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Da klopft einer - macht ihm auf!

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Barmherzigkeit und Advent

An diesem Sonntag beginnt der Advent. Ist das nun eine Zeit, Kerzen anzuzünden oder eine Zeit, Türen zu öffnen? Die Kirchenlieder dieser Wochen sprechen häufiger von Türen als von Kerzen. Und der Papst öffnet heilige Pforten – um der Barmherzigkeit willen.

 

"Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit": gerecht, sanftmütig und barmherzig. Foto: panthermedia

„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“, singt fast jede Kirchengemeinde an diesem Sonntag. Ein Klassiker. Ein Lied, das einen Machtwechsel ankündigt und zur Kapitulation aufruft. Als solche könnte man es verstehen, wenn Tor und Tür einer Stadt geöffnet werden.

Es kommt jedoch kein Eroberer, sondern „der Herr der Herrlichkeit“, ein Heiland und Retter, dessentwegen Gott zu loben ist: „Er ist gerecht, ein Helfer wert“, beschreibt die zweite Strophe den neuen Herrscher, „Sanftmütigkeit ist sein Gefährt, sein Königskron ist Heiligkeit, sein Zepter ist Barmherzigkeit!“ Schöner lässt sich das „göttliche Regierungsprogramm“ für uns Menschen kaum formulieren.

Barmherzigkeit ist das Anliegen des außerordentlichen Heiligen Jahres, zu dem Papst Franziskus aufgerufen hat und das er am 8. Dezember in Rom eröffnet. Bereits an diesem Sonntag will er vorzeitig „eine Pforte der Barmherzigkeit“ öffnen: in Bangui, der Hauptstadt der vom Bürgerkrieg gequälten Zentralafrikanischen Republik. 

Das Logo des Heiligen Jahres
Grafik: Verband der Diözesen Deutschlands

Seit dem Jahr 1300 begeht die katholische Kirche solche Jubiläumsjahre. Ihr biblisches Vorbild ist das „Jobeljahr“, wie es im Buch Levitikus geschildert wird: Alle 50 Jahre sollen alte Schulden, durch die Menschen auf Dauer geknechtet werden, erlassen werden. 

Zentrale Elemente des Heiligen Jahres sind eine Romwallfahrt mit dem Besuch bestimmter Kirchen, das Durchschreiten der Heiligen Pforte und der Ablass (dazu mehr in der nächsten Ausgabe). 

Das Jahr soll aber nicht nur in Rom gefeiert werden. Franziskus will, dass in allen Bistümern Pforten der Barmherzigkeit geöffnet werden: So dass wer „durch diese Pforte hindurchschreitet, die tröstende Liebe Gottes erfahren (kann), welcher vergibt und Hoffnung schenkt“. So soll Gottes Barmherzigkeit sich „wie Morgentau auf die Geschichte legen“.

„Wie sehr wünsche ich mir“, schreibt der Papst, „dass die kommenden Jahre durchtränkt sein mögen von der Barmherzigkeit und dass wir auf alle Menschen zugehen und ihnen die Güte und Zärtlichkeit Gottes bringen!“ Das sind Zeichen des Reiches Gottes, das schon unter uns gegenwärtig ist. Sein Herrscher jedenfalls ist unterwegs. Macht also hoch die Tür und die Tore weit …

Von Roland Juchem


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