Ist es ein Segen alt zu werden? Was ist Glück? Sind vor Gott alle Menschen gleich? Große Fragen, die vermeintlich viele Worte als Antwort brauchen. Einen ganz anderen Weg, haben vier Bremerhavener Künstler gewählt.
Sie widmen anlässlich des 1200. Geburtstages des Bistums Hildesheim jeder dieser Fragen ein Bild – die Ergebnisse werden ab dem 28. Juni in einer Ausstellung zu sehen sein.
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Freuen sich auf ihre gemeinsame Ausstellung: die Bremerhavener Künstler Doris Duden, Christa Thomann und Willy Hoffmüller (von links). Auf dem Bild fehlt Annette Richter. Foto: Martina Albert |
„Andersrum kreativ sein“ – so beschreibt Christa Thomann die ungewöhnliche Herangehensweise an das Projekt. Denn anders als sonst war dieses Mal der Titel des Bildes als Erstes da. „Es ist unheimlich spannend sich gezielt zu diesen Themen dann eine kreative Umsetzung zu überlegen“, sagt sie. Zusammen mit ihren Künstlerkollegen Doris Duden, Annette Richter und Willy Hoffmüller hat sie sich dieser Herausforderung gestellt – herausgekommen sind 26 außergewöhnliche Bilder. Jedes für sich hat eine besondere Strahlkraft. Ab Ende Juni ist die Ausstellung mit dem Titel „Große Fragen suchen Antworten“ im Sparkassenhaus in Bremerhaven zu sehen. Gestellt wurden die Fragen von ganz normalen Menschen auf der Straße – gesammelt vor den Feierlichkeiten zum Bistumsjubiläum.
Eine Reise durch die Kunstgeschichte
Das Spektrum dessen, was die Menschen bewegt, ist breit. So fragt sich etwa die achtjährige Greta, warum Gott Gott heißt und nicht Göttin, ein anderer wiederum fragt sich „Was ist Kunst?“ Eine Frage, der sich Willy Hoffmüller nur zu gerne angenommen hat. „Denn das ist eine Problematik, die unter Malern und Künstlern unbeantwortet ist“, sagt der 86-Jährige, der seit seiner Kindheit mit Leidenschaft malt. Er hat sich dennoch an einer Annäherung an die Frage versucht. Herausgekommen ist eine Reise durch die Kunstgeschichte – vereint auf einer Leinwand.
Von der Höhlenmalerei bis zur Moderne arbeitet sich Hoffmüller in sieben kleinen Bildern durch die Jahrhunderte: van Gogh, Monet, Munch – kleine farbintensive Kopien, die bemerkenswert gut miteinander auf engstem Raum harmonieren. Wie lange er an dem Bild gearbeitet hat, kann Willy Hoffmüller nicht sagen. Er tippt aber auf mehrere Wochen, zum Teil habe er bis tief in die Nacht hinein gemalt. „Das ging so weit, dass meine Frau zu mir gesagt hat: Mensch, es wird schon hell, willst du nicht mal schlafen gehen?“, erzählt er und lacht.
Antworten sind immer auch persönlich
Es ist genau diese Intensität und Leidenschaft, die auch die Bilder der anderen Künstler ausmacht. „Zu Lebensfragen anderer Menschen eine Antwort zu versuchen, ist auch sehr persönlich“, sagt Doris Duden. Sie hat sich etwa an die Frage „Warum lieben sich Menschen mehr als dass sie Gott lieben?“ gewagt. Das Bild zeigt im Vordergrund ein Liebespaar. „Das Paar ist greifbar, das andere ist weit weg“, erklärt sie ihr Antwortmodell.
Parallel zur Ausstellung, die anlässlich des Besuchs des Hildesheimer Bischofs Norbert Trelle im Dekanat Bremerhaven am 28. Juni eröffnet wird, erscheint auch ein Katalog, der nicht nur die Bilder zeigt, sondern auch zu jedem Werk einen Text oder persönliche Gedanken enthält.
Auch im Text finden die vier Bremerhavener Künstler oft bemerkenswert gute Antworten auf schwierige Fragen. So wie Willy Hoffmüller, der auf die Frage „Wann wird es mal wieder richtig Sommer?“ nicht nur eine visuelle Antwort geschaffen hat, sondern auch eine treffende Antwort in Worten liefert. Sie lautet: „Die Sommer sind wie früher, wir lassen uns nur keine Zeit sie zu genießen.“
Die Ausstellung wird am 28. Juni um 11 Uhr im Sparkassenhaus (Hafenstraße 126) eröffnet. Sie ist bis zum Freitag, 17. Juli, zu den Öffnungszeiten (montags bis freitags 9 bis 12.30 Uhr und zusätzlich montags 14 bis 16 Uhr sowie dienstags und donnerstags von 14 bis 18 Uhr) zu sehen.
Martina Albert