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Eine Kathedrale zum Entdecken

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Großes Besucherinteresse am Dom

Ein Jahr Wiederöffnung des Mariendoms, 100 Tage neues Dommuseum – Gelegenheit, eine Bilanz zu ziehen: Wie viele Besucher kommen eigentlich? Ist das Interesse weiter groß oder verlieren sich nur wenige Gruppen zwischen Rückriem-Altar und Gerhard-Kelch?

Rückblick: Hildesheim, 15. August 2014, Patronatsfest des Hildesheimer Mariendoms: „Öffnet das Tor“, ruft Bischof Norbert Trelle. Er klopft mit seinem Bischofsstab an die Bernwardstür. Sie wird geöffnet. Trelle zeichnet mit seinem Stab ein Kreuz auf den Boden und betritt den Dom. Die Kathedrale ist nach viereinhalbjähriger Sanierungszeit wieder geöffnet.

800 geladene und interessierte Gäste nahmen im Dom am Gottesdienst teil, 1200 weitere trotz Regens auf dem Domhof. Die Neugier war deutlich zu spüren: Wie sieht er denn nun aus, der neue Dom?

1520 Gruppen mit 28 700 Teilnehmern
 

Ein Dom zum Anschauen und Staunen: Gerade Kinder machen beim Gang durch den Dom ungewöhnliche Entdeckungen, wie Menschen im Mittelalter an Gott geglaubt haben.Foto: Wala

Und jetzt, nach einem Jahr? Das Interesse an der neuen, so ganz anderen Kathedrale, ist ungebrochen. „Seit September 2014 wurden 1520 Gruppen durch den Dom geführt“, berichtet Eva Malz von den „Dominformationen“. Macht rein statistisch über vier Gruppen pro Tag. Weihnachten, Ostern und sämtliche Feiertage eingeschlossen. An diesen vorher angemeldeten Gruppenführungen haben insgesamt 28 700 Interessierte teilgenommen.

Dazu werden fast täglich ein bis zwei öffentliche Führungen angeboten. Die genaue Anzahl der Interessierten wird dabei nicht erfasst. Unterm Strich: die insgesamt 90 Domführerinnen und  -führer haben gut zu tun.
Und wer hat sich nun für den Dom interessiert? Von Kindergarten- und Schulkindern bis zu Seniorenkreisen sind alle Alters- und Interessengruppen dabei. Domführungen wurden zum Beispiel von Reiseveranstaltern, Gemeindegruppen, Schulklassen, Vereinen, Professoren mit ihren Studenten, Kommunionkindern oder Pilgern gebucht. Gebucht wurden auch Besichtigungen im Rahmen von Tagungen, Betriebs- oder Familienfeiern.

Woher kommen die Interessierten? „Wir haben Gäste, die aus allen Teilen Deutschlands anreisen“, betont Eva Malz. Aber es kommen auch viele Besucher aus Hildesheim und der Region: „Diese Gäste verbindet zwar eine lebenslange Geschichte mit dem Dom – aber sie sind auf die Veränderungen gespannt.“

Hinter den Kulissen sind noch  etwa weitere 30 Ehrenamtliche im Dom und im Domfoyer engagiert. „Sie sind unsere hilfsbereiten Ansprechpartner für die unzähligen Gäste, die den Dom außerhalb einer Führung besuchen“, würdigt Eva Malz.

Das Dommuseum zählt in den ersten drei Monaten nach Wiedereröffnung gut 18 000 Besucher. Foto: Archiv

Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Dommuseum, bei dem auf 100 Tage Wiedereröffnung zurückblickt werden kann. Gut 18 000 Besucher wurden seit April diesen Jahres gezählt. Mehr noch: Zuschriften und Gespräche zwischen Besuchern und Mitarbeitern zeigen, dass das neue Konzept gefällt: Die Dauerausstellung zeigt Objekte aus dem zum Weltkulturerbe gehörenden Hildesheimer Domschatz im Dialog mit Werken zeitgenössischer Künstler.

„Vor allem die Kinder sind wissbegierig“

Zurück zu den Besuchergruppen im Dom: Sind sie interessiert oder lassen sie alles mehr oder weniger über sich ergehen? Nachgefragt bei Domführerin Silvia Wahl. „Die Besucher sind durchweg wissbegierig, vor allem die Kinder.“ Erst einmal habe sie eher gepflegte Langeweile erlebt: „Das war bei einer Gruppe, die einen Betriebsausflug gemacht hat.“

Gut 50 Gruppen hat sie seit September letzten Jahres geführt: „Einmal bestand die Gruppe sogar nur aus einer Person“, sagt sie. Erstkommunionkinder, Sternsinger, Pfarrgemeinden, Pilger – auf ganz unterschiedliche Gruppen stellt sie sich beim Gang von der Bernwardstür über Taufbecken, Altar, Christussäule bis zum Rosenstock ein. „Ich möchte auch das Interesse für das Leben im Mittelalter wecken.“ Denn auch davon – vom Glauben und Leben der Menschen zwischen 1000 und 1300 – erzählt der Dom. Eine Erfahrung: „Besucher sind viel mehr an Geschichten als an Zahlen interessiert.“

Das lasse sie staunen – zum Beispiel, wenn sie vor einem 1000 Jahre alten Meisterwerk und Glaubenszeugnis wie der Bernwardstür stehen. Oder es lässt Kinder ein bisschen gruseln: „Wenn sie nachfragen, ob in den Schreinen echte Knochen sind“, erzählt Silvia Wahl.

Rüdiger Wala


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