Der Wahlsieger war am Ende selbst überrascht. Thomas Sternberg galt als Außenseiter bei der Wahl zum Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). Doch am Freitag machte der nordrhein-westfälische CDU-Landtagsabgeordnete auf der Herbstvollversammlung des ZdK in Bonn das Rennen.
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Alois Glück hat das ZdK sechs Jahre lang geleitet. Foto: kna-bild |
Gleich im ersten Wahlgang konnte sich Sternberg gegen die favorisierte Mitbewerberin Maria Flachsbarth durchsetzen. Die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium - wie Sternberg ebenfalls in der CDU - kam auf 75 von 190 Stimmen, für Sternberg votierten 110 Teilnehmer, es gab 5 Enthaltungen.
Ein breiter Rückhalt für Sternberg, der ebenso wie Flachsbarth Wert auf eine faire Auseinandersetzung legte. Das in Medienberichten genutzte Wort von der Kampfkandidatur mochte im ZdK niemand hören. Der CDU-Politiker überzeugte die Vollversammlung mit klaren Ansagen. Etwa, dass künftig die ökumenische Arbeit noch mehr in den Vordergrund zu rücken sei, um in einer säkularen Gesellschaft als Christen Gehör zu finden. Oder dass sich das ZdK im Dialog mit dem Islam stärker profilieren müsse.
Selbstbewusst blickte der 63-Jährige auf das Verhältnis des Katholikenkomitees zur Deutschen Bischofskonferenz. In einem ersten Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur klang das dann so: "Die katholischen Laien müssten eigentlich viel stärker und mit mehr Selbstbewusstsein in die politische Debatte gehen. Die Kernkompetenz der Bischöfe hingegen liegt im pastoralen Bereich." In jüngster Zeit habe er den Eindruck gehabt, so Sternberg, dass das ZdK mehr Pastoral, die Bischofskonferenz mehr Politik betreibe. "Wir sollten die Stärken besser nutzen und die Kräfte bündeln."
Ein frischeres Auftreten
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Thomas Sternberg ist neuer Präsident des ZdK Foto: kna-bild |
Ein frischeres und lebendigeres Auftreten wünscht sich der neue ZdK-Präsident. Wie nötig das ist, zeigte der weitere Verlauf der Vollversammlung. Die Diskussionen über die Flüchtlingskrise oder die Kulturpolitik wurden wie immer mit Engagement geführt. Aber der Bezug zur Aktualität blieb stellenweise schwammig, Strahlkraft wollte von alledem nicht so recht ausgehen. Impulsreferate, Erklärungen und Arbeitsgruppen bezeichnete ZdK-Generalsekretär Stefan Vesper mit leiser Ironie als "heilige Kühe". Wie er mit dieser geschützten Spezies in den folgenden zwei Jahren umgeht, wird mit über den Erfolg der Präsidentschaft Sternbergs entscheiden.
Denn noch verfügt das ZdK über Anziehungskraft im politischen und gesellschaftlichen Raum. Glückwünsche für Sternberg gab es nicht nur vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sondern auch von Bundespräsident Joachim Gauck und SPD-Chef Sigmar Gabriel. In Bonn sehen ließen sich auch prominente ZdK-Mitglieder wie der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), der stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Armin Laschet sowie die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer und die rheinland-pfälzische Oppositionsführerin Julia Klöckner (beide CDU).
Der Dank der Vollversammlung ging an Sternbergs Vorgänger Alois Glück. Sechs Jahre lang hatte der CSU-Politiker die Geschicke des Gremiums geleitet. Zum letzten Mal hatte er vor der Wahl als Präsident das Wort im Plenum ergriffen. Von einem "Vermächtnis" zu sprechen, würde dem nüchtern-pragmatischen Wesen Glücks wohl widersprechen. Aber eindrücklich appellierte der scheidende ZdK-Chef daran, weiter Menschen für die Mitarbeit in Verbänden und Parteien zu gewinnen. Um eine Demokratie lebendig zu halten, brauche es mehr als Facebook und Co. Innerkirchlich warnte Glück noch einmal davor, sich in Grabenkämpfen zu verlieren.
kna