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Gute Impulse für 2017

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Kommentar

Ein gemeinsames Christusfest soll es 2017 werden - das haben die Evangelische und Katholische Kirche in Deutschland jetzt angekündigt. "Gut so", findet Ulrich Waschki in seinem Kommentar.

 

Gut so. Evangelische und katholische Kirche in Deutschland planen anlässlich des 500. Jahrestages der Reformation eine Reihe gemeinsamer Veranstaltungen. Statt das „Reformationsjubiläum“ zu nutzen, um sich als bessere, weil angeblich freiere Kirche darzustellen, hat die Evangelische Kirche in Deutschland ihre katholischen Geschwister zum gemeinsamen „Reformationsgedenken“ eingeladen. Ein „gemeinsames Christusfest“ solle es werden, kündigten beide Kirchen an. 

Dabei war es in den letzten Jahren schwierig geworden mit der Ökumene. Sensibel und verletzlich reagierten beide Seiten immer wieder: Beim Besuch von Papst Benedikt XVI. in Deutschland war die evangelische Kirche verletzt, weil der Papst Luther zwar als leidenschaftlichen Gott-Sucher beschrieb, das aber hinter verschlossenen Türen tat. In politischen Debatten tun sich beide Kirchen schwer, gemeinsame Positionen zu finden. Vor allem die katholische Seite wünscht sich immer wieder ein stärkeres gemeinsames Eintreten der Christen in Deutschland, etwa für den Lebensschutz. Und mit Blick auf 2017, befeuert durch manche Äußerungen und Papiere von evangelischer Seite, gab es bei Katholiken die Sorge, dass die protestantischen Geschwister den 500. Jahrestag des Thesenanschlags als Gelegenheit nutzen könnten, sich durch Abgrenzung vom anderen Zweig der Familie zu profilieren.

Dabei schwächt die Trennung in dieser zunehmend säkularisierten Gesellschaft das christliche Zeugnis. Nur gemeinsam können die Kirchen für ihre Positionen eintreten, nur gemeinsam können wir Christen die frohe Botschaft vom menschgewordenen Gott zu unseren Mitmenschen tragen. 

Und nun das: ein gemeinsames Gedenken an 500 Jahre Reformation, an 500 Jahre Kirchenspaltung. Einen zentralen Versöhnungsgottesdienst in Berlin soll es dazu geben. Evangelische und katholische Christen zeigen dabei hoffentlich der Welt, wie man aus christlichem Geist mit Verletzungen und Trennungen umgeht. Der EKD-Ratsvorsitzende Bedford-Strohm kündigte an, man müsse über Luthers Antijudaismus sprechen und auch Buße tun, weil man die katholischen Geschwister oft in Zerrbildern dargestellt habe. Umgekehrt gilt das wahrscheinlich auch. Ein guter Anfang.

Christen verschiedener Konfessionen geben ein Zeugnis von ihrer Hoffnung, ihrem Glauben, ihrem Gott – so kann das Gedenken an die Reformation vor 500 Jahren nicht für neuen Streit sor-
gen, sondern zu einem Schub für die Ökumene werden.

Von Ulrich Waschki


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