Die Bibel als Comicstrip
Komplizierte Inhalte der Bibel einfach als Comic-Strip bei YouTube erklären. Dieses hehre Ziel haben sich zwei evangelische Christen gesteckt. Mit ihrem „Bibel-Projekt“ wollen sie vor allem das Interesse junger Menschen an der Heiligen Schrift neu wecken.
„Stell dir mal vor, du hättest die beste Geschichte der Welt zu erzählen, aber niemand hört dir zu“, klagt Philipp Kruse. Deswegen will er jetzt – zusammen mit einem kleinen Team - die Geschichte der Bibel genau dort erzählen, „wo die meisten Menschen heute hinhören und hinschauen“. Nämlich auf YouTube, so der Jugendreferent von CVJM Lemgo. Tatsächlich erreicht die Videoplattform schon jetzt in den USA mehr Zuschauer zwischen 19 und 49 als jeder andere Fernsehsender. Auch in Deutschland wird YouTube inzwischen von mehr als 40 Millionen Menschen regelmäßig genutzt.

Die beste Geschichte der Welt
Kruse kann bei seinem Vorhaben – die Bibel in kreativen, Comicstrip-artigen Videos neu in Szene zu setzen - auf die Arbeit von ein paar engagierten Christen aus den Vereinigten Staaten zurückgreifen. In den USA hatte sich Pastor Tim Mackie gemeinsam mit Jonathan Collins, einem Experten für Digitale Medien und Marketing, bereits im Jahr 2013 an die Arbeit gemacht und ihr ehrgeiziges „Bible Project“ gestartet. Inzwischen haben die evangelikalen Christen auf YouTube rund 80 animierte Videos produziert und veröffentlicht. Seit einigen Monaten nun eifert ihnen Kruse gemeinsam mit dem Wiener Pastor Simon Rühl und Art Director Johannes Heine nach. Ziel ist es, vor allem bei jungen Leuten neue Lust an der Heiligen Schrift zu wecken. Dazu wollen sie die zum Teil nicht eben leicht verständliche Kost der Bibel so erzählen, dass sie jedermann leicht nachvollziehen kann, erklärt Kruse in einem Einführungsvideo auf der Webseite „dasbibelprojekt.de“ und auf YouTube.

Auf dem jüngst gegründeten deutschsprachigen Videokanal vom Bibel Projekt soll es schon bald zu jedem Buch der Bibel ein Übersichtsvideo geben, das den Inhalt zusammenfasst und erklärt. Außerdem werden sogenannte Themenvideos gefertigt, die bestimmte Aussagen zu einem Thema – etwa über den Messias - durch die gesamte Bibel verfolgen und auslegen. Bisher sind allerdings erst acht Videos – darunter die Schöpfungsgeschichte Genesis Teil 1 und Teil 2 sowie Exodus - online. Denn billig ist das ganze Unternehmen, das sich zum Teil aus Spenden finanziert, beileibe nicht. Wie die Bibel-Projekt Macher jüngst dem evangelischen Medienmagazin pro erklärt haben, kostet die Übertragung der jeweils rund sechs bis achtminütigen Videos aus dem Amerikanischen ins Deutsche – in der jeder Buchstabe neu per Hand gezeichnet und von einem professionellen Sprecher nachvertont werden muss - zwischen 1.000 und 1.500 Euro. Bis dann die gesamte Bibel in ein paar Jahren online ist, rechnet Kruse mit Gesamtkosten in Höhe von 20.000 Euro.

Ob sich der Aufwand lohnt, entscheidet am Ende das Publikum. Bisher jedenfalls halten sich die Klickzahlen in Grenzen. Auf mich persönlich haben vor allem die sehr textlastigen, sogenannten Buchvideos auf Dauer eher ermüdend gewirkt. Wesentlich schöner in Szene gesetzt- auch zeichnerisch - sind dagegen die Themenvideos etwa über „Die Heiligkeit Gottes“
Ihr Webreporter Andreas Kaiser