Jesaja kündigte an, eine Jungfrau werde einen Sohn gebären und ihn Immanuel nennen. Als es so weit war, nannte Josef den Jungen aber Jesus. Warum? T. K., Aachen
Das erste Kapitel des Matthäusevangeliums beschreibt, wie Josef im Traum Besuch von einem Engel erhält. Der trägt ihm auf, die schwangere Maria zu sich zu nehmen und das Kind Jesus („Gott rettet“) zu nennen. Anschließend wird das siebte Kapitel im Buch Jesaja zitiert: eine Jungfrau werde ein Kind gebären, welches den Namen Immanuel („Gott mit uns“) erhalten soll.
Zunächst muss man festhalten: Josef tut das, was der Engel ihm aufträgt. Von Immanuel als Name für Marias Kind ist da erst einmal keine Rede. Jedoch fragt man sich, warum Matthäus die Prophezeiung Jesajas an dieser Stelle einfügt.
Ursprünglich ist die Verheißung des Jesaja auf den judäischen König Ahas und sein königliches Haus gemünzt, da diese aufgrund ihres Unglaubens bei Gott in Ungnade fallen. Der prophezeite Immanuel aber soll das Böse verwerfen und das Gute wählen. Ausleger der Bibel haben versucht, diesen Sohn in der weiteren Geschichte Judas zu identifizieren, manche sahen dabei die Verheißung schon in Ahas’ Sohn Hiskija eingetroffen. Doch schon im Buch Jesaja selbst entwickelt sich an diesem Königshaus eine messianische Hoffnung, die Hoffnung auf einen Retter, die der Evangelist Matthäus aufnimmt.
So ist zu Anfang seines Evangeliums die ganze Königslinie nach David samt Ahas und Hiskija im Stammbaum Jesu zu finden. Zudem übernimmt er die Rede von der jungen Frau (so im Hebräischen), die infolge der Übersetzungen ins Griechische und Lateinische immer stärker als Jungfrau gedeutet wurde.
Die Verheißung Jesajas passt also gut in die Geburtsgeschichte bei Matthäus, jedoch nimmt er eine entscheidende Änderung vor: Nicht die Mutter nennt ihren Sohn Immanuel (bei Jesaja), vielmehr soll dieser Sohn in Zukunft so genannt werden. Diese Benennung „Gott mit uns“ für Jesus erfüllt sich bei Matthäus im letzten Satz des Evangeliums, wenn der auferstandene Jesus zu seinen Jüngern sagt: „Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“
Von Christoph Buysch