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Wie ist die leibliche Aufnahme Mariens begründet?

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Woraus schöpft die katholische Kirche die Gewissheit, dass Maria mit dem Leib in den Himmel aufgenommen worden ist? Sind das nur fromme Fantasien oder gibt es dafür biblische Bezüge? H. B., Zwochau

 

Eine fromme Fantasie ist dieser Glaubenssatz nicht. Einen direkten biblischen Beleg gibt es aber auch nicht. Das Dogma von der „Leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel“ hat Papst Pius XII. 1950 verkündet und wird am 15. August gefeiert. Dass Maria „mit Leib und Seele zur himmlischen Herrlichkeit aufgenommen worden ist“, besagt dabei etwas, das die Christenheit schon seit dem 5. Jahrhundert glaubt und auch die altkatholische und die orthodoxe Kirche anerkennen: Maria wurde am Ende ihres Lebens ganz und ungeteilt zu Gott aufgenommen. 

Denn der biblische Ausdruck „mit Leib und Seele“ meint schlicht: „der ganze Mensch“. Die Christenheit bekennt: Maria ist bei Gott – mit allem, was sie im irdischen Leben ausgemacht hat. Das Dogma besagt nicht, dass ihr physiologisch toter Körper gen Himmel geschwebt sei. So hat Pius XII. die Frage um Marias leiblichen Tod bewusst offengelassen.

Zum Glauben an die Auferstehung Jesu gehörte anfangs die starke Erwartung, dass nun bald auch alle anderen Gerechten auferweckt würden und Gemeinschaft mit Gott erhalten. In seinem Brief an die Römer formuliert Paulus dies so: „Die aber, die er vorausbestimmt hat, hat er auch berufen, und die er berufen hat, hat er auch gerecht gemacht; die er aber gerecht gemacht hat, die hat er auch verherrlicht“ (8,30). Ähnlich im Brief an die Epheser: Gott „hat … uns erwählt vor der Erschaffung der Welt, damit wir heilig und untadelig leben vor Gott; er hat uns aus Liebe im Voraus dazu bestimmt, seine Söhne zu werden durch Jesus Christus und … zu ihm zu gelangen“ (1,4f).

Solche biblischen Glaubenszeugnisse wie auch außerbiblische Erzählungen über Maria bildeten die Grundlage für den Glauben, dass Maria die von Gott auserwählt war, seinen Sohn zu gebären, zu erziehen und zu begleiten, ganz bei Gott ist. Insofern hat sie eine größere Bedeutung  als andere Heilige.

Von Roland Juchem

 

 


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