Ein selbstbewusster Chef, deutliche Worte gleich zu Beginn: Man darf gespannt sein, was Thomas Sternberg als Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken bewegen kann. Ein Kommentar von Ulrich Waschki.
Man darf gespannt sein: Überraschend deutlich hat das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) den Münsteraner Thomas Sternberg zum Präsidenten gewählt. Genauso deutlich waren Sternbergs Worte nach der Wahl: Nur gemeinsam – Bischöfe und Laien, Katholiken und Protestanten – könne man in dieser Gesellschaft christliche Positionen vertreten. Zudem müssten Bischöfe und Laien ihre Rollen tauschen. Bischöfe sollen sich um Pastoral, Laien um Politik kümmern. Und weiter: Das Frauendiakonat muss kommen und verheiratete Diakone sollen als „viri probati“ zu Priestern geweiht werden können.
An Selbstbewusstsein mangelt es dem neuen ZdK-Chef nicht. Und er liegt richtig, wenn er eine verbesserte Außendarstellung des Gremiums anmahnt. So fragt er selbstkritisch, ob die Botschaften der Katholikentage überhaupt noch in die Öffentlichkeit durchdringen oder man sich nicht mit einer Vielzahl von Botschaften selbst Konkurrenz mache. Recht hat er. So viele Prominente, so viele Themen, so viele Botschaften gibt es bei den maßgeblich vom ZdK verantworteten Katholikentagen, dass eine klare Botschaft in die säkulare Gesellschaft hinein nicht überkommt. Weniger wäre hier mehr. Konzentration und entschiedenere Gewichtung sind angesagt. Doch das wird schwer. Dem einen Verband wird das katholische Rentenmodell fehlen, dem anderen die Frauenfrage, einer dritten Gruppe liturgische Statements und wieder anderen Diskussionen um die Kirchensteuer oder das Miteinander von Laien und Priestern. Und den Klimaschutz bitte nicht vergessen. In der Analyse liegt der neue ZdK-Präsident richtig. Welche Konsequenzen kann man daraus aber ziehen ...?
Das gilt auch für Stellungnahmen „der Katholiken“ außerhalb von Katholikentagen. Gemeinsame Äußerungen von Bischofskonferenz und ZdK haben sicher mehr Gewicht. In einer Gesellschaft, in der Glaube und Kirche auf dem Rückzug sind, ist Einigkeit nach außen der einzige Weg, um Gehör zu finden. Aber auch hier: Wie soll das geschehen?
Selbst innerhalb von Bischofskonferenz und ZdK gehen die Meinungen zum Teil weit auseinander. Beides zusammenzuführen, wird schwierig. Vor allem, wenn der neue ZdK-Präsident gleich zu Beginn die Politik für die Laien reklamiert und gleichzeitig mit dem Frauendiakonat und den „viri probati“ zwei innerkirchliche Eisen zurück ins Feuer legt. Zu wünschen ist es Thomas Sternberg – und unserer Gesellschaft –, dass er dem politischen Katholizismus wieder zu mehr Schlagkraft verhilft. Einfach wird das nicht.
Von Ulrich Waschki