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WG-Zimmer für Flüchtlinge

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Drei Berliner haben Webseite zur Zimmervermittlung für Asylbewerber gegründet

Jeden Tag kommen neue Asylbewerber ins Land. Die meisten werden in seelenlosen Containern oder Massenunterkünften untergebracht. Drei Berliner haben deshalb eine Webseite ins Leben gerufen, auf der sie Flüchtlinge in leer stehende WG-Zimmer vermitteln. Das Projekt kommt gut an.

Die Schlagzeilen reißen einfach nicht ab. Genauso wenig wie die Not der Menschen, vor allem im Nahen und Mittleren Osten, und der Zustrom der Flüchtlinge nach Deutschland. Und weil hierzulande etliche Hilfswerke und Kommunen längst an ihre Grenzen gekommen sind, und für viele Flüchtlinge kaum noch menschwürdiger Wohnraum zur Verfügung steht, haben sich jetzt drei junge Berliner ein kleines, aber feines „Willkommens“-Projekt ausgedacht. Über eine eigens gegründete Webseite vermitteln sie Flüchtlinge in leer stehende WG-Zimmer. Und das Ganze mit durchaus nennenswertem Erfolg.

Mit gutem Beispiel voran...

Drei Berliner gründeten Zimmervermittlung für Flüchtlinge
(Foto: Jean-Paul Pastor Guzmain)

Die lokale Presse jedenfalls ist begeistert. Kaum eine Hauptstadtzeitung, die noch nicht über die private Initiative vonGolde Ebding, Mareike Geiling und Jonas Kakoschke (siehe Bild: von links nach rechts) berichtet hat. Der Berliner Zeitung etwa gaben die drei Freunde ein ausführliches Interview. Ebenso der linksalternativen taz. Aber auch christliche Medien sind voll des Lobes. Erst jüngst berichtete das Medienmagazin proüber das Projekt. Im Tagesspiegel dann erzählte Initiator Kakoschke, dass er und seine WG einst selbst mit gutem Beispiel voran gegangen sind. Bis Mai 2015 hatten sie Bakary Konan, einen jungen Mann aus Mali, bei sich untergebracht. Zuvor hatte der Afrikaner mehr oder weniger auf der Straße gelebt, und mal hier, mal dort übernachtet, wie er erzählt.

Insgesamt, so prognostiziert das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, werden 2015 mindestens 400.000 Flüchtlinge nach Deutschland kommen. Viele von ihnen zieht es in die großen Städte. Nach neueren Berichten kommen derzeit täglich bis zu 400 Flüchtlinge allein in Berlin an. Also genau dorthin, wo der Wohnungsmarkt ohnehin schon gewaltig Druck steht. Auch in Hamburg fehlen – obwohl die Stadt bereits 12.300 Schlafplätze für Flüchtlinge bereit stellt – noch mindestens 5.000 Plätze. Dort überlegt man nun, die Asylbewerber künftig auf alten, entkernten Schiffen unterzubringen. In Berlin leben zurzeit sogar 23.000 Flüchtlinge, vorwiegend in Sporthallen, Containern und Heimen. „Wir haben jeden Tag mindestens 200 Menschen vor der Tür stehen, die vor Obdachlosigkeit bewahrt werden müssen, manchmal auch 500“, sagt Silvia Kostner, die Sprecherin des zuständigen Landesamtes für Gesundheit und Soziales.

Projekt für ganz Deutschland oder nur Tropfen auf den heißen Stein?

Das Projekt breitet sich aus...

Insgesamt konnten über die Webseite bereits 52 Flüchtlinge in WGs vermittelt werden. Doch schon jetzt darf erwartet werden, dass die Zahl bald in die Höhe klettern wird. Nach Auskunft der Initiatoren, die natürlich auch auf Facebook präsent sind, haben sich inzwischen knapp 1000 Wohnungsanbieter registriert. Für sie entstehen dadurch keine Mehrkosten. Die sogenannte dezentrale Unterbringung wird inzwischen von etlichen Kommunen und Ämtern gefördert. Und für die Flüchtlinge hat so eine Privatunterkunft ohnehin meist Vorteile. Durch den Kontakt zu Einheimischen gelingt Integration schneller.

Die durch „Flüchtlinge Willkommen“ vermittelten Menschen leben in Berlin, Darmstadt, Dortmund, Dresden, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Hildesheim, Konstanz, Leipzig, Marburg, München und Münster. Zehn „Geflüchtete“ (wie es gendermäßig total korrekt auf der Homepage heißt) wurden nach Österreich vermittelt. Die neuen „Mitbewohner*innen“ kommen aus Afghanistan, Bangladesch, Burkina Faso, Ghana, Kamerun, Kenia, Mali, dem Niger, Nigeria, dem Irak, Iran, Liberia, Pakistan, Russland, dem Senegal, Somalia, Sudan, Syrien und Tunesien.

Ihr Webreporter Andreas Kaiser


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