der Kirchraum wird durch verstellbare Wände eine Größe von 50 bis zu 150 Quadratmeter einnehmen können. „Die neue Kirche vereint sowohl die Funktion einer Kirche, als auch die Funktion eines Pfarrheims und Pfarrbüros“, erklärt Architekt Arndt. „Dabei wird der Bau zwar eingeschossig, aber dennoch architektonisch interessant: Schon der Rohbau ist handwerklich sehr anspruchsvoll, da wir mit speziellen Betonkonstruktionen arbeiten.“ Von innen wird die Kirche mit einem sandfarbenen Boden und hellem Eichenholz ausgestattet.

Inneneinrichtung wird noch geplant

Wie genau die neue Kirche Heilig Kreuz eingerichtet sein wird, steht noch nicht fest. „Die Planungen laufen noch“, sagte Lindner. „Wir versuchen zum Beispiel den alten Altar aus dem Vorgängerbau in die neue Kirche mitzunehmen.“ Auch beim Budget gelang der Gemeinde durch den Tausch der Grundstücke ein glücklicher Wurf: Ein Großteil der Kosten für den Neubau von rund 1,8 Millionen Euro, nämlich 1,03 Millionen Euro, konnte durch den Verkauf des alten Kirchengrundstückes bereits gedeckt werden. Den Rest übernehmen die Kirchengemeinde und das Bistum Hildesheim. Über eine Fundraisingaktion besteht die  Möglichkeit für Interessierte, Pate für Stühle und Bodenabschnitte zu werden – und so zur Finanzierung beizutragen.

Sowohl Pfarrer Lindner als auch Architekt Arndt und Domkapitular Martin Tenge, der den Neubau segnete, sind sich sicher, dass Heilig Kreuz höchstwahrscheinlich das einzige Kirchbau-Projekt bleiben wird, an dem sie beteiligt sind. „Dass wir hier einen Grundstein legen und nicht nur profanieren und abreißen, ist ein gutes Gefühl. Wir bringen etwas ins Leben, was fasziniert und was hoffentlich wachsen und gedeihen wird“, sagt Tenge. Der Neubau ist für den hannoverschen Regionaldechanten auch ein wichtiges Zeichen: „Wer eine Baustelle aufmacht, der glaubt an seine Zukunft.“ Diesen Blick nach vorne haben auch die Ehrenamtlichen, die zusammen mit Pfarrer Lindner den Bau vor Ort tragen: „Wir haben damals beschlossen, dass die Kirche im Zentrum des Stadtteils bleiben soll. Dass wir jetzt so einen tollen Neubau bekommen, ist auch ein Auftrag. Es liegt an uns, ab Ende des Jahres dort Leben einkehren zu lassen“, erklärt Ulrich Hafke.

Von Marie Kleine


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