Quantcast
Channel: KirchenZeitung
Viewing all articles
Browse latest Browse all 5035

„Vorwürfe sind in keiner Weise haltbar“

$
0
0
Bistum wehrt sich gegen Fernseh-Reportage: Missbrauch wurde nicht zu spät angezeigt

Mit Nachdruck hat Bischof Norbert Trelle den Vorwurf zurückgewiesen, das Bistum Hildesheim habe staatsanwaltliche Untersuchungen im Falle des sexuellen Missbrauchs eines jungen Mädchens vereiteln wollen. Dieser Vorwurf sei ungeheuerlich, jeder Fall werde akribisch geprüft, sagte Trelle auf einer Pressekonferenz am Dienstag.

Am Montagabend hatte die ARD in der Reportage „Richter Gottes – die geheimen Prozesse der Kirche“ dem Bistum vorgeworfen, 2010 einen angezeigten Missbrauchsvorwurf zu spät an die Staatsanwaltschaft gegeben zu haben. Dabei ging es um den Geistlichen Peter Riedel, der im Zusammenhang mit den Missbräuchen im Canisus-Kolleg bundesweit für Schlagzeilen gesorgt hatte. In Hildesheim hatte er unter anderem den sozialen Mittagstisch in der Gemeinde Guter Hirt aufgebaut.

„Es gab keine eindeutigen Hinweise“

„Angesichts des tatsächlichen Ablaufs der Geschehnisse sind die Vorwürfe in keiner Weise haltbar“, sagte der Bischof. Nachdem die Erziehungsberechtigten im Namen des Opfers im November 2010 eindeutige Vorwürfe erhoben hatten, habe das Bistum unmittelbar die Missbrauchsanzeige zur Ermittlung an die Staatsanwaltschaft abgegeben. Ein Gespräch, das bereits mehrere Monate vorher mit dem 14-jährigen Mädchen in Begleitung seiner Lehrerin geführt worden war, habe keine eindeutigen Hinweise auf sexuellen Missbrauch ergeben“, ergänzte Weihbischof Heinz-Günter Bongartz, der damals als Personalchef für die Mitarbeiter in der Seelsorge zuständig war.

In dem ersten Gespräch habe das Mädchen ausschließlich von einem Kuss auf die Wange und von Umarmungen berichtet. Er selbst habe die 14-Jährige ermutigt, das Gespräch mit weiteren Vertrauenspersonen zu suchen. „Damit wollten wir einen Anstoß geben und helfen, dass sich das Mädchen gegebenenfalls öffnen kann.“ Ein solches Vorgehen wird von vielen Opferverbänden ausdrücklich empfohlen, erläuterte Bongartz.
In dem Fernsehbeitrag wurde der Vorwurf erhoben, das Bistum habe es versäumt, die Erziehungsberechtigten über das Gespräch mit dem Mädchen zu informieren. Tatsächlich sei das auf Wunsch des Opfers unterblieben. „Wenn ich an dieser Stelle etwas falsch gemacht habe, dann ist das so. Es ging aber nie darum, den Täter zu schützen, sondern darum, Vertrauen zu dem Mädchen aufzubauen“, stellte Bongartz klar. In den vergangenen Jahren habe er alles getan, um Opfern Gelegenheit zu geben, offen und angstfrei über sexuellen Missbrauch zu sprechen.

Die Chronologie der Ereignisse habe dem Fernsehsender vorgelegen. „Uns ist es daher unverständlich, wie auf dieser Grundlage derartige Vorwürfe in der Reportage erhoben werden konnten“, sagten Bongartz und Trelle übereinstimmend.


Viewing all articles
Browse latest Browse all 5035