Das Thema Flüchtlinge bewegt zunehmend auch die Gemeinden im Bistum. Vielerorts engagieren sich Menschen, um Flüchtlingen zu helfen. Aber auch Wohnraum stellen Gemeinden zur Verfügung. Ein Überblick.
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Die Schüler im Deutsch-Fortgeschrittenenkurs des Mehrgenerationenhauses Burgdorf sind im Pfarrhaus der Gemeinde St. Nikolaus in Burgdorf untergekommen. Heiko Kröger unterrichtet sie zusammen mit drei anderen ehrenamtlichen Lehrkräften. Foto: Kleine |
„Ich bin nicht ver…“. Ahsan stockt, das Wort will nicht heraus. Für den 40-jährigen Pakistani ist es, als ob er sich die Zunge brechen muss. Mit Unterstützung von Karola Wuttke klappt es dann doch. „Ich bin nicht verheiratet“, sagt er und lächelt über den kleinen Erfolg. Ahsan kam vor sechs Monaten über Belgien nach Deutschland und schließlich nach Celle. Im Pfarrheim von St. Johannes – im „CaritasPoint“ – besucht er den Erstunterricht. „Ahsan verschlingt die Übungen, möchte schnell vorankommen und nicht so viel Zeit mit Wiederholungen verbringen“, weiß die pensionierte Lehrerin. In der Kirchengemeinde ist sie eine von 10 ehrenamtlichen Helfern, die Deutsch unterrichten.
Während Verständigungsschwierigkeiten bei Ahsan mit Englisch überbrückt werden können, muss im Parallelkurs ein Dolmetscher helfen. Hier sitzen vor allem Balkanflüchtlinge. „Wenn alles nicht hilft, müssen wir uns mit Händen und Füßen behelfen. Eine unserer Lehrerinnen hat mal gesagt: Ich tanze Deutsch!“, sagt Beatrice Doms. Sie organisiert die Deutschkurse in St. Johannes – ehrenamtlich.
Gemeinden organisieren Deutschunterricht
„Der Deutschunterricht in unserer Gemeinde hat eine lange Tradition. Vor fünfzehn Jahren haben wir damit begonnen, damals vor allem für Aussiedler aus Osteuropa“, berichtet Doms. Nun lernen Flüchtlinge im Pfarrheim.
Auch andernorts gibt es dieses Engagement für Flüchtlinge. In der Pfarrgemeinde St. Augustinus in Hameln ist ebenso eine Initiative angesiedelt, um Flüchtlingen Deutsch beizubringen, wie in Moringen, wo die Kolpingsfamilie aus Northeim in ökumenischer Zusammenarbeit Deutschkurse inklusive Kinderbetreuung für Flüchtlinge anbietet. Im Pfarrhaus von St. Nikolaus in Burgdorf findet mehrmals die Woche Unterricht statt, der vom gemeinnützigen Verein Burgdorfer Mehrgenerationenhaus organisiert wird. Die Kooperation zwischen Verein und Gemeinde umfasst auch immer wieder gemeinsame Veranstaltungen, Spendenaktionen und Informationsveranstaltungen. „Die Kirchen sind für uns ein sehr wertvoller Partner bei der Integration von den rund 200 Asylsuchenden und 100 anerkannten Flüchtlingen, die wir hier in Burgdorf begleiten“, sagt Ursula Wieker vom Mehrgenerationenhaus.
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Die Malteser haben zusammen mit Feuerwehr, THW und DLRG in Celle Anfang der Woche eine Zeltstadt für 500 Flüchtlinge aufgebaut. Foto: Malteser |
Doch das Engagement ist vielfältig. So besuchen Schüler und FSJ’ler aus dem Hildesheimer Kirchencafé kreuz.bar regelmäßig jugendliche Bewohner eines Flüchtlingswohnheims, um mit ihnen zu spielen. In der Pfarrgemeinde St. Augustinus in Hameln stattet eine Fahrradwerkstatt Flüchtlinge mit gespendeten Fahrrädern aus. Dort hat sich auch eine orthodoxe Gemeinde gegründet, in der Flüchtlinge Gottesdienste feiern. Am Kirchort St. Bonifatius in Aerzen gibt es Patenschaften für Flüchtlinge und über die Gemeinde werden Möbel an Flüchtlinge vermittelt. Die unter anderem von der Bremer Gemeinde Heilige Familie getragene Ökumenische Starthilfe Bremen-Grohn sammelt Kleidung, Hausrat, Spielzeuge für Flüchtlinge.
In Garbsen werden Hilfsaktionen über das von der Kirchengemeinde getragene Projekt Neuland organisiert. Freiwillige, die Deutschkurse leiten, Integrationslotsen, die mit Flüchtlingen Briefe übersetzen und zum Arzt gehen, und auch eine Kleiderkammer und eine Fahrradwerkstatt koordiniert das Projekt Neuland.
In Duderstadt sind Gemeindemitglieder von St. Cyriakus aktiv als Integrationslotsen oder geben Deutschunterricht. Pfadfinder basteln und spielen regelmäßig mit Flüchtlingskindern und Firmgruppen sammeln Kleider oder besuchen einzelne Familien.
Darüber hinaus sind in einigen Pfarrhäusern oder Pfarrheimen im Bistum Hildesheim Flüchtlinge untergebracht. In der Regel sind die Immobilien für diesen Zweck von der jeweiligen Kommune (Stadt oder Landkreis) angemietet worden. An mehreren Orten laufen derzeit diese Verhandlungen noch oder bereits Planungen, Pfarrhäuser für die Unterbringung von Flüchtlingen herzurichten.
Pfarrhäuser als Unterkünfte vermietet
So leben mazedonische Flüchtlinge derzeit im Pfarrhaus in Adendorf, eine syrische Flüchtlingsfamilie im Küsterhaus von St. Elisabeth, Hildesheim und im Pfarrhaus in Sarstedt-Ruthe sind sechs Syrer untergebracht.
Als Flüchtlingsunterkünfte vermietet sind unter anderem das Kloster und das Pfarrheim von St. Heinrich in Wolfsburg, das Pfarrhaus St. Altfried in Gifhorn und das Pfarrhaus in Zeven sowie zwei Pfarrhäuser in Hannover. Und auf dem Gelände der Kirche Unbefleckte Empfängnis Mariä in Velpke stehen zwölf Wohncontainer. Geplant ist die Unterbringung von Flüchtlingen im Pfarrhaus von St. Ansgar, Wolfenbüttel. Und Verhandlungen laufen zwischen der Stadt Hannover und der Gemeinde St. Godehard, die am Kirchort Maria Trost Wohnraum für rund 30 Flüchtlinge schaffen will.