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Journalismus häppchenweise...

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In dem virtuellen Kiosk Blendle kann einzelne Artikel verschiedener Zeitungen kaufen

Mit Blendle ist in Deutschland vor kurzem ein neuer Online-Kiosk an den Start gegangen, in dem man einzelne Artikel aus Zeitschriften kaufen kann, und nicht jedes Mal die ganze Zeitung erwerben muss. Vor allem junge Leute sind begeistert. Auch die Bezahlung ist mit nur einem Klick denkbar einfach.

Das Prinzip, das Geschäftsmodell ist denkbar einfach. Und doch ist es nichts weniger als eine Revolution auf dem Zeitungsmarkt. Galt es früher für die großen Verlage als undenkbar, einzelne Seiten beziehungsweise einzelne Artikel ihrer Zeitungen und Zeitschriften zu verkaufen und an den Endkunden auszuliefern, ist genau das jetzt bei Blendle möglich. Anstatt eine oder mehrere Zeitungen (im Internet als sogenannte ePaper) komplett zu kaufen, kann man sich bei dem niederländischen Start-Up, das Ende September auch in Deutschland online gegangen ist, ab sofort seine Morgenlektüre selbst zusammenstellen. Damit reagieren die Macher von Blendel – Marten Blankesteijn und Alexander Klöpping – auf einen unübersehbaren, weltweiten  Trend in der Medienlandschaft.

Junge Leute kaufen meist keine Zeitungen mehr

Die Blendle-Macher: Alexander Kloepping und MartenBlankesteijn(Foto.Blendle)

Blankesteijn und Klöpping haben beobachtet, dass vor allem junge Leute kaum noch Zeitungen kaufen. Sie beziehen ihre Informationen meist direkt aus dem Netz und reagieren dabei meist sehr spontan und zum Teil fast zufällig auf die Empfehlungen von Anderen in den sozialen Netzwerken wie Twitter oder Facebook. Die Tage jedenfalls, in denen Zeitungsleser morgens am Frühstückstisch eine Zeitung der Reihe nach von vorne bis hinten durchgeblättert haben, sie nähern sich allmählich ihrem Ende.

Im Tagespiegel erzählen Blankesteijn und Klöpping wie sie sich zur Entwicklung ihrer App große Investoren mit an Bord holten. Und das Konzept scheint aufzugehen. In Holland sollen inzwischen 400.000 Menschen den elektronischen Kiosk nutzen. Tendenz stetig steigend! Auffällig ist dabei, dass der Altersdurchschnitt der Blendle-Nutzer deutlich unter dem der klassischen Zeitungsleser steht. Zwei Drittel sind unter 35. Die meisten Menschen, die sich über Blende informieren hätten vorher „keine Zeitung gekauft, sondern hauptsächlich das kostenlose Online-Angebot genutzt“, sagte Blankesteijn dem Tagespiegel. Dass die Qualität der Printartikel oft viel besser sei, hätten viele Nutzer vorher gar nicht gewusst. …

Qualitätsjournalismus setzt sich auch im Netz durch

Artikel werden kurz "angeteasert". Wer draufklickt kauft

Gelesen werden können die Artikel entweder im Web-Browser oder auf dem Smartphone mit der Android-App oder (etwas eingeschränkt) auch mit der iOS-App. Ausführliche Anleitungen und Kritiken dazu finden sich auf den Fachportalen Heise und Computerbild.

Überschrift und die ersten Sätze der Artikel sind kostenlos. Wenn einem eine Geschichte anspricht, kann man diese mit nur einem Klick kaufen. Das sogenannte Mikro-Payment über Paypal macht es möglich. Pro Beitrag werden – je nach Medium und Länge - zwischen 15 Cent und zwei Euro fällig. 30 Prozent der Einnahmen gehen an Blendle, der Rest an die Verlage. Angeboten werden bei Blendle neben den klassischen Ressorts wie Politik, Sport, Wirtschaft und Kultur auch Medien, Technik, Verbrechen oder Fußball. Ein Ressort Glauben, Kirche oder Religion sucht man bei Blendle allerdings vergebens. Dafür wird ein Themenbündel namens „Geist und Seele“ angeboten.

Erste Marktanalysen zeigen, dass bei Blendle häufiger zu langen Texten gegriffen wird. Insbesondere Interviews, Essays und Analysen werden oft gelesen. Außerdem kaufen Blendle-Nutzer lieber Inhalte von Qualitätsmedien als von Boulevardzeitungen. Artikel aus der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ bringen laut Blendle-Gründer Blankesteijn deutlich mehr ein als die der „Bild“. Und in Berlin wird der Tagesspiegel häufiger geklickt als die ebenfalls in der Hauptstadt erscheinende, bunte „B.Z.“.

Ihr Webreporter Andreas Kaiser


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